ADB:Dohna-Schlodien, Christoph Graf von

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Artikel „Dohna, Christoph II.“ von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 302–303, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dohna-Schlodien,_Christoph_Graf_von&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 07:54 Uhr UTC)
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Dohna: Christoph D. II., königl. preußischer Generallieutenant, Chef eines Regiments zu Fuß, geb. den 25. Octbr. 1702, Sohn des im J. 1733 verst. Feldmarschalls Christoph v. D., † den 19. Mai 1762. Von König Friedrich Wilhelm I. im Soldatenstand außergewöhnlich befördert und von König Friedrich II. am 28. Juli 1740 zum Oberst ernannt, wurde er im Lauf des Feldzuges 1745 (20. Juli) Generalmajor mit einem um 2 Jahre vordatirten Patent, und 1751 Generallieutenant, 1753 Ritter des schwarzen Adlerordens. In den Feldzügen 1758 und 59 hatte D. bei dem gekrönten Generalissimus, welcher nach Lage der Dinge viel von seinen abgesondert befehligenden Generälen zu verlangen genöthtigt war, einen schweren Stand. Der König sagte ihm öffentlich vor der Zorndorfer Schlacht, das unter Dohna’s Vorgänger im Commando bei Gr.-Jägerndorf geschlagene Corps musternd: „Ihre Leute sind außerordentlich geputzt; ich bringe welche mit, die sehen aus wie Grasteufel, aber sie beißen.“ Minder bekannt ist, daß Friedrich 4 Wochen später, mit Ungeduld Nachricht von D. erwartend über den Verbleib der bei Zorndorf geschlagenen Russen, D. den Befehl schickte, dieselben bei Landsberg durchaus nicht zu verlassen, und die Worte anfügte: „Denn Ich sonst glauben muß, es sei nur das ganze corps d’armée zu Nichts weiter, als daß es im Essen und Trinken unterhalten werde und es weiter Nichts ausrichte.“ Als D. im Juli 1759 nicht königlichem Wunsch gemäß reussirte (mit 20000 gegen 50000), ernannte der König den Generallieutenant v. Wedell zum „Dictator“, schrieb an seinen Bruder Prinz Heinrich: „La tête a tourné à Dohna et ses officiers“, und entzog D. die Befehlführung durch die eigenhändigen Zeilen: „Vous êtes trop malade pour vous charger du commandement. Vous ferez bien de vous faire transporter ou à Berlin ou dans un endroit où vous pourrez remettre votre santé. Adieu.“ D. kehrte nach Berlin zurück, wo er bereits im Frühjahr 1759, seiner zerrütteten Gesundheitsumstände halber, gerastet hatte. Er starb hier 1762, ohne wieder zur Armee einberufen worden zu sein. Manches läßt sich gegen D. sagen, manches für ihn. (Wedell wurde am 3. Juli 1759 bei Kay geschlagen.) In Summa bleibt dieser D. kriegsgeschichtlich bemerkenswerth als ein Beispiel dafür, daß Friedrich d. Gr. seinen „unglücklichen“ Generälen ein sehr strenger Richter war, um zu behindern, daß deren – scheinbar auf [303] Unkühnheit und Mangel an höchster Energie beruhendes, demnach mit Ungeschicktheit identisches – „Unglück“ fernerweit das Staatsinteresse gefährde.