ADB:Perinet, Joachim

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Artikel „Perinet, Joachim“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 376–377, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perinet,_Joachim&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 17:49 Uhr UTC)
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Perinet: Joachim P. wurde am 20. October 1765 zu Wien als der Sohn eines Kaufmanns geboren, erhielt eine höchst mangelhafte Erziehung und wuchs, meist sich selber überlassen, roh und unwissend auf. Die ihm von der Natur verliehenen reichen Gaben scharfer Beobachtung und schlagfertigen Witzes bildete er leider in Kneipen und Schenken und in Gesellschaft ihm gleichgesinnter Kameraden aus. Mit besonderer Vorliebe verfaßte er Gedichte, kleinere prosaische und komische Aufsätze zum Vortrage und betheiligte sich als Mitwirkender an den in jener Zeit so zahlreichen Haus- und Liebhabertheatern, ja mit 19 Jahren übernahm er in Gemeinschaft mit Ahlen und Gewey das Theater am Neustift „Zum Fasan“, wo sie mit mehreren Dilettanten „unentgeltliche“ Vorstellungen gaben. Das war Perinet’s dramatische Vorschule. Später kam er an das privilegirte Theater in der Leopoldstadt und danach an jenes im Freihause auf der Wieden, wo er überall Beifall fand und das Repertoire mit seinen Originalschnurren oder Bearbeitungen französischer Stücke bereicherte. Der Tod seines Vaters setzte P. in den Besitz eines Vermögens von sechstausend Gulden; aber schon nach sechs Wochen war es bis auf den letzten Pfennig vergeudet und er wie früher ein Bettler, der nun wieder Wien mit seinen poetischen Bettelbriefen [377] überschwemmte. Im J. 1789 kehrte er als Schauspieler und Theaterdichter zur Leopoldstädter Bühne zurück, nahm 1798 ein Engagement bei der Schikaneder’schen Truppe an und folgte 1803 dem Rufe Henslers, der nach Marinelli’s Tode das Leopoldstädter Theater gepachtet hatte. An dieser Bühne blieb er nun, mit Ausnahme eines Semesters im J. 1807, wo er in Brünn spielte, bis zu seinem Tode, der am 4. Februar 1816 erfolgte. – Als Schauspieler war P. von untergeordneter Bedeutung; obgleich in manchen komischen Rollen beim Publicum sehr beliebt, war er doch eintönig, ohne Gestaltungskraft und, wie im Leben, so auch auf der Bühne, gemein. Glücklicher war er in seinen dramatischen Arbeiten, in welchen er den damals eben nicht sehr geläuterten Geschmack des Publicums zu treffen verstand. Dazu gehören: „Der Eremit auf Formentera“, Schauspiel in 3 Akten“ (1790); „Der Page, Lustspiel in 3 Akten“ (1792); „Die zwei Savoyarden, Singspiel in 1 Akt“ (1792); „Die Schwestern von Prag, Singspiel in 2 Akten“ (1795); „Das lustige Beilager, Singspiel in 2 Akten“ (1797); „Der Fagottist oder die Zauberzither, Singspiel in 4 Akten“ (1792); „Vittoria Ravelli, der weibliche Rinaldo, Schauspiel“ (1808); „Das Neusonntagskind, Singspiel in 2 Akten“ (1806); „Die neue Semiramis, travestirte Oper in 2 Akten“ (1806); „Die neue Alceste, Oper“ (1806); „Hamlet, Carricatur mit Gesang in 3 Akten“ (1807); „Idas und Margissa, Oper in 3 Akten“ (1808); „Pumphia und Kulikan, Oper in 2 Akten“ (1808); „Der Feldtrompeter, oder Wurst wider Wurst, Singspiel in 1 Akt“ (1808); „August und Gustavine, Schauspiel in 3 Akten“ (1805); „Kora, die Sonnenjungfrau, Oper in 3 Akten“ (1815); „Megära, die fürchterliche Hexe, Zauberoper in 3 Akten“ (1816); „Die Belagerung von Ypsilon, oder Evakathel und Schnudi, Singspiel in 2 Akten“ (1804) u. v. a. Zu mehreren der Singspiele hatten ihm die Stücke des Wiener Possendichters Philipp Hafner (s. A. D. B. X, 323) als Vorlage gedient. Auch ein Bändchen „Sinngedichte“ (1788) und verschiedene andere, für die Litteratur aber nicht bedeutsame Schriften veröffentlichte P. Viele seiner Lieder in seinen Singspielen, die von Wenzel Müller componirt wurden, haben ihre Volksthümlichkeit bis auf den heutigen Tag bewahrt. Hoffmann v. Fallersleben führt als solche z. B. auf: „Was ist des Lebens höchste Lust? Die Liebe und der Wein.“ – „Der Lenz belebet die Natur, die Schöpfung wird uns neu.“ – „Die Mädchen, die Lieb’ und der Wein begeistern den Menschen allein.“ – „Ich bin der Schneider Kakadu.“ – „Wenn blühende Dirnen ins Auge mir sehen, so ist es geschwind um ihr Herzchen geschehen.“ – „Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann.“

Wurzbach, Biographisches Lexikon, 22. Bd., S. 20.