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ADB:Quix, Christian

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Artikel „Quix, Christian“ von Friedrich Haagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 62–64, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quix,_Christian&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 19:29 Uhr UTC)
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Band 27 (1888), S. 62–64 (Quelle).
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Quix: Christian Q., der verdienstvolle Sammler der Quellen zur Geschichte Aachens, seiner Kirchen, Klöster, einzelner Persönlichkeiten, naher und entfernter adelicher Schlösser. Verfasser zahlreicher Monographien, einer „Geschichte Aachens bis zum Jahre 1350“, eines bis dahin gehenden „Codex diplomaticus Aquensis“, wurde am 3. October 1773 zu Hornsbroich, einem durch die Freiherrn, heute Reichsgrafen gleichen Namens berühmten Dorfe bei Mastricht in der heutigen holländischen Provinz Limburg geboren. Mit Zustimmung seiner Eltern, schlichter Landleute, wählte er den geistlichen Stand zu seinem Berufe, trat 1792 in den Orden der Karmeliter und wurde 1795 zu Köln zum Priester geweiht. Durch Aufhebung der Mönchsorden durch die französische Republik im Juni 1802 ins bürgerliche Leben zurückzutreten genöthigt, ertheilte er in Aachen Privatunterricht und beschäftigte sich mit historischen Studien. Seine Kenntnisse und seine Tüchtigkeit als Lehrer blieben nicht verborgen und veranlaßten im J. 1806 seine Berufung zum Lehrer an der Aachener Secundarschule. Als diese 1814 unter preußischer Regierung zum Gymnasium erhoben wurde, ernannte man ihn zum Oberlehrer an derselben. Fast zehn Jahre war er hier mit gutem Erfolge thätig. Der Unterricht in der deutschen und in der griechischen Sprache war unter der Fremdherrschaft vernachlässigt worden und Q. mußte als Lehrer manche Lücke in seinen Kenntnissen ausfüllen, was ihm durch Eifer und Gewissenhaftigkeit leicht wurde. Es schadete seinem Ansehen bei den reifen Schülern keineswegs, daß diese erfuhren, daß er lehrend lernte, im Gegentheil, es erhöhte ihre Achtung vor dem fleißigen und energischen Mann, der rasch dazu gelangte, sich in den Besitz des nöthigen Lehrstoffes zu setzen und seine Schüler in Sprachen, Geschichte und Naturgeschichte tüchtig zu fördern. Zunehmende Harthörigkeit nöthigte ihn im Jahre 1823, um seine Entlassung zu bitten. Die unfreiwillige Muße widmete er der Forschung nach den Quellen der Localgeschichte. Es gelang ihm, unterstützt von Gleichstrebenden in Stadt- und Klosterarchiven eine Reihe von Urkunden (etwa 800) zu sammeln oder abzuschreiben, um dieselben in seinen zahlreichen Publicationen zu verwerthen und abdrucken zu lassen. Wiederholt erklärt er in seinen Schriften, nur das als Geschichte anerkennen zu können, was aus unverfälschten Quellen geschöpft sei und auf authentischen Urkunden beruhe, und eifert gegen seine Vorgänger, die Aachener Geschichtschreiber Peter v. Beeck, Johann Noppius und Karl Franz Meyer, wo er jene Grundlagen vermißt. Vom Jahre 1825 bis zum Jahre 1843 erschienen in ununterbrochener Reihe größere oder geringere Drucksachen, Denkmäler seines unermüdlichen Fleißes, in einer Sprache, die anfangs voller [63] Härten und Verstöße gegen Grammatik und Sprachgebrauch ist, aber mit jedem neuen Werke sich läutert, ohne jedoch die volle Kraft eines reinen historischen Stiles zu gewinnen. Sein erstes Werk, das 1825 erschien, ist eine Geschichte des Aachener Münsters und der Aachener Heiligthumsfahrt. Nachdem er im J. 1828 eine Geschichte des Schlosses Frankenberg bei Aachen, der ersten Zunft, 1306, in dem Aachen benachbarten Burtscheid und die Geschichte der Meierei Aachens über Burtscheid erzählt hat, läßt er 1829 eine historische Beschreibung Aachens erscheinen, welche ihn im Besitz der speciellsten Kenntnisse alles dessen erscheinen läßt, was Aachen in Hinsicht auf Geschichte und Topographie aufweist, und einen interessanten Excurs über die Aachener Verfassung enthält. Nicht weniger anziehend sind die in demselben Jahre erschienenen Publicationen, die königliche Capelle Ludwigs des Frommen und das Nonnenkloster