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ADB:Quandt, Daniel Gottlieb

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Artikel „Quandt, Daniel Gottlieb“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 10–11, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quandt,_Daniel_Gottlieb&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:13 Uhr UTC)
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Quandt: Daniel Gottlieb Q., Schauspieldirector, wurde 1762 zu Leipzig geboren, wo er es 1786 zum Magister brachte und ein Jahr lang als Privatgelehrter lebte. Dann wurde er Schauspieler und ging nach Franken, wo er 1796 zu Mainbernheim eine Truppe leitete, für die er vergeblich Gerechtsame als „Provinzial-Schau-Bühne für Franken“ nachsuchte. In Bamberg ertheilte ihm dann der Fürstbischof für die Jahre 1800–1806 das Privileg zur Errichtung einer Bühne. Er sammelte gute Kräfte, wurde nicht nur vom Fürstbischof, sondern noch mehr von dem in Bamberg wohnhaften Schauspieldichter Julius Grafen v. Soden begünstigt, konnte aber so wenig auf einen grünen Zweig kommen, daß 1802 Soden die Gesellschaft für eigene Rechnung übernahm und am 4. October in einem neuen Hause das erste stehende Theater in Bamberg begründete. Q. verließ am 22. Juli 1804 Bamberg, um in Nürnberg noch einmal sein Heil als Theaterdirector zu versuchen. Wieder brachte er eine Truppe zusammen, mit welcher er nicht bloß in Nürnberg, sondern auch in Erlangen spielte und 1803 mit Erlaubniß der bairischen Regierung auch auf dem bei Würzburg belegenen königl. preußischen Domänenhofe Randesacker Dramen und Opern aufführte. Hier fand er seitens der Würzburger so starken Zulauf, daß Soden sich entschloß, in der Stadt selbst ein Theater zu begründen und am 28. Juli 1804 mit seiner Gesellschaft von Bamberg nach Würzburg übersiedelte. Q. quälte sich noch eine Zeitlang in den fränkischen Ortschaften umher, verzweifelte dann an seiner praktischen Befähigung und seinem Glück und zog sich nach Prag zurück, wo er bis zu seinem 1815 erfolgten Tode journalistisch für das Theater zu wirken suchte. Er gab von 1811–1814 den „Allgemeinen deutschen Theateranzeiger“ heraus und arbeitete auch für die „Allgemeinen Ephemeriden der Litteratur und des Theaters.“ Schon 1796 hatte er in den „Annalen des Theaters“ „Vorläufige Ideen über den wohlthätigen Einfluß der sittlichen Schaubühne auf Geschmack und Volksbildung“ erörtert. Sonst war von ihm erschienen: „Vermächtniß eines alten Comödianten an seinen Sohn“ (Breslau 1799) und „Versuch durch ein psichologisch-ästhetisches Gemeinprinzip für wahre Menschendarstellung auf der Bühne, den Beruf zu ihr, aus ihren Forderungen [11] herzuleiten“ (Nürnberg 1803). Schwerfällig und unklar, wie die Titel, ist auch seine Gedankenentwicklung. Er zeigt sich in Lessing’s und Herder’s ästhetischen Schriften wohl belesen, verehrt Iffland und Beil als vorbildliche Menschendarsteller und ist erfüllt vom Schiller’schen Künstlerideal, das er seinen Berufsgenossen vorhält. Seine Deduction knüpft nicht an praktische Beobachtung an, sondern geht von abstracten Lehrbegriffen aus, welche die Kunst und den Künstler an moralischen Grundsätzen messen. Gewisse ausgelesene Schlagworte, wie Grazie der Menschheit, idealische Menschheit verhärten sich ihm zu doctrinären Definitionen. Sein Gemeinprincip lautet: Wo die Grazie der Menschheit an dem Menschen erscheint und ebenso wahr als schön durch ihn zu handeln vermag, da ist der Inbegriff der hinlänglichen Talente zum Menschendarsteller auf der Bühne vorauszusetzen. Höchst unbestimmt unterscheidet er den „wahren Menschendarsteller“ vom „Volksschauspieler“ und bringt „Grazie der Menschheit“ in Gegensatz zu bloß „sinnlichen Talenten“. So macht er einen unhaltbaren Rangunterschied zwischen lebhaftem Temperament und tiefem Gefühl, spielendem Witz und philosophischer Satire, gefälliger Ideenunterhaltung und dichterischer Begeisterung der Einbildungskraft. Jene Eigenschaften seien für den Weltmann, diese für den wahren Künstler kennzeichnend. Und wer unter den Schauspielern nur jene, nicht diese Gaben hat, den nennt Q. einen Theateradonis. Aus solchen Angaben schon erkennt man, daß Q. bei bestem Willen und gutem Wissen im praktischen Bühnenleben nicht durchdringen konnte.

Vgl. 26. Bericht des historischen Vereins in Bamberg, 1863, S. 192. – W. Dammerlein, Geschichte des Würzburger Theaters. Würzburg 1853, S. VII. – F. E. Hysel, Nürnberger Theatergeschichte, Nürnberg 1863. – Persönliche Mitth. von Alwill Raeder.