ADB:Praetorius, Johannes (Dichter)
[521] den das Kruglehen übergegangen sein wird. Aus dieser Ehe entsprossen ein Stiefbruder Lorentz und eine Stiefschwester. Zu allen äußert unser Johannes stets große Liebe und Anhänglichkeit. Die Mutter starb im J. 1663/64. Der Stiefvater muß ein gebildeter Mann gewesen sein, denn er heirathete bald darauf, im October 1664, die Wittwe des Pfarrers. Die ersten Eindrücke, die bei dem heranwachsenden Knaben hafteten, waren die furchtbaren Verwüstungen des 30jährigen Krieges, besonders die Grausamkeiten der Schweden, die bekanntlich, im Herbst 1635 nach Mecklenburg zurückgedrängt, seit dem November wieder vorbrachen und von da ab Jahre lang, während der Krieg hin- und herwogte, in der Mark, in Sachsen und Schlesien in ruchlosester Weise wütheten. Noch 1675, als die Schweden wieder vordrangen und dann bei Fehrbellin definitiv zurückgewiesen wurden, lebte der alte Haß wieder glühend in ihm auf. 1636 wurde das väterliche Gehöft in Asche gelegt, vielleicht um die Zeit der Schlacht bei Wittstock, und so traurig waren die Jahre, daß man erst 1646 wieder an den Aufbau denken konnte. Damals aber war Johannes nicht mehr im Elternhause. Vielleicht hatte der Stiefvater selber den Wunsch, den talentvollen Knaben etwas Rechtes werden zu lassen, vielleicht nahmen sich auch die Alvensleben seiner an, denn im J. 1664 nennt er zwölf Glieder jener Familie, denen er verpflichtet sei. Schon am 29. November 1640 war er nach Salzwedel gekommen, anfangs in eine Trivialschule, am 11. December 1641 in die altstädtische Schule unter dem Rector Blumenthal, am 10. März 1644 in die Neustädter unter dem Rector Joh. Georgius, der später Pastor in Tangermünde ward. Letzteren rühmt er als seinen hervorragendsten Lehrer, bei ihm lernte er lateinische Verse machen und dieser leitete auch wohl die Latinisirung seines Namens. Bei der Examenfeierlichkeit am 27. März 1650 declamirte er ein langes lateinisches Gedicht auf den Ruin Deutschlands durch den 30jährigen Krieg, das er auspiciis dni Georgii ausgearbeitet hatte; im J. 1675 ward es gedruckt. Am 30. März verließ er Salzwedel und die „Fluren der Jetze“, um sich nach Halle zu begeben, wo die lutherische Lateinschule unter dem eben von Leipzig dorthin berufenen Franckenstein aufblühte. Als dieser 1652 nach Leipzig zurückkehrte, scheint ihm Johannes gefolgt zu sein, der hier im Herbste 1652 als Johannes Praetorius Palaeo-Marchicus“ immatriculirt ward. Außer der Liebe zur Poesie muß ihn das Studium der Naturwissenschaften beschäftigt haben. Seine Hauptlehrer waren Friedr. Rappold, Prof. dialectices et poeseos, dann Phil. Müller, Prof. physices, und vor allen Jacob Thomasius, der viele naturwissenschaftliche Werke und Abhandlungen geschrieben hat, die sich theilweise mit den von P. später behandelten Stoffen berühren. Bei dem Examen um Johannis 1654 ward er Baccalaureus, fuhr aber noch fort, sich Stud. poetices zu nennen. Am 13. December, am Tage Lucien, damals nach dem alten Kalender der kürzeste Tag des Jahres, hielt er pflichtmäßig seine Baccalaureatsdisputation ab, das „Schediasma philologico-historicum de bruma, loco disputationis serotinae“. Es ist erst 1667 gedruckt worden (22). Damals hat er auch ein lateinisches Gedicht öffentlich vorgetragen – denn es werden auditores angeredet – das dann 1662 gedruckt ward: „Refutatae superstitiones aniles de tetraphyllo“ (in 6). Am 25. Januar 1655 ward er rite Magister, und der damals in Versen abgefaßte Panegyricus rühmt seine bevorzugten Anlagen und berichtet über seinen Studiengang. Im Anfang des Sommersemesters 1656, unter dem Decanat seines Lehrers Rappold, hielt er seine Magisterdisputation ab „De crotalistria, tepidi temporis hospita“, in welcher er, von dem Ausdruck des Aristoteles ϕωλεῖ γὰρ καὶ πελαργός ausgehend, alles Ernstes die Ansicht vertritt, daß der Storch, wie die Schwalben, den Winter in Sümpfen und Klüften zubringe. Die Dissertation ward der Sitte entsprechend gedruckt (1) und ist noch 1702 wieder aufgelegt worden. Sein [522] Genosse als respondens bei der Disputation war Franciscus Romanus Bruno, der damals in Leipzig als Latinist und Schöngeist eine Rolle gespielt zu haben scheint. P. hatte nun das Recht