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ADB:Pilgram, Anton (Baumeister)

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Artikel „Pilgram, Anton“ von Eduard Seis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 128–129, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pilgram,_Anton_(Baumeister)&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 07:20 Uhr UTC)
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Pilgram: P.[1], oftmals genannt: Meister Antoni oder Antonj, berühmter Werkmeister, welcher nachweisbar zwischen 1502 und 1516 in Brünn und in Wien thätig war. Ueber Anton P. haben sich nur wenige und geringfügige Daten erhalten. Auch sein Geburtsort ist unbekannt, denn obschon er in Brünn, wo eine Familie Pilgram bereits um 1350 existirte, längere Zeit gewirkt hat, so ist es doch fraglich, ob er jener Familie entstammte. Prof. F. Ržiha hält bei dem Umstande, daß zu jener Zeit die Baumeister nach ihrem Geburtsorte oder nach dem Orte ihrer früheren Thätigkeit benannt wurden, sogar die Annahme für zulässig, daß der volksthümliche Name Pilgram mit der Stadt Pilgram in Böhmen in Zusammenhang stehe. In Brünn hat P. mehrfache Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen. Er arbeitete an der St. Jacobskirche (1502), am ehemaligen Judenthore (1508), am abgebrochenen Seitenthurm der Jacobskirche (1510) und am Rathhausthore (1511). Einen unwiderlegbaren Beweis hierfür geben die Werkzeichen des Meisters, welche theils an der Jacobskirche, theils auf einem im Brünner Museum befindlichen Simssteine des Judenthors angebracht sind. Von Brünn wurde P. nach Wien berufen, um für den von dem Baumeister Georg Oechsel begonnenen Orgelfuß im St. Stephansdome einen neuen Bauriß zu entwerfen. Da der Plan zufriedenstellend ausgefallen war, so wurde P. auch die Ausführung übertragen. Aber kaum hatte sich der kunsterfahrene Meister an die Arbeit gemacht, als infolge der Zurücksetzung Oechsels der bekannte „Werkmeisterstreit“ ausbrach, in welchem die Steinmetzzunft auf das Entschiedenste gegen den Eindringling Stellung nahm. Sie sah in der Correctur oder gänzlichen Verwerfung der Oechsel’schen Arbeit einen nicht zu rechtfertigenden Verstoß gegen die Bruderschaftsordnung und erhob wider P. eine Reihe von Anklagen, durch die er als ein eigenmächtig handelnder und gewaltthätiger Mann hingestellt wird, dem man weder das Buch der Bruderschaft noch die Büchse (mit dem Bruderschaftsgelde) und das Siegel anvertrauen könne. Kaiser Maximilian entschied den Streit endlich zu Gunsten Pilgram’s, der dann auch 1511 in die Wiener Baumeistertafeln als „paumeister zu St. Stephan“ aufgenommen wurde, während er in den Stadturkunden als solcher angeblich schon 1506 erscheint. Nebst dem in formvollendeter Schönheit ausgeführten und mit der Büste des Meisters geschmückten Orgelfuß (1513), soll P. noch der Erbauer der herrlichen Kanzel, des sogenannten Friedrich-Giebels und der Vorhallen zum Bischof- und Singerthore des Doms sein. Doch ist der thatsächliche Antheil des Meisters an diesen Objecten nicht sicherzustellen, zumal das Werkzeichen an der Kanzel kein Pilgramzeichen, sondern diesem nur sehr ähnlich ist. Auch zeigt die Büste daselbst kaum eine Aehnlichkeit mit jener am Orgelfuß, die die thatkräftigen und energievollen Züge des Künstlers zu lebendigem Ausdruck bringt. Meister P. lebt auch in der Sage fort; er figurirt darin, wohl mit Bezug auf sein Verhältniß zu Oechsel, als ein arger Neidhart, der gelegentlich sogar den jungen Puchsbaum vom Thurme stürzt, damit der kunstbegabte Lehrling den Meister dereinst nicht überflügeln könne. Das Todesjahr [129] Pilgram’s ist unbekannt. Im J. 1516 tritt bereits sein Nachfolger Georg Hauser auf.

Perger, Der Dom von St. Stephan in Wien. Triest 1854. – Tschischka, Der St. Stephansdom in Wien. Wien 1832. – Primisser, Ueber den Baumeister Ant. Pilgram. Jahrbücher der Literatur, 11. Bd. 1820. Anzeigeblatt S. 41. – Ržiha, Das Steinmetzzeichen des Meisters Pilgram. Wiener Dombauvereinsblatt. I. Jahrg. Nr. 4 u. 5.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 128. Z. 11 v. o. l.: Pilgram: Anton P. [Bd. 29, S. 775]