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ADB:Platen, Dubislaw von

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Artikel „Platen, Dubislaw von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 249–251, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Platen,_Dubislaw_von&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 07:44 Uhr UTC)
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Platen: Dubislaw Friedrich v. P., preußischer General der Cavallerie, wurde am 23. August 1714 als der Sohn des von der Insel Rügen stammenden Generals Hans Friedrich v. P. († am 17. Mai 1743), der ebenfalls ein tüchtiger Cavallerist war, geboren. Er war der ältere Bruder des Generals Leop. Joh. v. P., welcher gleich ihm an sämmtlichen Feldzügen Friedrichs des Großen theilnahm und, wie er selbst Chef eines Dragonerregiments war, welches, zum Unterschiede von seines Bruders Regiment Alt-P., den Namen Jung-P. führte. Im Alter von kaum neun Jahren durch die seinem Vater zugewandte Gunst König Friedrich Wilhelms I. zum Kornet ernannt, war P. Kürassierrittmeister, als der erste schlesische Krieg ausbrach; für Auszeichnung in der Schlacht bei Czaslau am 17. Mai 1742 ward er Major, für sein tapferes Verhalten bei dem Rückzuge, [250] welchen Markgraf Karl von Jägerndorf aus mitten durch die ihn umringenden Feinde nach Camenz ausführte, wobei P. am 22. Mai 1745 tapfer auf Sachsen-Gotha-Dragoner einhieb, erhielt er den Orden pour le mérite; in den siebenjährigen Krieg zog er als Oberst der Normann-Dragoner, erhielt aber am 4. März 1757 als General ein eigenes Regiment der nämlichen Waffe, das bisher Langermannsche Nr. 8. Mit diesem focht er am 30. August in der Schlacht bei Groß-Jägerndorf und rückte gegen Ende des Jahres mit dem Corps des Feldmarschalls Lehwaldt nach Pommern, wo er die nächste Zeit hindurch verblieb. Im März entsandte ihn Dohna, Lehwaldt’s Nachfolger im Commando, mit einer Abtheilung zur Beobachtung der Russen in Hinterpommern. Er entledigte sich dieses Auftrages mit Geschick, begleitete den Marsch der feindlichen Armee auf das Schlachtfeld von Zorndorf, wo einer seiner Söhne fiel, ein anderer schwer verwundet wurde, und folgte den Russen dann auf ihrem Rückzuge nach Pommern. Sein Erscheinen vor Colberg am 22. October, dessen Garnison er Verstärkung zuführen sollte, machte der ersten Belagerung der Festung ein Ende, indem er den russischen General Palmbach zum Abzuge veranlaßte. Als darauf Dohna mit einem großen Theile der in Pommern stehenden Truppen nach Sachsen abberufen wurde, blieb P. unter Manteuffel den Schweden gegenüber; als Dohna zurückkehrte und man von neuem angriffsweise vorging, hatte er, durch Wegnahme eines Werkes, Hauptantheil an der am 18. Januar 1759 erfolgenden Uebergabe des festen Demmin, mußte aber an dem nämlichen Tage schon wieder nach Hinterpommern aufbrechen, wo 2000 Mann unter seinen Befehl gestellt wurden, mit denen er das preußische Gebiet gegen die Streifereien der Russen sichern und Colberg decken sollte. Von hier ward er, am 12. Mai zum Generallieutenant aufgerückt, nach Sachsen zur Armee des Prinzen Heinrich entsandt, focht bei Kunersdorf, bis zum Ende der Schlacht dem Feinde die Zähne weisend, hatte einen Hauptantheil an dem glücklichen Gefecht bei Pretzsch am 29. October 1759, wo die Nachhut der Reichsarmee unter General Gemmingen geworfen wurde, marschirte im Frühjahr 1760 unter General Forcade wiederum nach Hinterpommern, kam im Sommer zur Armee des Prinzen Heinrich zurück, bestand am 7. und 8. August auf dem rechten Oderufer gegen die Russen an der Weida glückliche Vorpostengefechte, welche Breslau gegen die nahenden Russen decken halfen, und focht am 3. November mit der Armee des Königs bei Torgau. Im J. 1760 befand sich P. im Lager von Bunzelwitz. Aus demselben entsandte ihn der König am 10. September mit 14 Bataillonen, 26 Schwadronen und 22 Geschützen zu einem berühmt gewordenen Zuge gegen die russischen Magazine in Posen (vgl. Platen’s Tagebuch in „Sammlung ungedruckter Nachrichten, so die Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1779 