zu lesen und er hat auch zu lesen versucht. Aus dem Sommer 1659 ist ein Gedicht vorhanden, in welchem er zu einem Colleg über Chiromantik einladet; in einer Dedication von 1661 an die Mitglieder der polnischen Nation (an der Universität) sagt er, sie hätten von ihm „die Sternen-Lehr begehrt, so er Euch sammt der Erd- und Händekunst erklärt“. Aber viel ist aus seiner akademischen Thätigkeit nicht geworden. In demselben Jahre klagt er dem Kurprinzen von Sachsen jammernd seine Lage; er habe wohl Zuhörer, aber wenn es ans Bezahlen gehe, so verschwänden sie, denn Undankbarkeit sei jetzt eingebürgert. Eine Anstellung, auf die er sich gewisse Hoffnung gemacht hatte, war, wie es scheint, einem Andern geworden. An der Universität und in der Facultät hat er denn auch keine Rolle gespielt, Mitglied des consilium facultatis ist er nicht geworden, Lectiones ordinariae sind ihm nicht aufgetragen worden und Facultätsämter hat er keines bekleidet. Dagegen war er bereits 1659 poeta laureatus Caesareus. Wer ihn dazu gemacht hatte, wird uns nicht berichtet, aber zweifelsohne war es Joh. Rist, der vom Kaiser zum Comes palatinus ernannt war (vgl. Hansen, Joh. Rist. Halle 1872, S. 178 f.) und den P. im J. 1660 seinen „Beförderer und Gönner“ nennt. Er war viel in Noth, denn bereits im Juni 1659 hatte er sich mit Barbara, der hinterlassenen Tochter des Röhrmeisters Vater in Saalfeld, verheirathet. Von ihr wurden ihm zwei Töchter geboren, Johanna Susanne am 22. October 1660, bei der sein Lehrer Jac. Thomasius Gevatter stand, und Barbara Elisabeth am 3. August 1662. Im Juni 1663 hat er einmal seine Heimath wieder besucht, wo die Seinigen in Noth gewesen zu sein scheinen, sonst scheint er Leipzig nicht verlassen, und auch hier recht stationär gelebt zu haben. Am 1. Januar 1662 datirt er eine Vorrede „in Paullino“, und als er am 25. October 1680 an der Pest starb, die damals in Leipzig und gerade an diesem Tage am Heftigsten wüthete, notirte der Leichenschreiber: „ein Mann in Paulino, Mag. Joh. Praetorius P. L. C.“
Praetorius: Johannes P., eigentlich Hans Schultze geheißen, Dichter, Humorist, Naturbeflissener, Historiker und Vielschreiber, besonders als Quelle für die abergläubischen Vorstellungen seiner Zeit wichtig, ward geboren am 22. October 1630 in Zethlingen in der Altmark, einem wohlhabenden, der Familie Alvensleben gehörigen, in der Mitte Wegs zwischen Salzwedel und Gardelegen an der großen Heerstraße von Magdeburg auf Hamburg gelegenen Dorfe, wo seine Familie den Krug (daher auch wohl „Krüger“ genannt) und vielleicht auch das Schultzenamt zu Lehen hatte. Sein Großvater hieß Paul († 25. Oct. 1626), sein Vater Joachim († 9. October 1634). Die Mutter, eine geborne Ilse Books, verheirathete sich bereits im Mai 1635 wieder mit dem Krüger Hans Schultz († 8. Januar 1687), wohl einem Verwandten ihres verstorbenen Mannes, aufSo war es in Leipzig ein sehr einfaches, eng umgrenztes Leben, das er führte, er selbst wohl das Bild eines echten alten Leipziger Magisters. Aber aus dieser Beschränkung entquoll nun eine wahre Fluth von Büchern, von denen man oft nicht begreift, wie nur die Zeit ausgereicht hat, sie zusammen zu schreiben. Auffallend ist dabei, daß sich poetische Werke, von nebenbei eingefügten Gedichten abgesehen, gar nicht finden, der poeta laureatus also dieses Handwerk bald an den Nagel gehängt haben muß. Aber zu irgend einer Bedeutung hat er es, wie an der Universität, so auch in der Wissenschaft nicht gebracht. Trotz alles regen Sinnes war er doch eine Natur zweiten Ranges. Eine tändelnde Weise, die sich an versteckspielenden Liebhabereien, Acrostichen, Anagrammen, alphabetischen Albernheiten, gesuchten Wortspielen u. A. ergötzte, steht im Vordergrunde seiner Schriftstellerei. Auch wo P. eine Frage wissenschaftlich behandeln will, geht er nie gerade auf die Lösung derselben ein, immer dreht er sich in den weitschweifigsten Präamblen herum, als komme es wesentlich darauf an, recht viel Raum zu füllen. Excerpte und Citate sind ihm eine Hauptfreude und er hat sie in seinen Werken in oft unerträglicher Weise gehäuft, oft freilich auch einen wahren Schatz von Nachweisungen zusammengebracht. Allerdings besitzt er eine gute Weise drollig