ADB:Potter, Dirk
Wilhelm VI. von Holland (bis 1417), dann bei dessen Tochter Jacobäa, seit 1420 aber im Dienst ihres Oheims und Gegners, Jan van Beijeren, zuletzt in dem Philipps von Burgund. Bis 1409 war er auch baelju (Amtmann) im Haag gewesen, dann aber als Gesandter in das hooghe rijck (Oberdeutschland) und selbst bis Rom gekommen, wo er auch 1412 sich befand. Eine Erscheinung der Göttin Venus in Rom 1409 veranlaßte ihn, wie er erzählt, Der Minnen Loep zu dichten, „der Minne Lauf“, wie wir sagen „der Welt Lauf“. Er gibt auch an, daß er für eine Frau dichte und daß er über 40 Jahre alt sei. Am Schluße steht sein Name im Akrostichon. Das Gedicht zerfällt in 4 Bücher: das erste handelt von der thörichten, das zweite von der reinen, guten Minne, das dritte von der unerlaubten, das vierte von der erlaubten (Ehe). Seltsam mischen sich ritterlich-freie Ansichten mit bürgerlich-ehrbaren. Die Ehe preist der Dichter gegen die Angriffe der Geistlichen. Die vier Stufen der Minne (Straße, Garten, Zimmer, Bett) erinnern an die Allegorien des roman de la rose. Auch mit andern mittelalterlichen Dichtungen zeigt sich P. vertraut (von deutschen citirt er Neidhard v. Reuental, den Titurel, Amelie und Willem v. Brabant); aber weit überwiegend benutzt er Ovid’s Heroiden und Metamorphosen. Die Erzählungen, die als Beispiele dienen, nehmen den größten Raum ein. Sie zeigen viel Geschick, aber uns ziehn noch mehr die volksthümlichen Wendungen an, welche der Dichter in seine Lehren einflicht. Die Sprache ist hochdeutsch gefärbt, eine Folge der Regierung bairischer Fürsten in Holland.
Potter: Dirk P., holländischer Dichter. Aus edlem Geschlecht entsprossen, war er von 1402 bis zu seinem Tod (30. April 1428) Geheimschreiber erst bei- Ausgabe von Leendertz, 3 Bde. Leiden 1845–47 (Werken uitg. door de Vereeniging van oude nl. Lk.).