ADB:Riegler, Lorenz

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Artikel „Riegler, Lorenz“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riegler,_Lorenz&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:26 Uhr UTC)
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Riegler: Lorenz R., Arzt, ist am 20. September 1815 in Graz geboren. Seine medicinische Ausbildung erhielt er von 1833–37 an der Josefs-Akademie in Wien, wo er 1838 mit einer Abhandlung „Ueber die Wuthkrankheit des Menschen“ zum Doctor promovirte und 1839 die Stellung als Assistent an der Jaeger’schen Augenklinik übernahm. Von der türkischen Regierung mit der Reorganisation [554] des Militär-Medicinalwesens, speciell der Militärspitäler in Constantinopel betraut, ging er zur Erfüllung dieser Mission zusammen mit Dr. Eder 1842 nach letztgenannter Stadt und erhielt hier die Leitung des für die Aufnahme von 600 Kranken bestimmten Spitals Maltépe. Riegler’s Stellung in Constantinopel war eine außerordentliche schwierige und anstrengende, da er die zur Beseitigung der zahlreichen dortigen Mißstände angeordneten Maßregeln bei den bekannten Verhältnissen und infolge von allerlei Widerständen erst nach erbitterten Kämpfen, und auch dann nur theilweise, durchzuführen vermochte, als er mit seiner Rückkehr drohte. Doch erreichte er noch während der Zeit von 1843 bis 1849 den Bau von 6 großen neuen Militärspitälern nach seinen Angaben. Außer seiner ausgebreiteten Praxis hatte er seit 1849 auch noch die Stellung als Lehrer an der medicinischen Schule zu Galata-Sarai und als Director des österreichischen Spitals in Pera zu versehen. Nebenher war er schriftstellerisch thätig und publicirte über seine Erlebnisse in der Türkei verschiedene Aufsätze in den Medicinischen Jahrbüchern des Oesterreichischen Staates, der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte, der Oesterreichischen medicinischen Wochenschrift u. a. Journalen. 1855 verrichtete er bei dem Sultan Abdul Medjid eine glücklich verlaufene Augenoperation. 1856 verließ er die Türkei, um einem Rufe als Professor der medicinischen Klinik an der Universität seiner Vaterstadt zu folgen, wo er bei seinem Amtsantritt eine denkwürdige Rede über den Gang seines Lebens und seine Ansichten hielt (veröffentlicht in der Wiener med. Wochenschr. 1856). Doch erfreute er sich der zuletzt genannten Stellung nicht lange, da er bereits im kräftigen Mannesalter von 47 Jahren am 16. September 1862 starb. R. war nicht bloß ein gesuchter Arzt, sondern hat sich auch um seine Vaterstadt durch seine, leider allerdings nur kurze Thätigkeit auf dem Gebiete des öffentlichen Sanitätswesens als Mitglied der ständischen Medicinalcommission verdient gemacht. Ein bleibendes litterarisches Denkmal hat sich R. durch sein ganz vorzügliches, zweibändiges medicinsch-geographisches Werk „Die Türkei und deren Bewohner in ihren naturhistorischen, physiologischen und pathologischen Verhältnissen vom Standpunkte Constantinopels geschildert“ (Wien 1852) gesetzt. Nach dem Muster von Pruner’s „Krankheiten des Orients“ verfaßt, stellt es eine Vereinigung des größeren Theils der oben citirten Publicationen dar und schildert in den 19 Capiteln des ersten, naturhistorisch-anthropologischen Theils physische Geographie, Klimatologie, Flora und Fauna, Bewohner, Nahrungsweise, Familienleben, Genußmittel (Narkotika), Beschneidung, Bäder, Heizung u. s. w. der Türken, Einfluß des Klima’s von Constantinopel auf die Erzeugung von Krankheiten, Acclimatisation der Fremden im Orient, Einfluß der Religion, der Rassen, der Beschäftigung auf die Erzeugung von Krankheiten, wissenschaftliche und Volksmedicin im Orient, sowie im zweiten, nosologischen Theil, die Krankheiten der Türken nach gewissen, allgemeinen Gruppen. – Das Werk enthält eine große Fülle litterarischer, naturhistorischer, statistischer und medicinischer Notizen.

Vgl. Biographisches Lexikon hervorragender Aerzte, herausgegeben von A. Hirsch, Bd. V, S. 30.