zu erzählen, auch ist er nicht ohne Witz. Aber auch dieser ist gesucht und liebt das Zusammentragen des Verschiedensten, ähnlich wie Fischart, von dessen eigenartigem Humor noch ein letzter verschwindender Schimmer sich bei P. zeigt, dem freilich der markige Charakter seines Vorbildes ganz abgeht. Wie er aber Bücher excerpirt und Excerpte zu Haufen trägt, so macht er es auch mit den ihm zu Ohren gekommenen Mittheilungen und mit [523] dem von ihm Erfahrenen. Jöcher deutet an, die Zeitgenossen hätten ihn für leichtgläubig erklärt und er habe sich Vieles aufbinden lassen. Dem kann man nicht widersprechen, denn an Kritik fehlt es ihm durchaus. Da er in die Naturwissenschaften hineingeblickt hat und in der Weise seiner Zeit allerlei tiefere Bedeutungen und Beziehungen aus denselben herauszugrübeln beflissen ist, so berührt sich sein Denken überall mit den Fragen des Aberglaubens. Und hier ist sein Standpunkt ein ganz eigenthümlicher. Er ist ein wüthender Feind eines gewissen Kreises abergläubischer Anschauungen, wie sie das gewöhnliche, tägliche Leben zu beherrschen pflegen. Gegen diese zieht er spottend und scheltend zu Felde und seiner redseligen Feindschaft verdanken wir ein wahrhaft unerschöpfliches Register derselben. Aber dabei steckt er selber tief im Aberglauben, sobald derselbe nur eine Art religiöses, wissenschaftliches oder gelehrtes Gewand trägt. So sind die Astrologie und die Chiromantie, die Metoposcopie, der Glaube an Hexen und Zauberei für ihn unumstößlich sicher, sie sind theils Mittel, deren sich das göttliche Wesen zu seiner Offenbarung bedient, theils Mittel des Teufels, verwerflich aber in Wirklichkeit vorhanden, und er hat dickste Bände daran gewendet, sie kennen zu lehren und zu verbreiten. Ein mystischer Glaube an die durch kein Gesetz gebundene göttliche Weisheit und Allmacht beherrscht ihn dabei. Der Mann verdient es dennoch, daß sich einmal ein Liebhaber seiner annehme, wie es Meusebach mit Fischart gethan hat. Was im Folgenden zur Vorführung seiner Schriftstellerei geboten werden kann, ist lange nicht ausreichend. Schon die Lücken, die die Beachtung der Zeiträume aufweist, zeigen, daß er noch Manches herausgegeben haben muß, was das nachstehende Verzeichniß nicht nennt. Auch beweist der „Mägdetröster“ (11) und der „Katzenveit“ (14), daß er auch anonym geschrieben hat, und das „Buch vom Trinken“ (12), daß er auch pseudonym aufgetreten ist. Ein genaueres Studium seiner Werke wird manche weitere Andeutung ergeben, denn in seiner Redseligkeit ist er nicht sparsam mit den Hinweisungen auf sich, seine Arbeiten und seine Verhältnisse. Aber ich glaube, das nachstehende Verzeichniß kann wohl als eine erste umfassende Grundlage ausreichen; willkommen, denke ich, soll es sein, daß ich stets den Aufbewahrungsort des von mir benutzten Exemplars angegeben habe (Dr. = kgl. Bibl. in Dresden, Berl. = kgl. Bibl. in Berlin, Mchn. = kgl. Bibl. in München, Lpz. = Univ.–Bibl. in Leipzig). Darauf, sämmtliche Drucke erschöpfend aufzuzählen und zu recognosciren habe ich es nicht abgesehen. Ich durfte nicht vergessen, daß ich nicht eine Monographie, sondern einen Artikel für ein biographisches (nicht einmal bibliographisches) Lexikon zu schreiben habe. Die Jahreszahlen der Werke sind zu einem großen Theile nicht direct angegeben, sondern versteckt in Titeln und Ueberschriften, aus denen sie durch Zusammenrechnen der als Ziffern verwendeten lateinischen Buchstaben gewonnen werden müssen.
1) Die erste gedruckte Arbeit war 1656 seine Dissertation (Archiv der philos. Fac. in L.), die wir schon besprochen haben; Drucke Leipzig 1671 und 1672 in Jena auf der Univ.