Zum Inhalt springen

ADB:Quistorp, Theodor Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Quistorp, Theodor Johann“ von Erich Schmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 56–57, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quistorp,_Theodor_Johann&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 23:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 27 (1888), S. 56–57 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Theodor Johann Quistorp in der Wikipedia
Theodor Johann Quistorp in Wikidata
GND-Nummer 100540856
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|56|57|Quistorp, Theodor Johann|Erich Schmidt|ADB:Quistorp, Theodor Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100540856}}    

Quistorp: Theodor Johann Q., Dramatiker der Gottsched’schen Schule, wurde geboren zu Rostock am 11. April 1722 als dritter Sohn des Kaufmanns und Senators J. L. Q., studirte Jura in seiner Vaterstadt und ging 1742 zu seiner weiteren Ausbildung nach Leipzig, wo er Mitglied der deutschen Gesellschaft [57] (auch die Greifswalder nahm ihn auf) wurde und Gottsched näher trat. Am 16. September 1744 wurde er daheim durch Professor Mantzel zum Licentiaten, bald darauf zum Dr. jur. promovirt. Später wirkte er im Rath der Stadt Wismar (vergl. Erneute Berichte von Gelehrten Sachen … Rostock 1767 S. 585). Außer Dissertationen, Sendschreiben, Leichenreden gab er mehrere Schauspiele in Druck. Unzugänglich, auch in Rostock nicht vorhanden, blieb mir das Trauerspiel „Alcestes, die ungleiche Vaterliebe“ 1742; Gottsched rühmt den Fortschritt im „Aurelius, oder Denkmaal der Zärtlichkeit“ (Deutsche Schaubühne 4, 185 ff.): Trajan’s Günstling hat seinen Busenfreund Valer, der Verrath sinnt, jählings getödtet und will mit dem Tode büßen, bis sich die Verwicklung, der immerhin trotz steifer Alexandriner-Rhetorik mehr Bewegung als den meisten ernsten Stücken der Schaubühne nachzurühmen ist, dahin löst, daß der Held der Klägerin Fulvia den Sohn ersetzen wird. Entsetzliche Langeweile gähnt uns aus der fünfactigen, mit krausem Richterlatein gefüllten Nachahmung der Racine’schen Plaideurs an: „Der Bock im Processe“ (D. Schaubühne 5, 245 ff.; ein thörichter Brief über die erste Fassung in Danzel’s „Gottsched“ S. 140, wonach das Thema von dem Meister gestellt war). Dem ist bei aller, schon von Gottsched zart getadelten, Uebertreibung das „deutsche“, d. h. originale Lustspiel „Der Hypochondrist“ (6, 276 ff.) sehr überlegen: Heilung eines jungen Hypochonders durch ein munteres Bäschen; im Eingang traditionelle Satire gegen die Aerzte; S. 349 f. über französische Chansons und Tänze. Das Nachspiel „Die Austern“ dagegen (4, 445 ff.) entfaltet in plattester und rohester Weise das Treiben von Studenten, Dienern und zweideutigen Fräuleins in einer Rostocker Weinstube. Alles in allem unreife Production der akademischen Jahre, worauf ja die Poeterei so vieler ohne inneren Beruf arbeitender Gottschedianer beschränkt blieb.