erläutern“, III, Dresden 1782). Er entledigte sich dieses Auftrages in glänzendster Weise, zerstörte am 15. bei Gostyn einen unter Bedeckung von 4000 Mann auf dem Wege zur Armee befindlichen Transport von 5000 Wagen, trug hierdurch wesentlich dazu bei, daß die Russen von ihrem Anschlage auf Glogau abließen, führte damit gleichzeitig den vom Könige gewünschten „Coup d’éclat“ aus und wandte sich dann, der feindlichen Verfolgung geschickt entgehend, nachdem er bei Landsberg die Warthe überschritten hatte, nach Pommern, wo Colberg durch die Russen unter Rumjänzow von neuem schwer bedroht war. Prinz Eugen von Würtemberg, welcher auf diesem Kriegsschauplatze befehligte, forderte ihn dringend dazu auf; der russische Feldherr Buturlin hatte aber die Gefahr, welche durch P. dem Belagerungsheere drohte, ebensowol erkannt. Es gelang P. indessen, nachdem er am 30. September bei Körlin ein glückliches Gefecht bestanden und am 2. October bei Spie sich den Weg durch die von Rumjänzow ihm entgegengestellten Truppen gebahnt hatte, sich mit dem Herzoge in den verschanzten [251] Linien bei Colberg zu vereinigen. Am 17. ward er, hauptsächlich auf sein eigenes Andringen, aus diesen mit 5500 Mann entsendet, um angriffsweise gegen die Russen vorzugehen und den Weg nach Stettin frei zu machen. Statt aber diesen Zweck zu erreichen, ward er durch feindliche Truppen von dem Prinzen von Würtemberg getrennt und, nachdem dieser seine Stellung zur Deckung von Colberg aufgegeben und sich mit P. vereinigt hatte, glückte ihnen der Entsatz der Festung ebensowenig; Colberg fiel am 16. December. Ein harter Schlag für den König, für welchen er P. hauptsächlich verantwortlich machte und welchen er diesem nie vergab. Ob überhaupt, und wenn dies der Fall ist, ein wie großer Theil der Schuld ihn trifft, ist schwer zu sagen; gewiß ist, daß seine Schritte seit dem November durch des Königs Flügeladjutanten, Major Anhalt, geleitet wurden, welchen derselbe ihm als Einbläser an die Seite gegeben hatte und daß P., statt der von diesem angeordneten Maßregeln, andere ergriffen haben würde. Aber Anhalt hatte des Königs Ohr, auch mit dem Prinzen hatte P. schlecht gestanden, und so erfolgte ein vollständiger Umschwung gegen die Zeit nach der verlorenen Schlacht bei Groß-Jägerndorf, wo P., als der König einen von ihm eingereichten Beförderungsvorschlag in kränkender Weise abgelehnt hatte, diesem im Vertrauen auf sein gutes Recht schrieb, daß der König das wieder gut machen müsse und Friedrich ihm den Willen that. P. ging nun am 2. Januar 1762 durch Berlin zum Heere des Prinzen Heinrich nach Sachsen, wo er bis zum Ende des Krieges beim Hülsen’schen Corps stand. Auch im baierischen Erbfolgekriege gehörte er der Armee des Prinzen Heinrich an; er befehligte damals ein eigenes Corps preußischer und sächsischer Truppen, mit welchem er über Peterswalde in Böhmen einmarschirte und Prag alarmirte. Des Königs Ungnade verfolgte P. bis zuletzt; er beförderte denselben nicht mehr, während jüngere Generallieutenants zu Generalen der Infanterie ernannt wurden; er lud ihn, wie es scheint, nie nach Potsdam ein und enthielt ihm auch den Schwarzen Adlerorden vor, welchen sein Nachfolger, König Friedrich Wilhelm II. am 18. September 1786 bei der Huldigung zu Königsberg in Preußen ihm mit den Worten umhängte: „Es geschieht zu spät, aber ich weiß Verdienste zu schätzen“. Zugleich verlieh er ihm den durch Anhalt’s Abgang erledigten Posten des Gouverneurs von Königsberg; am 20. Mai 1787 ernannte er ihn zum General der Cavallerie. Den Gouverneursposten wollte P. seines hohen Alters wegen ablehnen, der König bestand aber darauf, daß er ihn annähme. Am 7. Juni desselben Jahres starb er. P. war mit einer Tochter des Großkanzlers v. Cocceji vermählt. Er war eine thatktäftige, tüchtige Persönlichkeit, und besaß in hohem Grade die unschätzbare Eigenschaft, welche man gesunden Menschenverstand nennt.

Berlinischer genealogisch-militärischer Taschenkalender für das Jahr 1784. – Marschall v. Sulicki, Der Siebenjährige Krieg in Pommern, Berlin 1867.