-Bibl., von 1702 (48 S. 4°) in Leipzig und Göttingen. Diese neuen Auflagen führten, obwohl ebenfalls lateinisch, den Nebentitel: „Oder von des Storches Winterquartier“. Dann folgte erst 1660 (nicht 1659), oder eigentlich erst 1661: 2) „Eine Zigeunerkarte oder Chiromantienspiel“, Nürnberg bei Joh. Hoffmann, 28 unbeziff. Bll. 12° (Berlin), deutsch, zum Theil in Versen, den Mitgliedern der polnischen Nation in Leipzig gewidmet. Die eigentlichen Karten, Abbildungen der Hände und ihrer Linien enthaltend, fehlten bei dem von mir benutzten Exemplare. In diesem kleinen Büchlein erzählt er, daß er ein großes vollständiges Werk über denselben Gegenstand ausgearbeitet habe, das „jetzt nur auf den Verleger wartet“ (Chiromantie, Anagr. næret mich jo). Ein solcher muß sich bald gefunden haben, denn noch in demselben Jahre erschien [524] ein mächtiger Quartant, der in Wirklichkeit aus zwei Werken bestand: 3) „Judicium chiromanticum Praetorii seu thesaurus chiromantiae locupletissimus: multis jocis et amoenitatibus, plurimis tamen seriis instructissimus“ (lat). Leipzig 1661, 1026 S. 4°. Gewidmet Joh. Georg III. (damals noch Kurprinz und erst 14 Jahre alt). Mit S. 857 beginnt ein ganz neuer Gegenstand, eine Metopo-Scopia (per Anagramma: Caput ipse homo). Obwohl dieser durch den Custoden Me an das Voraufgehende angehängt wird, ist es doch ein Theil des folgenden Werkes. Ein Index ist zu der Chiromantie nachträglich angelegt, findet sich aber nicht in allen Exemplaren (vorhanden Dr., fehlt Lpz.). 4) „Centifrons idolum Jani, hoc est: Metoscopia seu Prosopomantia completissima“ (lat.). Leipzig 1661, 14 S. u. S. 301–340. Enthält das Frontispicium (Vorrede) zur Metoscopia und den letzten Theil derselben, dann einen Index, der den zugehörigen Theil aus 3 mit umfaßt (Dr., Lpz.). Das Durcheinander von 3 und 4 erklärt sich dadurch, daß beide bei demselben Verleger (Oehler in Leipzig) erschienen, aber 3 in Jena, 4, wohl um recht schnell fertig zu werden, in Arnstadt gedruckt ward. Das Exemplar der Dresdner Bibliothek von 3 und 4 ist in Goldschnitt gebunden; es wird das Dedicationsexemplar sein, und hier ist auch vom Buchbinder die richtige Reihenfolge hergestellt, dem freilich der Custos Me (s. o.) widerspricht. Die Dedication enthält eine jammervolle Schilderung seiner traurigen Lage und eine directe Bettelei an den Kurprinzen. Die folgenden Jahre waren nicht minder productiv. 5) „Daemonologia Rubinzalii Silesii d. i. ein ausführlicher Bericht von dem wunderbarlichen, sehr alten und weit beschrieenen Gespenste, dem Rübezahl, Welches sich … Nebenst vielen andern nachdenklichen Erzählungen von Betrocknissen … wie auch sonsten mehren kurtzweiligen Schosen, gäntzlich aus vielen Scribenten erstlich zusammengezogen“ (deutsch). Leipzig 1662, Dedicat. Vorr. u. 343 S. 12° (Dr.). Eine neue Auflage 1668, 12° und einen „Ander Theil“, Leipzig, 1665 12° und „Dritter Theil“, ebenda 1665, 12°, führt Goedeke auf. Das Buch ist dem Leipziger Kaufmann Wenc. Buhle gewidmet, der aus Breslau stammte und in diesem Jahre bei seiner Tochter Gevatter stand. Merkwürdig ist, daß P. sich in diesem Buche bereits auf sein Werk über den Blocksberg (26) beruft, das doch erst 1668 herausgekommen ist. 6) „Philosophia Colus oder Pfy, lose vieh der Weiber, darinnen gleich hundert allerhand gewöhnliche Aberglauben des gemeinen Mannes lächerig wahr gemachet werden, die kurtze Zeit zu verlängern und die lange Zeit zu vertreiben, auffgesetzet durch MIciPSaM, regem Numidiae“ (deutsch.) Leipzig 1662 (nicht 1652) 4 Bll. u. 221 S., 4° (Dr.). Die großen Buchstaben bedeuten: Mag. Joh. Praet. Sedlingo (Saxo?)-Marchita. Hierin befindet sich S. 45 fg. ein lateinisches Gedicht, das wohl auch als besonderer Titel angeführt zu werden pflegt: Refutatae superstitiones aniles de tetraphyllo, 1654 verfaßt (s. o.). Dies Werk ist nicht zu verwechseln mit Joh. Georg Schmidt’s „Die gestriegelte Rockenphilosophie“, die in Chemnitz von 1705 an bis 1722 in sechs Hunderten erschien, und unser Werk benutzt hat. 7) „Eine astronomische Karte“. Nürnberg 1663, 12°. Titel, Dedication (unterz. 6. Oct. 1662) und Vorrede, 2 Bog., (lat. u. deutsch), dann 36 auf Pappe aufgezogene deutsche Karten, die mit verschiedenen astronomischen Figuren versehen sind, unter denen sich deutsche Verse mit lateinischen Ueberschriften befinden. Die Vorrede enthält zu ihnen die Erklärung (Dr.). Gewidmet einem Breslauer Patriciersohn Georg Schöbel, jur. utr. candid., amico et fautori suo singulari. 8) „Saturnalia, d. i. Eine Compagnie Weihnachts-Fratzen oder Centner-Lügen und possierliche Positiones“ (deutsch u. lat.). Leipzig (1663), 414 S., 8° (Dr.). Es sind 66 Propositiones. Hierin beruft er sich bereits auf sein Buch „Storchs- und Schwalben Winterquartier“ (32). (Er hatte wohl die Sitte, Bücher bereits zu erwähnen, mit denen [525] er erst umging.) 