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ADB:Plancius, Peter

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Artikel „Plancius, Peter“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 223–224, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Plancius,_Peter&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 14:00 Uhr UTC)
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Plancius: Peter P., Theolog und Kosmograph, geboren 1550 (nach Einigen 1552 zu Dranoutre in Flandern), † zu Amsterdam am 25. Mai 1622. Nach theologischen Studien in Deutschland und England predigte P. 1576 in Flandern und Brabant, 1577 bei Mecheln, in Löwen und Brüssel und wurde 1578 Prediger in Brüssel. Als der Herzog von Parma sich 1585 dieser Stadt bemächtigte, floh P. im Gewand eines Soldaten nach Holland und wurde noch im gleichen Jahre Prediger in Amsterdam, wo er ebensowohl durch seine Theilnahme an der nationalen Bewegung als seine leidenschaftliche Vertretung der reformirten Lehren, gegenüber den Lutherischen und Arminius sammt seinen Anhängern, den Remonstranten, sich bekannt machte. Bleibende Schätzung hat des Plancius Theilnahme an der Vorbereitung der maritimen Expansion der Niederländer am Ende des 16. Jahrhunderts gefunden. Er war auf geographischem Gebiete wohlbewandert und hat auch im Kartenzeichnen Achtungswerthes geleistet. Jeannin, welcher 1608 mit P. und Le Maire über maritime Unternehmungen sich besprach, bezeichnet jenen als „großer Cosmograph, wohlbewandert in der Kenntniß sowohl des östlichen als des westlichen Indiens, da er viel mit den Kaufleuten, Piloten und Matrosen verkehrt, welche Reisen gemacht haben“. Auf seinem Bildniß von Delfius heißt er „Theologus et Mathematicus“ und Lafaye beglückwünschte die Niederländer Undis et terris, coeloque Batavia felix Monstrata a te sit scit inire vias. Wesentlich seinem Rathe folgten die niederländischen Seefahrer und Kaufleute, als sie Verbindungen mit China anknüpften und für die ersten Indienreisen soll P. die Seekarten gezeichnet haben, mit deren Hülfe sie ihre Wege machten. Aber sein größtes Verdienst um die Schiffahrt, und nicht bloß seiner [224] Landsleute, liegt in der Construction einer Declinationstafel, welche die östliche und westliche Abweichung der Magnetnabel auf dem Raume zwischen Corvo und Canton zeigt. Stevinus, der diese „mit großen Kosten und unter beständiger Arbeit“ zusammengetragene Tafel im 5. Buche seiner Geographie mittheilt, nennt, indem er im Sinne des Mercator sich große Vortheile für die praktische Schifffahrt von derselben verspricht, den „sehr gelehrten Geographen“ P. ihren ersten Erfinder. Durch Sammlung von Büchern, Karten und Manuscripten über geographische Dinge hat P. sich ähnlich wie sein Zeitgenosse Hakluyt verdient gemacht. Bezeichnend für die Theilnahme des Plancius an den Errungenschaften des Zeitalters der Entdeckungen ist die Thatsache, daß Hendrick Hudson seine große letzte Entdeckung, die des östlichen Einganges in die Hudsonsbai, nicht ohne Hülfe des Logbuches der sonst wenig bekannt gewordenen Waymouth’schen Expedition von 1582, welches P. ihm übergeben hatte, gemacht hat. Daß ein so werthvolles Document in die Hände des Amsterdamer Predigers gelangte, deutet mindestens auf die Ausdehnung seiner Verbindungen hin. In diesem Logbuch mußte der Eingang in die Hudsonstraße, den Waymouth unter 61° 40’ gesehen, verzeichnet sein. Den Rathschlägen des Plancius, die wohl durch Karten unterstützt waren, begegnet man auch bei den Versuchen der Niederländer, die nordöstliche Durchfahrt zu finden und wohl ist hauptsächlich auch ihm die besonders rege Theilnahme Amsterdams und besonders dessen zähe Ausdauer in diesen zunächst sehr wenig lohnenden Fahrten zu danken. In Anlehnung an Mercator vertrat P. das eisfreie oder wenigstens fahrbare Eismeer, indem er voraussetzte, daß der rasche Wechsel der Gezeiten kein Packeis zur Festsetzung werde kommen lassen. Ueber alle diese und andere Leistungen und Meinungen des Plancius sind wir leider nur durch die Zeugnisse seiner Zeitgenossen unterrichtet, denn von selbständigen Veröffentlichungen desselben auf geographischem Gebiete kennen wir nur einige Karten, unter denen die 1594 gezeichnete Planisphärenkarte, welche als Beigabe zu Linschotens Itinerarium ofte Schip-vaert naer Oost Indien 1596 und in den späteren Auflagen erschien, besonders genannt zu werden verdient. Die saubere und für diese Zeit richtige Zeichnung, welche die Ueberfüllung vermeidet, erinnert an die Arbeiten Mercators, dessen Traditionen P. unter den Zeitgenossen am eifrigsten und gründlichsten gepflegt hat.

Glasius, Godgel. Nederland III, 100 f. – Stevin, „Oeuvres mathématiques, Ed. 1634, Libr. V, Defin. I. - Les négotiations de Mr. le Président Jeannin, 1659, I, 606.