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ADB:Pálffy von Erdöd, Johann IV. Graf

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Artikel „Pálffy von Erdöd, Johann IV. Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 78–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:P%C3%A1lffy_von_Erd%C3%B6d,_Johann_IV._Graf&oldid=- (Version vom 29. Dezember 2024, 04:07 Uhr UTC)
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Pálffy: Johann IV. Graf P. v. Erdöd, Ritter des goldenen Vließes, Banus von Kroatien, Palatin und Judex curiae von Ungarn, k. k. Generalfeldmarschall, von der Kaiserin Maria Theresia mit dem Beinamen „Vater“ geehrt, geb. am 20. August 1663, † am 24. März 1750, trat im J. 1681 als Volontär in kaiserliche Kriegsdienste und soll schon 1683 bei Wien mitgekämpft haben. 1686 befand sich P. als Rittmeister bei der Belagerung und Erstürmung von Ofen, 1688 führte er bereits als Oberst und Inhaber das jetzige Husarenregiment Nr. 9, 1689 erwarb ihm sein Verhalten in Serbien bei Batoschina (Patačin) am 30. August und bei Nissa (Niš) am 24. September, ferner am Schlusse des Jahres zunächst des Rheins bei Philippsburg mehrfache Anerkennung, worauf er 1693 zum Generalmajor und 1700 zum Feldmarschalllieutenant und Inhaber des 1801 reducirten Kürassierregiments Nr. 4 ernannt wurde. Nun begann Pálffy’s vorwiegend denkwürdige, neuerer Zeit erst theilweise erforschte Wirksamkeit. Diese äußerte sich 1701 zur Zeit der kriegerischen Operationen durch gewandte Truppenführung und scharfe Voraussicht bei dem Uebergange über die tridentinischen Alpen, beim Vorrücken gegen Legnago, dann gelegentlich der Allarmirung des mailändischen Gebietes, sowie in den Gefechten bei Carpi am 9. Juli, bei Bovolone am 12. Juli, in der Schlacht bei Chiari am 1. September u. s. w. Nicht minder hervortretend kennzeichnete sich P. aber auch durch die Entfaltung aller sonstigen militärischen Tugenden und ritterlichen Charaktereigenschaften. Und als er daher schon 1702 infolge des Einflusses der Mansfeldischen Partei zur Armee nach Deutschland versetzt wurde, da bedauerte Prinz Eugen rückhaltlos den Weggang des ihm stets zugethanen leistungsfähigen Generals und ehrte P. dadurch, daß er ihn zu seinem und des Heeres Vertreter beim Kaiser bestimmte. Nachdrücklicherer Sorgfalt hätte diese ernste Mission nicht anvertraut werden können. Ueberall nämlich, wo Hilfe zu erwarten war, hat P. die Bedürfnisse der Truppen Eugens wärmstens und umsichtig klargelegt; dem Monarchen aber, bei dem er „wohlgelitten gewesen“, schilderte P. die Nothlage der Kriegsmacht, wie er meldete, besonders dann „höchst nothkläglich“, als ihn der Kaiser hierzu mit den Worten ermunterte: „Es bleibt bei uns allein und Ihr habt Euch nicht zu fürchten.“ Seine Schuld war es sicher nicht, daß Prinz Eugen noch keine ausgiebige Besserung seiner Lage gefunden hatte, als P. im Juli 1702 zur Armee in Deutschland abreisen mußte. Dort wurde er im September mit der Deckung des schwäbischen Kreises beauftragt. Bei der geringen Anzahl von Truppen, die ihm zur Verfügung standen, konnte er aber anfänglich dem Gegner nicht Stand halten; erst als er dessen Manöver und Kampfesart erkannt, gelang es ihm, denselben bei Nördlingen aufzuhalten und zurückzuwerfen. Auch an dem Feldzuge 1703 nahm [79] P. im Kampfe selbst, sowie durch Ertheilung wohlbedachter Entwürfe und Rathschläge lebhaften Antheil. Im April