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ADB:Roth, Karl

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Artikel „Roth, Karl“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 338–339, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roth,_Karl&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:22 Uhr UTC)
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Roth: Karl R., Sprachforscher und Germanist, geboren am 4. November 1802 als Sohn eines Maurermeisters zu Lutter a. d. Hard bei Fulda, oblag in Marburg (bei Leander van Eß) und zu Würzburg dem Studium der Philologie, wurde Repetitor an der königl. Pagerie zu München und 1830 Studienlehrer zu Landshut, mußte sich aber schon 1834 wegen Schwerhörigkeit beurlauben lassen und sah sich 1836 wegen seines unheilbar zunehmenden Leidens genöthigt, dem Lehramt zu entsagen. In München trat er zu Ende 1839 in das königl. Reichsarchiv ein und arbeitete dort bis zu seinem am 1. November 1880 erfolgten Lebensende. Seine schriftstellerische Laufbahn begann Dr. R. 1830 mit einer Uebersetzung des Cornelius Nepos, welcher 1833 eine solche von Cicero’s Buch vom Greisenalter und der Freundschaft folgte. Schon 1831 erschien seine „Deutsche Silbenlehre für Schulen“ und damit begann er sich dem germanistischen Studium zuzuwenden, wobei R. an Dr. Alexander Vollmer einen treuen Freund und Genossen fand. Mit absonderlicher Vorliebe fahndete R. in den Schätzen des Reichsarchivs und der Hof- und Staatsbibliothek auf vordem nicht beachtete oder unkritisch edirte Bruchstücke, welche er dann mit gewandtem Auge und richtigem Verständniß, meist aber mit möglichst geschmackloser Einleitung drucken ließ. So veröffentlichte R. wirklich eine stattliche Reihe von Fundstücken, wobei er oft in wenigen Zeilen alle möglichen Typen verwendete und die Setzer nicht selten zur Verzweiflung brachte, da seine eigensinnige Rechtschreiblehre und die Sucht jedes Wort gehörig zu betonen, den Autor zu den seltsamsten Einfällen verleiteten. Fast jede Seite wimmelt von Zusätzen, Anmerkungen, Erklärungen und Nachträgen, wobei in der heillosen Spreu doch wieder wahre Goldkörner und Perlen zu tage kommen. Viele seiner Schrullen und Einfälle erklären sich auch aus Roth’s völliger Taubheit, welche nur schriftliche Gegenrede gestattete und somit im höchsten Grade den Forscher isolirte. Im J. 1839 erschien eine kleine Sammlung von „Deutschen Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts“ (Leipzig und Quedlinburg), dann die „Denkmähler der deutschen Sprache vom 8. bis zum 14. Jahrhundert“ (München 1840) und die „Bruchstücke aus der Kaiserchronik und dem jüngern Titurel“ (Landshut 1843); viele kostbare Ueberbleibsel enthalten die „Dichtungen des deutschen Mittelalters“ (Stadtamhof 1845). Ferner folgte das „Leben des heil. Anno“ (München 1847), die „Urkunden der Stadt Obermoschel in der vormaligen Grafschaft Veldenz“ (München 1847). Sehr verdienstlich waren der Nachweis der „Oertlichkeiten des Bißthumes Freising“ nach Kozroh’s „Renner“ (München [339] 1854–57), die „Bruchstücke aus Jansen des Eninkels gereimter Weltchronik“ (1854), „Uolrich’s von Türheim Rennewart“ (Regensburg 1856) und eine Menge anderer Fundstücke und Abhandlungen, welche R. unter dem Titel „Kleine Beiträge zur deütschen Sprach-, Geschichts- und Ortsforschung“ in 20 Heften (München 1850–70) herausgab. Für Karl Simrock’s Ausgabe besorgte R. die Textabschrift des „Wartburgkrieg“ (Stuttgart 1858), wie er überhaupt als guter zuverlässiger Copist von verschiedenen Gelehrten gerne verwendet wurde. Auch als Poet bethätigte sich Dr. Karl R. („Gedichte“ München 1844), aber in möglichst hölzerner Weise und nur als Ehrengabe für Freunde gedruckt. Einen Abriß seines Lebens schrieb er, aber in lateinischer Sprache, für Joh. Bapt. Heindl’s bunte „Galerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart“ München 1859, II, 219–26. Sein Hauptwerk, ein „Ortschaften-Verzeichniß des Königreich Baiern“, worin die heutigen Namen urkundlich aus dem 8.–14. Jahrh. belegt sind, welches R. auf tausenden von Zetteln sammelte, blieb als ungedruckter Torso im königl. allgem. Reichsarchiv hinterlegt.

Vgl. den kurzen Nekrolog (von A. Gutenäcker) in Nr. 313 der Allgemeinen Zeitung vom 8. November 1880 und den warmen Nachruf von G. Mayerhofer in den Histor.-pol. Blättern, 1880, 86. Bd., S. 880–84.