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ADB:Prokop (österreichische Bildhauerfamilie)

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Artikel „Prokop“ von Albert Ilg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 645–646, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prokop_(%C3%B6sterreichische_Bildhauerfamilie)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:26 Uhr UTC)
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Prokop (Prokopp, Procop, Prokopf, Prokoppy, selbst Brokoff und Brachof geschrieben) ist der Name einer Anzahl österreichischer Bildhauer vom 17. bis 19. Jahrhundert, welche vielleicht demselben siebenbürgischen Geschlechte angehören dürften. Der älteste, Johann, soll 1652 (n. A. später) in Georgenberg in Ungarn geboren sein, wo er auch seine Fachbildung erhielt. Die Wanderschaft führte ihn über Regensburg nach Prag, wo er fünf Jahre arbeitete. Dann diente er dem Freiherrn Matthias v. Wunschwitz zwei Jahre in Ronsberg in Böhmen. Geborner Protestant, war der Künstler sehr zu religiösen Debatten geneigt, trat auch 1682 in Stockau zur römischen Kirche über. Für den Freiherrn arbeitete er im selben Jahre in Holz nach dem Modelle des Matthias Rauchmüller die Statue des h. Johannes Nepom., welche dann von dem Erzgießer Wolf Hier. Herold in Nürnberg gegossen und am 31. Aug. 1683 auf der Prager Brücke aufgestellt wurde. Die Holzfigur stand zuerst in Ronsberg, dann seit 1718 im Hause des Bestellers, jetzt in der Kirche des Heiligen in Prag. Sie ist von Mehreren gestochen worden. Der Bildhauer lebte dann in Prag, wo er am 28. Dec. 1718 starb. Den genannten Heiligen hat er nochmals 1715 für Skrabnik in Böhmen gefertigt, ferner noch mit seinem Sohne für die Prager Brücke die Heiligen Norbert, Francesco Borgia, Barbara, Joseph, Adalbert und Mater dolorosa, die erstere Figur wurde später zu der Kirche dieses Heiligen übersetzt. Das ehemalige Schönfeld’sche Museum in Wien besaß von Johann eine Marmorgruppe des Hercules mit dem Löwen (um 1690), sowie zwei Gruppen sich balgender Kinder, aus demselben Materiale.

Sein Sohn Johann Ferdinand ist der bedeutendste Künstler d. N. Zu Prag 1688 geboren, lernte er bei dem Vater und dem damals sehr berühmten Andreas Quitainer, mit welchem er an dem Dreifaltigkeits-Monumente auf dem Wälschen Platz 1708–13 thätig war. Auch jenes der böhmischen Landespatrone auf dem Hradschin schufen sie gemeinschaftlich. Die Absicht, nach Italien zu reisen, mußte er aus Dürftigkeit fallen lassen, er blieb in Prag, wo er eine ausgebreitete Thätigkeit entwickelte. Eine Zeitlang weilte er vielleicht in Wien, für welches er 1728 das Modell zum Hochaltar der Karlskirche lieferte, dann berief man ihn nach Breslau zu den von dem jüngeren Fischer von Erlach geleiteten Arbeiten im Dome, wo noch seine Marmorfiguren des Moses und Aaron, sowie Reliefs zu sehen sind. In der Elisabethkirche machte er nach Entwurf desselben Architekten das Grabmal des Grafen Wolff. In Schlesien erkrankt, mußte er die dortige Thätigkeit einstellen und starb schon 1731 in Prag. Der Künstler wird als ein schlichter, schüchterner Mann geschildert, dem im Verkehr mit Fachgenossen wohler gewesen als im Glanze der vornehmen Welt. Sein Freund, dessen Rath er viel verdankte, war der Architekt Joh. F. Schor. Eines seiner größten Werke ist das monumentale Grabmal des Grafen Mitrowitz bei S. Jacob, 1714 nach Entwurf des älteren Fischer von Erlach gemeißelt. Am gräfl. Morzin’schen Palais machte er u. A. die beiden, vielbewunderten Mohren an dem Portal, einen hölzernen Altar in der Todtencapelle bei S. Gallus, einen Springbrunnen mit Hercules und dem Drachen im gräfl. Kolowrat’schen Palaste, die Statue des h. Philippus von Neri für die Schloßtreppe des Hradschin, für die Brücke die Heiligen Vincenz Ferr., Procopius, Ignaz (1711), Johannes Math., Vitus, Franciscus Seraph., Cajetanus (1709) und Franciscus Xav., dessen Genius Selbstporträt des Künstlers ist. Ein Kupferstichporträt lieferte J. Balzer. Diese beiden Prokop sind echte Barokmeister, effektvoll und äußerst malerisch in ihren [646] stets bewegten Figuren. – Anton, Bruder des Vorigen, war in Wien kais., seit 1722 deutscher Hofpoet und Dilettant in der Malerei. In dem nicht mehr bestehenden Museum der Minoriten in Wien sah man zwei Brustbilder der Apostelfürsten, die er mit den – Fingern gemalt hatte! Dlabacz gibt seinen Tod 1721 irrig an, da er noch 1722 in den Acten vorkommt. Sein Geschäft war besonders, die italienischen Opern zu übersetzen. – Ein dritter Bruder, Joseph, war ebenfalls Bildhauer, genoß mit Joh. Ferd. denselben Unterricht, doch ist von ihm nichts bekannt.

