ADB:Penzlin, Barbara Juliana
Siegmund v. Birken (s. A. D. B. II, 660) durch die Gedichte von Opitz, welche ihr besonders gefielen, ermuntert, ihre Gedanken in Verse zu bringen. Am 17. Juli 1667 heirathete sie den Diakonus und späteren hohenlohe’schen Consistorialrath Conrad Penzel zu Pfedelbach; die ihr von Pegnitzschäfern gewidmeten Hochzeitsgedichte lassen vermuthen, daß sie bereits damals mit dem erwähnten Dichterorden in näherer Beziehung gestanden. Die wirkliche Aufnahme in denselben erfolgte im nächsten Jahre (1668) unter Birken’s Vorstandschaft, der sich vor seiner Erhebung in den Adelstand Betulius nannte und im Orden den Namen „Floridan“ führte. Nach den Satzungen dieser Genossenschaft, welche Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj (Strephon und Clajus) 1644 in Nürnberg gründeten (s. A. D. B. X, 644 u. ff., dann XVI, 50 u. ff.), [365] erhielt jedes Mitglied eine Blume nebst Schäfernamen – beides auf ein Seidenband gestickt, – und wählte eine „Beischrift“ (Sinnspruch) mit „Erläuterung“, wodurch die emblematische Poesie im Orden reiche Förderung erfuhr. – Unsere Dichterin entschied sich für das Lorbeerkraut, den Namen „Daphne“ und die Beischrift: „Ewig gekrönt zu werden“, der sie folgende „Erläuterung“ beifügte:
Penzlin: Barbara Juliana P. (Penzel), Dichterin des Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz. Sie ist eine Tochter des Johann Christoph Müllner, Rathschreibers zu Nürnberg, woselbst sie um 1640 geboren wurde. Schon von frühester Jugend für Poesie sehr empfänglich, wurde sie nach ihren Briefen anSetzt Euren Lorbeer auf, ihr Sieger dieser Erden!
Ihr tragt dieß Kleinod doch nur eine kurze Zeit,
Ich sieg’ in JEsu Kraft; die Kron’ der Ewigkeit
Wird nach dem Glaubenskampf mein schönster Sieges Kranz. –
Wie schon aus dieser Erläuterung ersichtlich, waren ihre Dichtungen meist religiösen Inhaltes, geistliche Lieder und Aehnliches. Eines derselben findet sich in v. Birken’s „Todes-Gedanken und Todten-Andenken“ (Nürnb. 1670, 12°), ein anderes in dessen „Guelfis oder Niedersächsischer Lorbeerhain“ (Nürnb. 1669, 12°) (Nr. V. des Ehren-Zuruff der Schäfergesellschaft). Ferner hat sie die 76. Andacht aus den „Müller’schen Erquickstunden“ in Verse gebracht, und in dem zu Altorf unter dem Titel „Neuerweckte Himmel-schallende Liederfreud“ (12°) erschienenen Gesangbuche findet sich ein beliebtes Lied aus ihrer Feder. Meistentheils waren ihre Gedichte einzeln und handschriftlich im Besitze von Freunden und Ordensmitgliedern, wurden auf diese Weise zerstreut und gingen allmählich verloren. „Die Penzlin“ starb schon im 7. Jahre ihrer Ehe (1674), hochgeschätzt und gewürdigt von den Genossen des Blumen-Ordens. Professor Paullini (mit dem Ordensnamen Uranius) bemerkt von ihr in seinem Werke „Hoch- und wohlgelehrte deutsche Frauenzimmer“ (S. 101): Sie war eine stattliche Historica und gekrönte Poetin etc. etc. und Dr. Omeis zu Altorf (Damon), ein bekannter Litterarkritiker jener Zeit, rühmt sowohl in seiner Dissert. de claris quibusdam in orbe literat. Norib. (pag. 15) wie in seiner „Anleitung zur deutschen Reim- und Dicht-Kunst“ die Anmuth und hohe Kunstfertigkeit ihrer Lieder. Auch der Geschichtschreiber des „löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz“, Jos. Herdegen (Amarantes), gedenkt in anerkennender Weise unserer Dichterin. während Sigmund v. Birken ihr in einem Schäfergedichte (Der norische Metellus) einen warmen Nachruf mit dem (unerfüllt gebliebenen) Wunsche einer Sammlung ihrer Gedichte widmete. „Die am Belt weidenden Schäfer“ aber hingen 1675 zu ehrendem Andenken eine Zither an eine Säule und setzten darunter:
Daphne wer Dein Antlitz sieht
Sieht auf Deinen Rosen-Wangen
Perlen-Glanz und Lilien hangen.
– – –
Keinem aber, Wald-Syrene
Wird Dein voller Glanz & Schöne
Durch ein blosses Anschaun kund;
– – –
Der sieht Daphne halb nur schön
Der sie hörend nie gesehen!
- Paullini und Omeis a. a. O. – Amarantes, histor. Nachr. von des löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang u. Fortgang etc. S. 348–351. – Will, Nürnberg. Gel.-Lex. Thl. III, S. 133.