sicherte er durch Streifungen gegen Berngau und Sulzburg die Flanke des in die Oberpfalz marschirenden Corps Styrum; der Ueberfallversuch auf Ulm in der Nacht vom 8. zum 9. Mai erfolgte auf sein wiederholtes und bestbegründetes Anrathen und scheiterte nur an dem verspäteten Eintreffen der Angriffsinfanterie; für die Schlacht bei Schwenningen und Höchstädt am 20. September ertheilte er gleichfalls rechtzeitig die trefflichsten Weisungen und jagte persönlich mit fünf preußischen Schwadronen einen Theil der französischen Reiter in einen tiefen Morast. „Und weil ihnen da zu Pferde nicht beizukommen gewesen, so habe ich“, meldet P., „meine Leute absitzen, die Franzosen theils gefangen nehmen, die Uebrigen massacriren, die Pferde, so herauszubringen gewesen, mitnehmen, die andern, die tief im Morast gesteckt, niederschießen lassen und vier Estandarten erobert.“ Hiermit schloß Pálffy’s Wirksamkeit in Deutschland; – anfangs December 1703 übernahm er, mit Rücksicht auf seine persönlichen Vorzüge und seine im Felde geleisteten hervorragenden Dienste auf Vorschlag des Prinzen Eugen die Leitung von Kroatien als Banus. In dieser Stellung erwarb sich P. in der Zeit von 1703–11 das große Verdienst, nicht nur durch das wiederholte Aufgebot von Grenzmilizen, sondern auch durch offensive Kriegführung und kluges Verhalten überhaupt zur Bewältigung des von Franz Leopold Rakóczi und seinen Anhängern hervorgerufenen Aufstandes wesentlich beigetragen zu haben. Die Zahl der entscheidenden Kämpfe, welche er hierbei theilweise selbständig geleitet, war wohl eine verhältnißmäßig geringe (1704 auf der Murinsel, bei Tyrnau, St. Gotthard; 1705 bei Raab, Bibersburg; 1706 bei Gran; 1707 bei Kapuvár; 1708 bei Trencsin, Szedlicsne, Neuhäusel; 1710 bei Neuhäusel); um so vielfältiger und bedeutungsvoller, hier jedoch auch nur im allgemeinen andeutbar, ist aber die lange Reihe von Streifzügen und Operationen gewesen, welche unter seiner Führung in dem weiten Gebiete von Croatien bis an die Waag, von Steiermark bis gegen die Theiß stattfanden und wobei P. meistentheils durch nicht geregelte Commandoverhältnisse sowie wegen mangelhafter Betheilung seiner Truppen mit Geld, Bekleidung, Beschuhung, Proviant etc. im freien Handeln unausgesetzt behindert war. Dennoch gelang es P., der 1705 zum General der Cavallerie, 1707 zum Generalfeldmarschall, 1710 zum Oberbefehlshaber erhoben worden ist, den Widerstand der Malcontenten zu schwächen, worauf Rakóczi in Erkenntniß des Ansehens, welches P. als Feldherr, Staatsmann, Vertrauter des Kaisers und Königs und rechtschaffener, feuriger Patriot bei allen Parteien genoß, mit diesem am 30. April 1711 den Frieden von Száthmár vereinbarte. Nur wenige Jahre jedoch konnte nun P. seine Aufmerksamkeit der Verwaltung des Landes zuwenden; schon 1716 stand er wieder vor dem Feinde als Interimscommandant der Armee bei Futak, in dessen Nähe er am 3. August mit 1500 Reitern einem aus 20 000 Mann bestehenden Corps Türken den ganzen Tag Stand hielt und am 5. August in der Schlacht bei Peterwardein, am 1. September bei Temesvár zur Erreichung der Erfolge des Tages nachdrücklich und ausdauernd thätig war. Auch das Jahr 1717 hielt P. im Felde und hat ihm die Schlacht bei Belgrad am 16. August die Gelegenheit geboten, sich mit überraschender Schnelligkeit in der Flanke der Türken zu postiren, diese ohne Zögern entschlossen anzugreifen und trotz hartnäckiger