auf dem Salvatorsberge bei Aachen, ferner die Pfarre zum h. Kreuz und die ehemalige Kanonie der Kreuzherren zu Aachen; vor allem aber das „Necrologium Ecclesiae beatae Mariae Virginis“, aus dem 13. und 14. Jahrhundert, ein Verzeichniß der kirchlichen Gedächtnißtage hochangesehener geschichtlicher Personen, deutscher Herrscher, Herrscherinnen, Fürsten, Stiftsherren etc. Mit dem Jahre 1830 war er in Beziehung getreten zu Joh. Friedrich Böhmer. Dieser „hat verschiedene seine Monographien über die Aachensche Geschichte mit vielem Vergnügen gelesen und erwartet von ihm einen Codex diplomaticus, den Meyer versprochen“ (vgl. den Artikel Karl Franz Meyer, Joh. Friedr. Böhmer’s Leben, Briefe und kleinere Schriften durch Johannes Janssen, II, Brief 91 vom 21. September 1830, S. 188. Auch in Brief 95 vom 16. April 1831, S. 192 muntert Böhmer zur Herausgabe des Codex diplomaticus aquensis auf). Kleinere Arbeiten übergehend, erwähnen wir seine „Historisch-topographische Beschreibung Burtscheids“ vom Jahre 1832, welcher im Jahre 1834 die „Geschichte der Reichs-Abtei Burtscheid“ folgte. Im J. 1833 zum Stadtbibliothekar ernannt, ließ er 1834 einen Katalog der Stadtbibliothek drucken, ordnete auch das Archiv und legte ein Verzeichniß des Vorhandenen an. Seine Geschichte der S. Peterskirche in Aachen vom Jahre 1836 ist bedeutsam wegen der Mittheilungen über das mit sehr bedeutenden Privilegien ausgestattete Aachener Synodalgericht. Neben der Geschichte verschiedener Schlösser erschienen 1837 die besonders inhaltreichen Beiträge zu einer historisch-topographischen Beschreibung des Kreises Eupen, sowie das nicht weniger inhaltreiche Aachener Wochenblatt, Band I, 1837, Band II u. III, 1838 unter dem Titel: „Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Reiches von Aachen“. Quix’ bis dahin geschilderte litterarische Thätigkeit kann als eine Vorbereitung gelten zu seinem Hauptwerke „Geschichte der Stadt Aachen“, Bd. I 1840 und Bd. II 1841, die er bis zum Jahre 1350 führt; bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts reicht auch der Codex diplomaticus aquensis mit seinen 354 Urkunden. Q. sammelte ohne Unterlaß und schrieb so viel, daß er dem Speciellen nicht immer die nöthige Sorgfalt zuwenden konnte. Namentlich litt darunter die Wiedergabe der Urkunden, denen es oft an der Correctheit und diplomatischen Genauigkeit fehlt. Trotzdem bleibt Q. das Verdienst, für die Geschichte Aachens und des Aachener Reiches mehr geleistet zu haben, als irgend ein Anderer. Q. hat zuerst nach den Quellen ein richtiges Verständniß von der successiven Entwicklung der Stadt verbreitet, nämlich von der Karolingischen Pfalz zur mittlern Stadt mit den von Friedrich I. 1171 gebotenen Ringmauern und zu den mit dem Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen äußeren Mauern, wodurch Aachen in eine innere und äußere Stadt sich sonderte, jede mit Ringmauer, Graben und Stadtthoren, die erst mit dem Ende des 18. Jahrh. zu schwinden begannen, aber noch heute nicht vollständig beseitigt sind. Joh. Fr. Böhmer sagt auf S. 308 in seinem Briefe vom [64] 18. December 1840 an G. H. Pertz in Hannover: „Quixens Arbeit ist freilich hier und da sehr schlecht, indeß muß man dem alten kranken, wenig bemittelten Mann das, was er thut, immer noch danken, denn sonst geschähe nichts.“ Die letzten von Q. herausgegebenen Schriften sind: Gerard Chorus, der hervorragendste Bürger Aachens im 14. Jahrhundert, welchem man die Erbauung des gothischen Münsterchores, des Rathhauses und des äußeren Mauerringes der Stadt zuschreibt, und die Geschichte Melatens, eines Hospitals, das ursprünglich für solche, die an dem Aussatz litten, gebaut wurde. Quix’ schriftlicher Nachlaß kam durch Ankauf nach Berlin an die königliche Bibliothek. Böhmer meint im Briefe 241 vom 6. December 1846 an G. H. Pertz in Berlin, derselbe enthalte nicht viel Bedeutendes. Da Q. zufrieden war, wenn er durch Subscription die Druckkosten gedeckt sah, so waren die Auflagen seiner Schriften nur klein; daher sind einzelne Werkchen kaum noch durch den Buchhändler zu beziehen. Q. starb am 14. Januar 1844.

Man vgl. Prof. Loersch, Aachener Rechtsdenkmäler, S. 10 f.