9) „Valedictorium Exequiale oder Hundert auserlesene Abdanckungen, theils vor, theils nach dem Begräbnüsse üblich, und allhier, in der weitberühmten Stadt Leipzig belieblich …“ (deutsch). In Verlegung Johann Cundisii in Görlitz, 1663. 8 Bll., 416 S. 8°. Angehängt: „Latinae Gratiarum actiones et Valedictiones sepulchrales“, 1663. 101 S. u. 5 Bll. Register auf das ganze Werk (Berlin). Er bittet um Zusendungen, da er noch mehr Centurien herauszugeben beabsichtige. Der Verleger hatte ihn mit diesem Werke beauftragt. 10) „Catastrophe Muhammetica oder das endliche Valet und schändliche Nativität des gantzen und nunmehr vergänglichen Türkischen Reiches“ (deutsch). Leipzig (1663), 8 Bll. u. 504 S., 4° (Lpz.). Es ist einem Dutzend Mitglieder derer von Alvenßleven, aus dem Hause Calbe, gewidmet, mit einem Bettelbriefe, in dem er ihrem Schutze seine Eltern und Verwandten anempfiehlt. Die Vorrede ist vom 2. Mai 1664, im Widerspruch mit den Ziffern des Titels, die freilich das Jahr der Ereignisse (den damaligen Krieg in Ungarn), nicht das des Druckes meinen werden. Dasselbe Buch wird auch „Turcicida“ citirt. Ein Exemplar mit diesem Titel ist in Zwickau 1664 erschienen (Jena). 11) „Dulc-Amarus Ancillariolus d. i. der süßwurtzligte und saur-ampferigte Mägde-Tröster. Erzwingend, daß die Mägde bessere Thiere seyen als die sogenannten Jungfern: Item, daß sie … Aus Phy-lo-lochischen Samen gezeuget … Von des Virgilii seinen Dienstbothen, dem Servio … “ o. O. 1663 (deutsch). 1 Bl., 498 S., kl. 8° (Weimar). Zuerst von Jac. Grimm im Quellenverzeichuiß zum D. Wtrbch. unserm Verfasser beigelegt. An der Richtigkeit ist nicht zu zweifeln. Nicht nur die ganze tändelnde, citatenhäufende Breite und die witzig sein wollende Manier verräth den Autor, sondern er beruft sich auch auf andere Werke, wie den reformirenden Rübezahl (29). 12) „Philosophia Salustiana, drinnen ausführlich auff die Frage antwortet wird, worumb die Teutschen so gerne Salus sprechen, von Janeser Potorianus Tezlingensis“ (lat.). 108 Bll. in lang 12°, v. J. 1664. Ein Exemplar ist mir nicht bekannt geworden, der Titel rührt von Angaben des Hrn. Dr. Knaake her. Der Name ist wohl eine Uebertragung des Nebennamens der Familie: „Krüger“. An der Verfasserschaft unseres P. ist nicht zu zweifeln. 13) „Judiciolum Asteriae oder der Mittägliche Strauß-Stern, so sich im Außgange des 1664 … im Monat Decembr …, erschrecklich hat sehen lassen“ (deutsch). Leipzig 1664, 4½ Bogen, 4° (Lpz.). 14) „Ein gründlicher Bericht vom Schnackischen Katzen-Veite, Als einem wercklichen und würcklichen Abentheurer beym Kohlenberge im Voigtlande, welcher zu Zeiten kunter-bunte Sprünge vorgenommen hat, und noch nimmt, eine Alefantzerei über die andere treibet, und sich so närrisch geberdet, als kein Klauß Narre oder Hanß Klauert iemahlen gethan hat. An den Tag gegeben von Steffen Läusepeltzen aus Rit-mier-ins-Dorff. Im Jahre MeIne FraV hat aVCh eIne, aber DIe Ist Lange nIt so groß (= 1665). (Eine Mütze meyne ich.) Gedruckt im itzigen Jahre“. 11 Bog., 8° (Berl.), eine ältere und mehrfach correctere Ausgabe besaß Goedeke; eine vom Jahre 1692 erwähnt das Quellenverzeichniß zum Grimm’schen Wörterbuch. Das anonym erschienene Buch ist zuerst 1854 in diesem Verzeichniß des Grimm’schen Wörterbuchs unserm P. beigelegt, dann auch von Goedeke im Grundriß. An der Richtigkeit dieser Annahme ist nicht zu zweifeln. 15) „Sacra filamenta divae virginis oder Naunburgsche plumerantfarbene Faden, d. i. unerhörtes Prodigium von der hoch-blauen Seide, so bey Laucha um Naumburg unlängst auffm Acker häuffig angetroffen worden“ (deutsch), Hall in Sachsen, 1665. 7 Bog., 4° (Lpz.) 16) „Das dreyfache Leipzigsche Blut-Zeichen, so der allmächtige und erzürnete Gott umbs Mittel dieses 1665. Jahrs … vor Augen gestellet hat. In verlegung des Autoris“ (deutsch). Zwickau, 1665. 71 (72) S. u. 2 Bll. 4° (Lpz.). 17) „Bellerophon vulnerandorum d. i. der neulichste und ungeheure [526] Wunder-Comet, welcher sich in diesem auffwachsenden 1665. Jahre, nach dem 26. Martii … angefunden.“ Leipzig 1665. 92 S., 4° (Lpz.). 