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ADB:Riem, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Riem, Friedrich Wilhelm“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 554–555, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riem,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:59 Uhr UTC)
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Riem: Friedrich Wilhelm R., ein verdienter Tonkünstler neuerer Zeit, geboren am 17. Febr. 1779 zu Kölleda in Thüringen, † am 20. April 1857 in Bremen, genoß noch den Unterricht des alten Johann Adam Hiller in Leipzig. R. gehört eigentlich zu den sogenannten Wunderkindern, denn kaum 10 Jahre alt, ohne einen nennenswerthen Unterricht genossen zu haben, ließ er sich in Jena bereits in einem Concerte als Clavierspieler hören. Als er nun nach Leipzig auf die Thomasschule kam, blieb Hiller dies Talent nicht lange verborgen, und wenn auch der junge R. nach dem Willen seines Großvaters die Rechte studiren sollte, seine Eltern hatte [555] er beide schon im zartesten Alter verloren, so sorgte Hiller schon dafür, daß ihm dies Talent nicht verloren gehe. Als daher R. nach dreijähriger Studienzeit auf der Leipziger Universität seine persönliche Selbständigkeit erlangt hatte, widmete er sich ausschließlich der Musik. Sein opus 1, welches 1804 erschien, sieben Claviersoli, erregte, wie Schilling berichtet, durch seine Originalität Aufsehen, doch folgten ihm bald soviel andere Werke nach, die nicht in dem Maße hielten, was man erwartet hatte, daß das anfängliche Interesse nur noch durch die Persönlichkeit des Componisten selbst erhalten wurde. Die Allgemeine musikalische Zeitung in Leipzig, vom Jahre 1804 in Nr. 5, druckt ein Lied, „Die Nachtigall klagt“ für Sopran mit Clavierbegleitung ab und macht von dem jungen Componisten so viel Aufhebens, als wenn er ein Meister ersten Ranges sei. Das Lied ist so einfach und erregt unser Interesse so wenig, daß wir heute nicht begreifen können, wie man etwas so Gewöhnliches in der Weise auszeichnen kann. Die Lobhudelei und Kritiklosigkeit war für den damaligen Künstler ein Verderben, und anstatt auf eine Anspornung der geistigen Kräfte hinzusteuern, trat eine Ueberhebung und Erschlaffung ein. Viel mochte auch die Stellung in Bremen dazu beitragen, die er im J. 1814 antrat, nachdem er seit 1807 die Organistenstelle an der reformirten Kirche in Leipzig bekleidet hatte. Bremen ist nicht der Ort, wo ein Künstler Anregungen empfängt und den Umgang mit Gesinnungsgenossen genießt. Alle Anregung mußte von ihm selbst ausgehen. Bremen selbst ist ihm zu Dank verpflichtet, denn er hat das musikalische Leben mächtig gehoben und war der Brennpunkt, von dem alles ausging und um den sich alles scharte. Doch das praktische Wirken in der Musik brachte seine Muse immer mehr zum Schweigen und vom Jahre 1834 ab verschwindet sein Name als Componist gänzlich, während er den Dirigentenstab noch bis in die fünfziger Jahre schwingt. Ihm hat auch Bremen die Gründung einer Singakademie zu danken. Den nachhaltigsten Erfolg erzielten seine Orgelcompositionen und genossen eine Zeit lang ein gewisses Ansehen, so daß der Musikverleger Körner in Erfurt, der sich überhaupt um die Orgellitteratur sehr verdient gemacht hat, eine Gesammtausgabe seiner Orgelcompositionen veranstaltete.