Gegenwehr zu vertreiben. Als jedoch die Vorverhandlungen zum Passarowitzer Frieden begannen, da kehrte P. neuerlich auf seinen Posten als Banus zurück und widmete sich bis 1735 den Pflichten als Landesverweser sowie der Bewerkstelligung der Annahme der pragmatischen Sanction. Das Jahr 1736 brachte ihm dagegen nochmals eine Verwendung gegen die Türken. Er übernahm das Commando der bei Bacs [80] und Futak sich sammelnden Hilfsarmee; als er aber mit derselben, eingeengt von Instructionen und Cautelen, nichts besonders leisten konnte, da wurde er 1737 dieses Postens enthoben. In diesem Zeitpunkte offenbarte sich Pálffy’s Charakter im glänzendsten Lichte; entsagend jeder Klage oder Empfindelei blieb er der unerschütterlich treugesinnte Diener seines Regenten und des Vaterlandes. Und als ihm Kaiser Karl VI. kurz vor seinem Tode die Erbin seiner Staaten zu schützen empfahl und Kaiserin Maria Theresia bald darauf P. mit unbeschränkter Vollmacht als Palatin, Oberbefehlshaber der Truppen und ihren Vertreter nach Ungarn entsandte, da rechtfertigte er das in ihn gesetzte Vertrauen trotz der Beschwerden seines hohen Alters in vollem Maße. Seinem Ansehen und Einflusse war es zu danken, daß sich in Ungarn bald nach dem Einfalle König Friedrich II. in Schlesien nicht nur der Wille kundgab, der Königin bewaffnete Hilfe zu leisten, sondern daß das gehoffte Ergebniß weit übertroffen wurde; er war es auch, der die Anerkennung Franz von Lothringens als Gemahl der Kaiserin erwirkte und die begeisterte Art ihrer Krönung ins Werk setzte. Ja, er wollte, als sich 1742 bezüglich der Verwendung ungarischer Truppen außer Landes Schwierigkeiten ergaben, diesen Zwischenfall dadurch beheben, daß er das Commando des Insurrectionsaufgebotes für sich erbat. Damals war es, daß Maria Theresia mit nachstehenden Zeilen und den hierin erwähnten Geschenken P. beglückte. Sie schrieb: „Mein Vater Pálffy! Ich sende Euch dieses Pferd, welches nun allein von dem Eifrigsten meiner Unterthanen bestiegen zu werden würdig ist. Empfanget zugleich diesen Degen, um mich wider meine Feinde zu beschützen und nehmet diesen Ring als das Kennzeichen Meiner gegen Euch tragenden Zuneigung an“. Maria Theresia war es auch, welche erleichterten Herzens die Kunde hinnahm, es habe P. auf den Rath seiner Freunde und in Erkenntniß seiner stetig zunehmenden Körperschwäche das seinen Ruf und sein Leben schädigende Commando an Eszterházy überlassen. Denn sie wußte ja, daß Pálffy’s edles Walten ihrem und ihres Hauses Wohl sowie dem Gedeihen Oesterreichs und Ungarns bis an sein Lebensende geweiht bleiben werde. Und so geschah es auch und es liegt in dem Gedanken an Johann IV. Grafen P. die Erinnerung an eine der gesinnungstüchtigsten Gestalten in der Geschichte Oesterreichs, an einen ungarischen Patrioten im besten Sinne des Wortes.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 21. Th. Wien 1870. – Arneth, Maria Theresia’s erste Regierungsjahre. Wien 1863/5. – (Kepner), Thaten etc. österr. Feldherrn. Wien 1808. – Schweigerd, Oesterreichs Helden etc. 3. Bd. Wurzen 1854. – Hormayr, Taschenb. f. vaterl. Gesch. 9. Jahrg. Wien 1828. – Reilly, Biogr. d. berühmt. Feldh. Oesterr. Wien 1813. – Feldzüge d. Pz. Eugen v. Savoyen. I. Ser. 3.–9. Bd. Wien 1876/83 u. II. Ser. 1. Bd. Wien 1885. – Fessler, Gesch. v. Ung. 9. Th. Leipzig 1825. – Angeli, der Krieg mit der Pforte, in Mitth. d. k. k. Kriegsarchivs. Wien 1881.