ADB:Rother, Christian von
v. Hardenberg fand. 1815 war er Bevollmächtigter Preußens bei der Vertheilung der von Frankreich zu entrichtenden Kriegsentschädigungen. Auf Wunsch Wellington’s, welcher hierbei seine Vorzüge schätzen lernte, wurde er dann auch zur Vertheilung der französischen Kriegsentschädigung an die übrigen verbündeten Mächte herangezogen. Von allen diesen wurden seine Leistungen durch Ertheilung von Orden anerkannt. Vor allem aber machte sich die Heimath Rother’s Fähigkeiten in höherem Maße dienstbar, indem er neben seiner Stellung in der Staatskanzlei die eines Vorstandes der königlichen Bank und der Seehandlung erhielt. In letzterer Eigenschaft bewirkte er die ersten Versuche, inländischen Fabrikanten mittelst dieser Anstalt überseeische Absatzgebiete zu verschaffen. 1836 zum geheimen Staatsminister ernannt, leitete R. das gesammte preußische Finanzwesen bis 1848. Diese seine Verwaltung ist vor allem gekennzeichnet durch die Gründung der Staatsschulden-Tilgungsverwaltung und die Errichtung der [361] Creditanstalten zur Sicherstellung des Wohlstandes der schlesischen Rittergutsbesitzer. Er veranlaßte ferner die Erbauung vieler Kunststraßen und die Anlegung großer Fabriken in vielen Theilen des Staates, namentlich in Schlesien. Dahin gehören die Flachsspinnereien in Erdmannsdorf und Patschkey sowie eine Maschinenbauanstalt in Breslau. Auch gründete er einen Verein für Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. Ein „Rotherstift“ zur Versorgung von 40 unversorgten Töchtern unbemittelt verstorbener treuer Staatsdiener wurde schon 1840 in Berlin gegründet. Außer der Erhebung in den Adelstand ehrte ihn der König durch Verleihung des Schwarzen Adlerordens zum 50jährigen Dienstjubiläum. Nach dem März 1848 zog sich R. auf sein Gut Rogau in Niederschlesien zurück, wo er am 7. November 1849 starb.
Rother: Christian v. R., preußischer Finanzminister, wurde am 14. November 1778 in Ruppertsdorf bei Strehlen in Schlesien als Sohn eines schlichten Landmannes geboren. Den ersten Schulunterricht erhielt er durch Vermittelung des Ortspfarrers, welcher frühzeitig eine besondere Begabung in dem Knaben zu entdecken glaubte. Er erlangte bald große Fertigkeit im Rechnen und legte Interesse an finanziellen Fragen an den Tag. Im Dienste des Regimentsquartiermeisters Lansert begleitete er als Privatschreiber das Thiel’sche Regiment nach Warschau, wo er mit der Verwaltung der Kasse des Regiments betraut wurde. 1797 erhielt er Anstellung im Polizeidienst und dann die Stellung als Calculator beim Kriegs- und Domänenbureau des Grafen v. Lubinsky, Justizministers für das Herzogthum Warschau, dessen ganzes Vertrauen er erwarb. Nachdem Preußen im Tilsiter Frieden das Herzogthum abgetreten hatte, wandte sich R. nach Königsberg i. Pr., wo er sich durch eine Arbeit: „Ueber die Verwaltung des Cassenwesens bei den höheren Behörden“ derart bemerklich machte, daß er 1810 Anstellung als Rechnungsrath im Bureau des Freiherrn- N. Nekrol. d. D., Jahrg. 1849, 2. Theil (Weimar 1851), Nr. 259.