Nach der alten böhmischen erscheint dann eine zweite Künstlergruppe d. N. in Wien, welche allem Anschein nach mit jener zusammenhängt. Sie beginnt mit Philipp Jacob, geb. am 1. Mai 1740, nicht in Rohberg oder Rehberg, sondern in jenem Ronsberg, wo schon der alte Johann gelebt hatte. Hiernach sind Wurzbach u. A. zu corrigiren. Nachdem er bei untergeordneten Meistern in die Lehre gegangen war, kam Philipp an die Akademie, wo er den zweiten Preis erhielt. Auch der bedeutende Balt. Moll war eine Zeitlang sein Lehrer. Philipp gehörte unter die große Zahl von Künstlern, welche bei der Herstellung der Theresianischen Anlagen im Park von Schönbrunn an den Marmorstatuen des großen Parterre beschäftigt waren. Leiter dieser Unternehmung war der kais. Hofstatuarius Johann Wilh. Beyer. Wenn hier ein Machwerk wie J. Dernjač’s Schrift: „Zur Geschichte von Schönbrunn“ erwähnt wird, so hat das seinen Grund nur darin, um zu corrigiren, was daselbst über Philipp gesagt wird. Der kritiklose Verfasser hat nämlich, um seinen Helden Beyer möglichst herauszustreichen, alle seine durchweg sehr tüchtigen Mitarbeiter zu nichts als Stümpern degradirt, was geradezu eine Fälschung ist. P. war ein sehr braver Bildhauer, und wenn an der dortigen Gruppe des Aeneas und Anchises (1774) ein etwas langes Bein vorkommt, so hat wohl Beyer schuld, nach dessen Modell die Arbeit gemacht ist. Spätere Schöpfungen des Künstlers sind die Figuren der h. Stephanus, Ladislaus und zweier Engel in der Pfarrkirche von Papa in Ungarn, 1789; das in Blei ausgeführte Altarantependium der Grablegung Christi in der Schottenfelder Kirche in Wien 1787, mehrere Statuen am Hochaltar bei S. Michael daselbst, die Renovation der Mariensäule vor der Marie-Treukirche daselbst; der Kaiser Josephbrunnen in Lerchenfeld; Mehreres in einer Kirche zu Steinamanger in Ungarn; an dem ihm gehörigen Hause in der Wiener Vorstadt Alservorstadt ist das Relief des h. Procop sein Werk, ebenso der Löwe einer Apotheke in der Josephstadt, Figuren für das Primatialpalais in Preßburg. Endlich gingen viele Portratbüsten, des Kaisers Joseph, Franz etc. aus seiner Hand hervor. Er starb in Wien, am 16. Oct. 1814. – Sein Sohn Franz war ebenfalls Bildhauer. Er war in Wien am 20. Aug. 1790 geb., starb daselbst am 4. Oct. 1854.

Neue Bibl. d. Wiss. u. Künste. – Abbild. d. böhm. u. mähr. Gelehrten u. Künstler. – Dobrowsky, böhm. Litteratur. – Schaller, Beschr. von Prag. – Schottky, Prag wie es ist. – Dlabacz, Böhm.-Mähr. Künstler-Lex. – Füeßli, Künstler-Lex. und Nachtr. – Nagler, Künstler-Lex. – Wurzbach, Biogr. Lex. (voller Irrthümer!) – Hormayr, Archiv für Geographie etc. – Wiener Sonntagsblätter. – Hammerschmied, Podromus glor. Prag. – Eigene Notizen.