18) „Astrologia Germanica et Germana d. i. Eine neu erfundene Geographische Astrologie, drinnen der eigentliche und unfehlbare Dieterich zur höchsten Wunder-Kammer Gottes anzutreffen stehet …“ Leipzig, Frommann, 1665 (deutsch). 3 Bll. 258 S., 4° (Berlin). Ist den „Herren General-Staten“ gewidmet. 19) „Hierher stelle ich das folgende, ohne Jahresziffer erschienene Schriftchen, dessen letzte geschichtliche Erwähnung aus dem Jahre 1664 ist: „Ein kurtz-gefasstes, jedoch viel Nutz-schaffendes Geographisches Inventarium, über die grossen Ungarischen Landkarte. Darinnen die meisten und vornehmsten Oerter und Städte, über 100 in Ungarn, etc. nach dem Alphabet erzehlet … Zum andernmal auffgeleget, und vermehret,“ o. J. Nürnberg bei Joh. Hoffmann, 8 Bll. 8°, deutsch (Jena). Hierin erwähnt er ein, wie es scheint, bereits herausgegebenes Werk, zu dem er noch einen Zusatz beabsichtigte: „welchen (den großen Nutzen) ich künfftig (geliebt es Gott) im Büchlein zu meinen hundert Geographischen Tabellen oder Spielkarte außführlich und weitläufftig entdecken will, und damit vielleichte ein sonderlich beliebtes und rares Werk publiciren kann“. Hiernach möchte man vermuthen, daß auch die „große Ungarische Landkarte“ sein Werk gewesen sei. 20) „Anthropodemus plutonicus, d. i. eine neue Welt-Beschreibung von allerley Wunderbahren Menschen; als da seyn 1. Alpmännergen, Schröteln, Nachtmähren. 2. Bergmännerlein (u. s. w. alphabetisch, bis) 22. Zwerge, Dümeken“ (deutsch). Magdeburg 1666. 1½ Bog. 495, 370 S. 8° (Dr.). Eine neue Auflage, Magdeburg 1668, 8°, ist in Jena. Dazu „Ander Theil der newen Weltbeschreibung, von (folgen ebenfalls 22 alphabetisch geordnete Bezeichnungen) Menschen, welcherer (!) Capittel Anhangsweise hinter sich allerhand Warsagungen und Wunderzeichen von Gegenwertiger Zeit haben“ (deutsch). Magdeburg 1667. 17 Bll., 560 S., 7 Bll. 8°. (Dr.) 21) „Eine an die Hochmögende und ietzt Triumphirende Herren General-Staaten der vereinigten Niederländischen Provintzen dienstfertig abgelegte Recommendation der richtigen, wichtigen und neu erfundenen, auch Ihnen allein zugeeigneten Cometischen Astrologie, vom Autore.“ Leipzig 1666. Mense Junio. 4 Bll. 4°, deutsch (Jena). In der Unterschrift nennt sich der Verfasser („Ihrer Hochmögenheiten Dienstgeflissener Admirator und Cultor“). Er beruft sich auf das 1665 den Generalstaaten gewidmete Schriftchen (18). 22) „Philologico-Historicum Schediasma de Bruma, Vom Luzien-Tage.“ (lat.) 1667. 9 Bg. 4°. (Dr.) War, wie schon erwähnt, die von ihm als Baccalaureus am 13. Decbr. 1654 gehaltene Disputation. In diesem Drucke erwähnt er zwei Werke als bevorstehend, deren Erscheinen mir nicht bekannt geworden ist: a) „Tractatus geographicus historico-physicus, Elevationis polaris usus centuplex cum refutatione Jesuitae quoad Poli mutabilitatem, dilucidans Θεῖα theocratiae seu mirabilia opera Numinis“, und b) „Supplantatio Barbarossae a Rolando, opusculum omnia propemodum complectens, quae hactenus pro et contra sparsim scripta sunt de hac materia, cum destructione negantium ex historicis et arcanis principiis“. 23) „M. DC. LXVI. Zodiacus Mercurialis, d. i. Jährige Europäische Welt-Chronik“, mit Kupfern und Register (deutsch). o. O. 1667. 4 Bll., 168 S. u. 4 Bl. 4°. (Dr.) 24) „Gazophylaci gaudium, d. i. Ein Ausbund von Wündschel-Ruthen, oder sehr lustreiche und ergetzliche Historien von wunderseltzamen Erfindungen der Schätze“ (wieder 22 Arten alphabetisch aufgezählt) (deutsch). Leipzig 1667. 1½ Bog., 496 S., 2 Bog. Reg. 8°. (Lpz.) Hierin verweist er auf seinen „abergläubischen Johannistopf“ (vgl. zu 28). 25) „Der Cometische Friedens-Curirer. An die Hochmögende Herren General-Staten Der sieben sieghafften vereinigten Niederländischen Provintzen. Dienstfertig abgesandt vom untenbenahmten Autore.“ Anno 1667. (Unterz. Leipzig [527] Mense Septemb.) 