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ADB:Pflug, Kaspar von

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Artikel „Pflug, Kaspar von“ von Adolf Brecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 691, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pflug,_Kaspar_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 07:37 Uhr UTC)
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Pflug: Kaspar v. P., Herr zu Rabenstein, Sohn Hintsches III. v. P., letzter Sproß des böhmischen Adelsgeschlechtes v. P., reicher evangelischer Standesherr mit ausgedehnten Besitzungen im Elbogener und Pilsener Kreise, besonders um Schlackenwald, Petschau, Falkenau, Rabenstein, Tachau, Kuttenplan und Gießhübel, oberster Feldhauptmann der evangelischen Böhmen im Schmalkaldischen Kriege 1547 und 1548. Seine Aufgabe als solcher war eine doppelte, einmal den Anmarsch des Kaisers Karl V. aus Süddeutschland gegen Kursachsen aufzuhalten, sodann die Vereinigung des Herzogs Moritz von Sachsen mit dem Böhmenkönige Ferdinand zu hindern. Aber beides gelang ihm nicht. Er selbst scheint nicht der Mann gewesen zu sein, die leicht erregbaren, aber in den Kriegsleistungen überaus schwierigen und saumseligen böhmischen evangelischen Standes- und Glaubensgenossen zur Energie und Opferwilligkeit zu entflammen. Denn seine Partei bereitete ihm auch durch Zerfahrenheit, Kleinmuth und Indolenz die größte Schwierigkeit, vor allem durch Zurückhaltung der kriegerischen Mittel an Geld und Menschen, durch welche er allein sein Ziel hätte erreichen[WS 1] können. Ueberdies waren die Führer noch keineswegs mit sich einig über die Rechtmäßigkeit ihres Unternehmens. Der spätere Greifswalder Bürgermeister Bartholomäus Sastrow, welcher damals als politischer Agent der pommerschen Herzoge in das kaiserliche Hoflager ging, begegnete P. in Leitmeritz. „Sie wüßten schier nicht“, so gestand ihm P. offenherzig, „welches zu thun am sichersten und rathsamsten wäre; denn auf der einen Seite wäre der Kurfürst von Sachsen ihr Bundesgenosse, mit ihnen einer Religion, den könnten sie nicht verlassen, auf der anderen wäre Ferdinand ihr König, pericultirte also des Reiches Freiheit und angenommene Religion.“ So kam man nach keiner Seite vorwärts und begnügte sich zu demonstriren. Unterdeß hatte sich Moritz mit Ferdinand vereinigt und war der Kaiser nach Sachsen gelangt. Umsonst sendete der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen Thumshirn mit einigen Tausend Mann an die böhmische Grenze, um den sich um P. sammelnden Schaaren zum Stützpunkt zu dienen und nach der Vereinigung mit ihnen eine Diversion im Rücken des Kaisers zu machen oder die Hilfe gegen einen Angriff desselben an der Elbe zu bieten. Aber alle Bemühungen Pflugs, dieses Ziel zu erreichen, waren umsonst. Seine Verbündeten weigerten den Zuzug und versteckten sich hinter allerlei Ausflüchten. Er selbst hatte kaum 2000 Mann beisammen und litt Mangel aller Art, besonders am Gelde. Dennoch wagte er eine Vorwärtsbewegung; er gelangte bis Königswarth; aber die Vereinigung mit Thumshirn kam nicht zu Stande (16. April). Es wäre auch jetzt zu spät gewesen, denn schon am 24. April kam es bei Mühlberg zur Schlacht. Johann Friedrich hatte sich leider bis zum letzten Augenblicke durch die Hoffnungen auf böhmische Hülfe täuschen lassen; er mußte darum im entscheidenden Augenblicke sogar die Unterstützung Thumshirns entbehren. – P. wurde von König Ferdinand geächtet; ein Preis von 5000 Schock Meißener Groschen ward auf seinen Kopf gesetzt. Aber er entkam seinen Verfolgern, gelangte glücklich nach Magdeburg, wo er sich dem Dome gegenüber ein prächtiges Haus baute, und kehrte vom Kaiser Maximilian II. begnadigt und zum Theil wieder in den Besitz seiner Güter gesetzt nach Böhmen zurück, wo er 1576 zu Falkenau starb. Er war unverheirathet.

Vgl. den Aufsatz von v. Stramberg in Ersch und Gruber’s Encyklopädie der W. und K. Sectio III, Theil 21, S. 241 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ereichen