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ADB:Porst, Johann

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Artikel „Porst, Johann“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 444–445, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Porst,_Johann&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 07:21 Uhr UTC)
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Porst: Johann P., Herausgeber des nach ihm benannten berühmten Gesangbuches, wurde am 11. December 1668 zu Oberkotzau im Markgrafenthum Bayreuth geboren. Sein Vater war der Bürger und Brauer Konrad P. Da der Sohn von früh an Prediger werden wollte, nahm ihn der Pastor Nicolaus Degen in Kautendorf in sein Haus, um ihn mit seinem Sohne zu unterrichten. Er kam dann im August 1683 auf das Gymnasium in Hof, von wo aus er im October 1689 die Universität in Leipzig bezog. Nach vollendeten Studien ward er im J. 1692 Hauslehrer beim Superintendenten Lairitz in Neustadt a. d. Aisch. Als er hier Spener’s Bußpredigten zu lesen bekam, entstand in ihm ein lebhaftes Verlangen, Spener selbst kennen zu lernen; und im J. 1628[WS 1] reiste er deshalb in Begleitung des Archidiakonus Astmann in Bayreuth, der eine Stelle als Prediger an der Nicolaikirche in Berlin angenommen hatte, nach Berlin. Hier besuchte er die theologischen Vorlesungen, welche Spener für Candidaten des Predigtamtes hielt; besondern Einfluß aber gewann auf ihn der Prediger Johann Caspar Schade, durch dessen Unterweisung und Beispiel er auf die selbstständige Führung des geistlichen Amtes aufs beste vorbereitet wurde. Er wurde sodann am 3. August 1698 zum Prediger in Malchow und Hohen-Schönhausen berufen. In den sechs Jahren seiner Wirksamkeit an dieser Stelle war er aufs eifrigste bemüht, auch durch Hausbesuche, Bibelstunden und Katechismusunterricht für die Erwachsenen und die Kinder zu sorgen, und seine Treue hatte ein schönen Erfolg. Im November 1704 wurde er zum zweiten Prediger an der Friedrichswerderschen und Dorotheenstädtischen Kirche in Berlin berufen. Der Eifer, mit welchem P. auch hier unter ganz anderen Verhältnissen seines Amtes wartete, verschaffte ihm bald auch in Berlin Anerkennung, und so wählte ihn die Königin Sophie Louise im J. 1709 zu ihrem Hofprediger und Beichtvater. Nicht lange danach, im Januar 1713, ernannte ihn der König Friedrich zum Pastor primarius zu St. Nicolai und zum Propsten von Berlin. Als P. sich noch nicht darüber sicher war, ob er auch diese Berufung annehmen dürfe, versicherte ihn der König, es sei ein göttlicher Beruf, „denn Gott selbst hat es mir ins Herz gegeben, daß Er und kein Anderer diese Stelle haben soll“. Friedrich Wilhelm I. ernannte ihn im J. 1716 zum Consistorialrath. Schon am 10. Januar 1728 starb er, im eben begonnenen 60. Lebensjahre, nachdem er schon vorher eine stetige Abnahme seiner Kräfte empfunden und während der letzten Wochen seinem Tode entgegengesehen hatte. P. war ein außerordentlich treuer und gewissenhafter Seelsorger; bekannt aber ist sein Name noch heute in weiten Kreisen vorzüglich wegen des von ihm herausgegebenen und nach ihm benannten Gesangbuches. Die beiden ersten Auflagen dieses Gesangbuches erschienen in den [445] Jahren 1708 und 1711 ohne Porst’s Namen; nach der 2. Auflage zu schließen (von der 1. ist kein Exemplar bekannt), war es in dieser Form nicht frei von pietistischen Geschmacklosigkeiten, wie sich z. B. in ihm das Lied befindet, in welchem der Sänger wünscht, Jesu Amme zu werden. Von der 3. Auflage an, die im J. 1713 mit Porst’s Namen erschien, ist das Gesangbuch ein anderes Werk geworden, und es liegt der Gedanke nahe, daß P., nachdem er Propst geworden, für die Bedürfnisse der Gemeinden ein besseres Verständniß gewonnen hatte, wie er denn auch im Grunde seines Wesens zu sehr ein zu guter Lutheraner war, als daß er die alten echten Kirchenlieder hätte aus seinem Gemeindegesangbuche ausschließen wollen. Dennoch finden sich auch in dieser Bearbeitung des Gesangbuches noch viele Lieder, in denen sich eine ungesunde pietistische Denkweise ausspricht; P. ist nie völlig von dieser verkehrten Richtung seiner Zeit frei geworden. Sein Gesangbuch hat dann noch mancherlei Wandlungen durchgemacht und ist namentlich in unserm Jahrhundert völlig überarbeitet; in dieser neuesten Gestalt ist „der alte Porst“ noch bei vielen Gemeinden, namentlich in Berlin und in der Provinz Brandenburg, in Gebrauch und gehört zu den besten Gesangbüchern aus älterer Zeit. Porst’s übrigen Drucksachen siehe bei Rotermund.

Jöcher, III, Sp. 1708 f. – Rotermund zum Jöcher, VI, Sp. 667 f. – J. F. Bachmann, Zur Geschichte der Berliner Gesangbücher, Berlin 1856, S. 147 ff., wo eine eingehende Biographie von P. sich findet. – Nachrichten von dem Charakter und der Amtsführung rechtschaffener Prediger und Seelsorger, 6. Bd., Halle 1779, S. 1–18. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl., IV, S. 297 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehler, richtig wäre wohl 1695 (nach Zedler)