4 Bll. 4°, deutsch (Jena). Verf. beruft sich auf beide Theile des Anthropodemus (20), dann auf die Wündschel-Ruthe (24), daneben auf ein Comet. Extract., ferner Reformatam Astrol. Com. und auf „Holl. Himmels-Glück“ sowie „Holl. Schutz Engl“. Merkwürdig ist die geringe Anzahl der von 1668 bis 1674 (und man möchte sagen bis 1677) erschienenen Schriften. Zweifellos hat P. mehr geschrieben, vielleicht anonym, vielleicht pseudonym; vielleicht fallen auch hierher einige Werke (s. u.), von denen mir keine Exemplare zugänglich geworden sind. 26) „Blocks-Berges Verrichtung, oder ausführlicher geographischer Bericht von den hohen trefflich alt- und berühmten Blocks-Berge, ingleichen von der Hexenfahrt und Zauber-Sabbathe, so auff solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland jährlich den 1. Maij in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen. Aus vielen Autoribus abgefasset, und mit schönen Raritäten angeschmücket sampt zugehörigen Figuren“ (deutsch). Leipzig u. Frankfurt a. M. 1668. 582 S. 8° und 9 Bll. Appendix, enthaltend die Schilderung einer Harzreise und eines Besuches der „Baumans Höle“. (Lpz.) Nach Goedeke auch 1669 in Leipzig. Die Anführung Descriptio geographia de Meliboco meint wohl dasselbe Werk. Hierin sagt er bei Erwähnung des „Hexen-Spiels am Johannestage“: „Mehr Sachen erwarte hiervon künfftig, geliebts Gott, in meinem großen Johannes-Buch“. 27) „M.DC.LXVIII. Zodiacus Mercurialis explicandissimus, d. i. Jährige Europäische Welt-Chronik“ … (aufs Jahr 1668). Jena 1669, in Verlegung des Autoris. 4 Bll., 200 S. 4°, deutsch (Jena). Man möchte annehmen, daß auch auf das Jahr 1667 ein ähnliches Werk verfaßt worden sei. Er klagt über seine Armuth: „Ob es mit gutem Gewissen thulich sey, daß der gute, von allem verlassener Praetorius noch auch um diesen eintzigen Nahrungs Rest solle gebracht werden“. 28) „Der abentheuerliche Glückstopf, welcher in 118 beschriebenen abergläubischen Zetteln bestehet, womit die wahnwitzige Welt sich bereichern und ihre Wolfart erkundigen oder bevestigen wil. Aber, wie falsch und betriegerisch solche plutonische Karte sey, lehret allhier die Widerlegung.“ o. O. 1669. 6 Bll., 528 S. 8° und 2 Bll. Errata. (Dr.) Vorrede vom 5. Nov. 1668. In diesem Werke weist er auf mehrere noch bevorstehende „zeitvertreibliche und doch zugleich erbauliche Lust-Werke“ hin. Er nennt: „Der possenreiche Knecht Ruprecht in 300 Schnacken“; „Die tandelhafftige Weiberbörse, mit der geistlichen Zigeunerkunst“; „Die naschhaffte Käte, mit der Weiber-Prax und Squentz“; „Der Ochsendörffische Unverstand, mit vielen sonderbaren Astrologischen und Cometischen Grillen“; „Die Alberstädtische Spinnenstube, mit dem dreybeinigten Leipzischen Esel“; „Der Rothfuchs und Schwartz-Bart“; „Die Mägde-Physika mit dem Pfingst-Lümmel“; „Paul Hartmanns sein Spulrad, mit den Oster-Schosen und Neu-Jahrs-Grillen“; „Der Abergläubische Johannis-Topf“. 29) „Satyrus Etymologicus, oder der Reformirende und Informirende Rüben-Zahl, welcher in 100 nachdenklichen und neu-erfundenen eines und seines Namens derivationibus sampt einer wackern Compagnie der possirlichsten und wahrhafftigsten Historien … sampt dem sonderbahren Anhange, der kleine Blocksberg genannt[WS 1] (deutsch). o. O. (1672), 6 Bll., 605 S. (die beiden letzten falsch beziffert) 8°. (Dr.). Die Vorrede ist vom August 1668, vielleicht also schon früher erschienen. In Nr. 28 wird das Buch als bald bevorstehend erwähnt. 30) „Per Gematrijan detectus Antichristus ad ductum Apocalypseos cap. 13, vers. 18. … Papa Romanus[WS 2] (lat.). o. O. Anno 1674, 4 Bog. 4°. (Mchn.) Am Schlusse zählt er als Promissio autoris 37 Werke als bald (proxime) bevorstehend auf. Der größere Theil ist lateinisch, von denen ich hier absehe (doch möge erwähnt werden 13. „De tonitru“; 15. „Onirocritica sacra“; 17. „Portentologia“; 21. „de ruffis capillis et barba“; „Conculcatio Barbarossae“). Von den deutschen mögen die hier eine Stelle finden, die nicht erschienen (wenigstens [528] mir nicht bekannt geworden und auch in Nr. 28 (s. o.) nicht genannt sind: 16. „Gogs Wahlstatt“; 18. „Alamodismus oder Prachts-Hofstatt“; 21. „LXX ohngefährliche Selbmord mit Geschoß“; 27. „Der Teutsche Sauff-aus“; 32. „Neu-Jahrs-Schosen“ etc. 31) „De suspecta Poli declinatione et excentricitate firmamenti vel ruina coeli[WS 3] (lat.). Leipzig, 239 S. 4°. (Dr.) Auf dem Exemplar der Dresdner Bibl. ist die Jahreszahl unten abgeschnitten. Es wird aber gegen Ende ein Buch aus dem Jahre 1675 citirt. Angehängt ist das lateinische Gedicht, das der Verfasser 1650 vor seinem Weggange aus Salzwedel angefertigt und in der Schule declamirt hatte: „Soli Teutonici desolatio per tricennale bellum“, das besonders gegen die Schweden wüthet. Eine nachgetragene Stelle erwähnt den erneuten Einfall derselben 1675 und sagt von ihm nuperrime. 