ADB:Prantner, Ferdinand

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Artikel „Prantner, Ferdinand“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 503–504, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prantner,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:49 Uhr UTC)
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Prantner: Ferdinand P., Romanschriftsteller, geb. 1817 zu Wien als der Sohn eines angesehenen Bürgers, erhielt seine Erziehung in der Residenz, woselbst er auch die juristischen Studien absolvirte und trat im J. 1836 in den Staatsdienst, in welchem er es Anfangs bis zum Hofsecretär brachte. P. vermählte sich im J. 1840 und später, nachdem seine erste Gattin gestorben war, zum zweiten Male. Seine bedeutende schriftstellerische Begabung bethätigte er erst in reiferen Jahren, doch war diese Bethätigung, obwohl er nie mit seinem wirklichen Namen auftrat, bei den damaligen Zuständen in Oesterreich der Grund, daß P. lange in seiner amtlichen Carriere gehemmt blieb. Mit dem Umschwung der Verhältnisse zu Ende der 60er Jahre lenkte sich allerdings auch auf den hochbegabten Mann die Aufmerksamkeit, er wurde im J. 1868 zum Sectionsrath und im J. 1869 zum Hof- und Ministerialrath im Ministerium des Aeußern und des kaiserlichen Hauses befördert, woselbst er als Vorstand des Chiffrencabinets fungirte. Leider raffte ihn bei der angestrengten Amtsthätigkeit schon am 28. April 1871 der Tod hinweg. In den letzten Jahren seines Lebens wurde P. noch durch Verleihung des Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet. An dieser Stelle ist Prantner’s als eines hervorragenden österreichischen Romanschriftstellers der letzten Jahrzehnte zu gedenken. Er veröffentlichte drei Romane unter dem Pseudonym Leo Wolfram. Der erste derselben unter dem Titel: [504] „Dissolving views“ (3 Bde.) erschien im J. 1861 und erregte nicht nur durch die Gewandtheit und Lebendigkeit der Darstellung, sondern auch durch die darin vorgeführten Persönlichkeiten, welche den höchsten Kreisen der Residenz angehörten, und, obwohl nicht genannt, doch sofort durch die getreue Zeichnung zu erkennen waren, allgemeines Aufsehen. Es waren Enthüllungen über Zustände und Verhältnisse der hohen Gesellschaft in diesem Romane niedergelegt, welche sogar das polizeiliche Verbot des Buches in Oesterreich hervorriefen. Obgleich auch die Handlung eine fesselnde ist und den gewandten Schriftsteller zeigt, sind die Dissolving views doch als Culturbild ihrer Zeit deshalb beinahe noch höher zu stellen und beanspruchen ein gewissermaßen historisches Interesse. In ähnlicher Weise zeigte sich auch der 1867 erschienene Roman „Verlorene Seelen“ (3 Bde.), eine Art „Klosterroman“, welcher den Conflict zwischen der geistlichen und der aufgeklärten weltlichen Anschauung schildert und in zahlreichen grellen Scenen beleuchtet. Auch hier finden sich Figuren, die offenbar aus dem Leben gegriffen und mit plastischer Anschaulichkeit vorgeführt sind. Auch der beinahe gleichzeitig herausgegebene Roman „Ein Goldkind“ (2 Bde.) macht den Leser mit zahlreichen Schwächen der vornehmen Gesellschaft bekannt; seine Heldin ist ein Weib, welche diesen edlen Namen kaum verdient, umgeben von Gestalten, welche Typen des Residenzlebens vorführen, die aber trotz meisterhafter Zeichnung zumeist Abscheu erregen. Jedenfalls ist das „Goldkind“ der schwächste von Prantner’s Romanen. Eine glänzende Darstellungsgabe zeigen auch die gesammelten Skizzen: „Wiener Federzeichnungen“ (1872), welche vorher als Feuilletons in der Neuen freien Presse publicirt nicht minder verdiente Aufmerksamkeit erregten.

Brümmer, Lex. d. deutsch. Dichter des 19. Jahrhunderts. – Gottschall, Deutsche Nat. Lit. d. Neuzeit, 5. Aufl. Bd. 4. – Wurzbach, Biogr. Lex. Bd. 23.