ADB:Reinhold, Heinrich
Erhard von Nürnberg nach Italien auf. Nachdem er sich anfangs länger in Rom und Neapel aufgehalten hatte, wanderte er mit dem Fürsten Lobkowitz durch Sicilien, schloß sich auf dem Rückwege einer englischen Familie an, mit der er kurze Zeit umherstreifte, und setzte sich dann wieder in Rom fest. Eine große Menge von landschaftlichen Skizzen und Zeichnungen entstanden in dieser Zeit, auch einige größere Landschaften biblischen Inhalts. Sein mitleidiges und aufopferndes Gemüth trieb ihn dazu, seinen inzwischen geisteskrank gewordenen Kameraden und Landsmann Erhard selbst zu pflegen. Als dieser sich in der Nacht erschoß, zog sich R. bei seiner Hülfeleistung im Frost eine Erkältung zu, die sich verschlimmerte und in Luftröhrenschwindsucht ausartete. Ihr erlag er am 15. Januar 1825. Ueber sein Grabmal berichtet Wurzbach: „R. wurde in Rom bei der Pyramide des Cestius begraben. Ein einfaches, aber würdiges Denkmal bezeichnet mit folgender Lapidarinschrift die Stätte, welche Reinhold’s Asche birgt: Henricus Reinhold. | Saxo. Pictor | Denatus D. XV. Januar | A. S. MDCCCXXV | Anno. Aetatis. XXXIV. | Te Tabulae Loquuntur. | Amici Colunt., | Artes. Lugent. Unter den Freunden des Verewigten, welche dieses Denkzeichen errichteten, glänzt der Name des berühmten Bildhauers Thorwaldsen, der unaufgefordert das erwähnte Monument mit dem eigenhändig aus carrarischem Marmor verfertigten Brustbilde Reinhold’s schmückte“.
Reinhold: Heinrich R., Maler und Kupferstecher, geboren 1790 in Gera, † am 15. Januar 1825 in Rom; jüngerer Bruder des Landschafters Friedrich Philipp R. Er studirte zuerst an der Dresdener Akademie, begab sich 1806 nach Wien zu seinem Bruder und besuchte daselbst nun die k. k. Akademie. Nebst seinen Uebungen im Figurenzeichnen versuchte er sich bald im Radiren und brachte es darin so weit, daß Denon, der damalige Generaldirector der Museen zu Paris, der während seines Aufenthaltes in Wien auf ihn aufmerksam geworden war, ihn aufforderte, nach Paris unter seinem Protectorat überzusiedeln. 1809 folgte R. diesem Rufe und hielt sich nun fünf Jahre in Paris auf. Er war hier namentlich damit beschäftigt, für das große Werk über die Feldzüge Napoleon’s, das als Gegenstück zu dem Prachtwerk „Description de l’Europe“ geplant war, infolge des politischen Umsturzes aber unterdrückt wurde, einige große Blätter zu stechen, von denen erklärlicherweise nur wenige Abdrücke existiren. Nach Wien zurückgekehrt, malte er namentlich Landschaften. 1819 machte er sich zusammen mit dem Landschafter und Kupferstecher[287] Von seinen Arbeiten seien folgende erwähnt: Pratergegend; Ansicht aus dem kärnthnerischen Hochgebirge; Die oberen Regionen eines kärthnerischen Hochgebirges mit einer aufsteigenden Wolke; Alpenlandschaft; Meeressturm; Gegend des Salzburger Mönchberges; Ansicht der Nußdorfer Linie; mehrere farbige Zeichnungen des Großglöckners (1820); Partie des Höllenthores bei Reichenau; Die Grotte La Cucumella im Königreich Neapel; Ansicht von Capri auf dem Golf von Salerno; Felsenschlucht und Grotte aus der Piano die Sorento; Aetna von Taormina aus gesehen; Capo d’Orlando in Sicilien (gemeinschaftlich mit J. A. Klein, von dem das Figurale stammt; 1821/22, Berlin, Nat.-Gal. I, 269); Hagar in der Wüste (Thorwaldsen-Museum zu Kopenhagen); Der barmherzige Samariter (ebenda); Der Kapuzinergarten bei Sorrent (Neue Pinakothek zu München).
Von seinen Stichen seien angeführt (bis 1809): die alte Postsäule in Wien; einige Thierstücke nach H. Roos; mehrere Landschaften nach den Zeichnungen seines Bruders Philipp. Zu dem Werk über Napoleon’s Feldzüge gehörig: Schlacht bei Jena, Erstürmung von Burgos, Uebergabe von Madrid, Gefechte um Ebersberg, Napoleon’s Zusammenkunft mit dem verwundeten Marschall Lannes, Napoleon in der Nacht vom 5.–6. Juli am Wachtfeuer schlafend. Ferner: Der wandernde Schuster (nach dem Gemälde seines Bruders); die Blätter zu den Denkmalen altdeutscher Baukunst des Fürsten Lichnowski; Ansichten von Klosterneuburg (nach eigenen und seines Bruders Zeichnungen. Mit Text von F. Tschischka. Wien 1820).
- Nagler, Allg. Künstler-Lexikon (München 1842). – Wurzbach, Biogr. Lexikon etc. (Wien 1873).