32) „Storchs und Schwalben Winter-Quartier, Das ist, Eine ungemeine Vergnügung der curiosen Gemüther, durch einen vollständigen Physicalischen Discurs, von obgedachten Sommer-Boten“. Franckfurt u. Leipzig, bei Chr. Weidmann, Anno 1676, Vorr. u. 445 S. 8°, deutsch (Gött.). – Eine neue Auflage erschien unter anderem Titel: „Winter-Flucht der nordischen Sommer-Vögel, an Stat eines neuen Zoölogischen Zeit-Verkürtzers denen Reysigen und Einheymischen zur Gemüthes Erlustierung und der Curiosität Vergnügung zu Papier gebracht“ (deutsch). Leipzig bey Chr. Weidmann 1678. 27 Bll., 445 S., 7 Bll. 8°. (Dr. u. Gött.) Die Zueignung ist vom 17. März (Gertrauden- oder Storchs-Tag) 1676 datirt. Sie ist gerichtet an sieben Leipziger Honoratioren, die er seine Wohlthäter, Gönner, Patrone nennt. Die Seitenüberschriften lauten auch 1678: „Storchs- und Schwalben Winter-Quartiere“. 33) „Philologemata abstrusa de pollice, in quibus singularia animadversa vom Diebes-Daumen, et manu: item de patibulo, virgula Mercuriali, alruna“ u. s. w. (lat.) Leipzig 1677. 216 S. 4°. (Dr.) 34) „De coscinomantia, oder vom Sieb-Lauffe diatribe curiosa, indagans ejus exsecrandae superstitionis vel magiae Plutonicae … incunabula[WS 4] (lat.). Hof 1677. 11 Bog. 4°. (Dr.) 35) „Himmlischer Comet-Stern, Welchen der erzürnete Höchste Gesammt-Richter abermahl ietzund in diesem Vor Jahre Anno 1677. durchn April über ein frisches gewisses Volck, zur Land-Plage, leider! verhänget hat“ … Hall in S., Leipzig bei Christian Michaelen. 18 Bll. 4°, deutsch (Jena). 36) „Deutschlandes Neue Wunder-Chronik … bestehend in historischer Erzehlung und erst erfundener prophetischer Deutung derer so mannigfalten und seltzamenen Nachdenckligkeiten“ … o. J. 1678. 3½ Bog. 4°. (Dr.) Ein zweiter Titel lautet: „Unerhörte Landes-Verwandelung, Madig-werdung, Blutung u. s. w.“ 37) „Neuliche Miß-Geburten an 1. Menschen zu Breßlau etc., 2. Viehe zu Merseburg, Rinteln etc., 3. Ungezieffer anderswo“ (deutsch). o. O. 1678. (Dr.) 38) „Weißenfelsisches Wunder-Gesicht. Nebenst einer Erzehlung vielfeltiger Blut-Zeichen zu andern Zeiten“ (deutsch). Leipzig 1678. 3½ Bog. 4°. (Dr.) Das letzte Werk unsers Praetorius scheint das folgende gewesen zu sein: 39) „Alectryomantia, seu Divinatio Magica cum Gallis gallinaceis peracta … cui obiter insperguntur multiplices motus, praestigiarum praetextus, cucurritio pullorum gallinarumque, praesagitionum origo, ciconiarum latibulum hyemale. Friedericus Caesar longidormius, Püsterus Sondershusanus, Blocksberga. Sagaeportium, Palliovectura“ etc. (lat.). Frankfurt u. Leipzig 1680. 2 B11., 184 S. 4°. (Lpz.)
Außer den hier aufgeführten Werken finde ich noch die folgenden angeführt, die mir aber nicht zu Gesicht gekommen sind: „Dissertatio de polluce“ (doch wohl pollice und = 33), „Tabulae astroscopiae“ (doch wohl = 7), „De olla fortunae“ (wohl = 28), „Nützliche Spielkarte für die Flucher und nützliche Fluchkarte für die Spieler“, „Bericht von dem Gespenste zu Gosseck“, „Elucidarium Uraniae“, „Descriptio variorum mirabilium“ (vielleicht [529] zusammenfassender Titel für Schriften wie 16, 17, 20, 35, 37, 38). Auch außer diesen werden unsere Bibliotheken gewiß noch einige hier nicht aufgezählte Werke enthalten, deren Constatirung demjenigen überlassen werden muß, der einmal den Joh. Praetorius zum Gegenstande einer monographischen Untersuchung zu machen unternimmt. Die Arbeit wird langwierig, oft ermüdend, aber auch nicht undankbar sein. Für das deutsche Wörterbuch sind Praetorius’ Werke noch immer nicht genug benutzt, denn er bietet eine Ueberfülle populärer Redewendungen.
- Quellen: Die Auszüge aus den Kirchenbüchern der Pfarre in Zethlingen, mitgetheilt von Herrn Pfarrer Radlach; Matrikel der Universität und Archiv der philosophischen Facultät zu Leipzig. Weiteres ergeben die Schriften selber, deren erste, einigermaßen umfängliche aber meist latinisirte und überkurze Zusammenstellung sich bei Jöcher findet. Vgl. dann noch Flögel, Gesch. d. kom. Lit. III, S. 430 und Goedeke, Grundriß² III, S. 237 fg.