Zum Inhalt springen

ADB:Rupert von Salzburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rupert von Salzburg (Hrodperht)“ von Johann Friedrich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 697–699, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rupert_von_Salzburg&oldid=- (Version vom 17. Dezember 2024, 08:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rupert von Deutz
Band 29 (1889), S. 697–699 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Rupert von Salzburg in der Wikipedia
Rupert von Salzburg in Wikidata
GND-Nummer 139529357
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|697|699|Rupert von Salzburg (Hrodperht)|Johann Friedrich|ADB:Rupert von Salzburg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139529357}}    

Rupert: Hrodperht, der heilige, erster Abt von St. Peter sowie erster Bischof von Salzburg, stammte nach seiner Legende aus dem merovingischen Königsgeschlechte und war zuerst Bischof von Worms im zweiten Jahre des Königs Childebert. Der Ruf des vortrefflichen und seeleneifrigen Bischofs verbreitete sich und drang bis zu dem Herzog Theodo von Baiern, der denselben durch Gesandte dringend bitten ließ, er möge Baiern mit seiner Lehre erleuchten. R. stimmte zu, schickte jedoch erst Boten, ehe er selbst kam. Bei seiner Ankunft ging der Herzog mit seinen Leuten ihm entgegen, nahm ihn ehrenvoll in Regensburg auf, ließ sich von ihm im Christenthum unterrichten und zugleich mit vielen Volksgenossen taufen. Darauf erhielt R. von dem Herzog die Erlaubniß, nach seinem Gefallen für sich und die Seinigen einen geeigneten Ort aufzusuchen, Kirchen im Lande zu bauen und den Kirchendienst einzurichten. Das Christenthum predigend, zog er die Donau hinunter bis an die Grenzen Unterpannoniens, kehrte dann aber wieder nach Laureacum (Lorch) zurück, wo er viele Kranke durch sein Gebet heilte. Doch er zog auch von da wieder weiter, ließ sich am Wallersee nieder und baute eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus, welche Herzog Theodo mit Besitzungen ausstattete. Als aber R. von einem Orte am Fluß Ivarus (Salzach) hörte, der früher Juvavum hieß und wo in alten Zeiten viele wunderbare Bauten standen, die jetzt beinahe zerfallen und mit Wald bedeckt waren, wollte er ihn mit eigenen Augen sehen. Da fand er, [698] daß er sich zum Gewinn der Seelen besser eigne, als seine Niederlassung am Wallersee, und bat den Herzog, daß er ihm erlaube, den Ort zu säubern und an ihm den Kirchendienst einzurichten. Theodo weigerte sich nicht und schenkte ihm zwei Meilen Land um Juvavum herum. Sofort ging R. an die Arbeit, erneuerte den Ort, baute eine Peterskirche mit Kloster und richtete den kirchlichen Dienst ein, worauf er in sein Vaterland zurückkehrte und zwölf Gehülfen zugleich mit einer Jungfrau Erintrud holte, für welche er auf der oberen Burg ein Frauenkloster errichtete. Er selbst aber zog im Lande umher, predigte, baute Kirchen und weihte Geistliche der höheren und niederen Grade. Endlich bestellt er sich einen Nachfolger, kehrt, da er den Tag seines Todes vorausweiß, nachdem er seine Schüler bestärkt hat, auf seinen eigenen Sitz zurück und stirbt, umstanden von den Brüdern, am Tage der Auferstehung (27. März nach der einen, Ostersonntag nach der anderen Annahme). An seinem Grabe aber geschahen bis auf die Zeit des Verfassers der Legende unzählige Wunder. – Auf Grund dieser Legende gilt R. auch als Apostel der Baiern. Deswegen schon, noch mehr aber aus dem Grunde, weil je nach der Zeit Rupert’s auch die älteste Geschichte Baierns sich anders gestaltet, hat dieser Mann seit Jahrhunderten die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher in Anspruch genommen, und wird noch immer die Frage nach dem „wahren Zeitalter“ desselben lebhaft erörtert. Ihre Lösung ist aber um so schwieriger, als die Angaben der Legende gar zu wenig sichere Anhaltspunkte bieten. Richtig kam es auch zu drei ganz verschiedenen Ansätzen, indem Aventin u. A. Rupert in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts versetzen, Welser, Baronius, Papebroch, Brunner und Rader ihn am Ende des 6., Mabillon und Hansiz am Ende des 7. Jahrhunderts nach Baiern kommen lassen und alle drei Ansätze haben bis heute ihre Vertheidiger. Nach der zweiten Meinung wäre R. 623, nach der dritten 718 gestorben (oder nach ihren neuesten Vertretern zwischen 705–710). Ich gebe nun zu, daß man zur Zeit der Abfassung der Legende sich unter Herzog Theodo den um 700 lebenden und also unter dem König Childebert den dritten seines Namens dachte. Allein verdient die Legende überhaupt Glauben? Wenn sich die Vermuthung bewahrheitet hätte, daß ihr eine ältere Aufzeichnung aus dem 8. Jahrhundert zu Grunde liege und daß dieselbe in der Handschrift Nr. 790 der Grazer Universitäts-Bibliothek erhalten sei (Dr. Frz. Mart. Mayer, Arch. f. österr. Gesch. 63. Bd. 2. Hälfte, S. 597–608), dann allerdings; allein ich habe aus Salzburger liturgischen Handschriften der Münchener Staatsbibliothek nachgewiesen, daß noch lange im 9. Jahrhundert eine vita Ruperti nicht vorhanden war, und daß man nach ihnen damals überhaupt nicht den 27. März oder Ostersonntag, sondern den 24. September als den Todestag des Bischofs beging. Die vita der Grazer Handschrift sei vielmehr nur eine Ueberarbeitung der vita primigenia von 870, wahrscheinlich zu Zwecken des Chorgebets (Münch. Sitzungsberichte 1883, S. 509–547). Wattenbach (GQ.5 I, 116) will daher nur noch die Angaben des Eingangs der vita festhalten, daß R. zuerst Bischof von Worms unter König Childebert III. gewesen, wofür dem Verfasser Notizen vorgelegen sein sollen. Ich lasse das dahingestellt sein und bemerke nur noch, daß in den ältesten bairischen Geschichtsquellen, in den Lebensbeschreibungen der Heiligen Emmeram und Corbinian von dem Bischof Arbeo von Freising (764–784). von R. nichts erwähnt wird, obwohl in denselben von dem nämlichen Herzog Theodo die Rede ist, unter dem R. nach Baiern gekommen sein soll. Arbeo gibt in dieser Beziehung überhaupt nur an, daß der Herzog Theodo, der Emmeram aufnahm, bereits Christ war, daß die Baiern bekehrt waren, wenn auch erst vor kurzem (neophyti), und daß es im Lande Kirchen und Klöster gab; wer aber Theodo und die Baiern bekehrt, davon schweigt er. Anders steht es mit den Salzburger [699] Quellen, mit dem Congestum des Bischofs Arn, welches er über den Salzburger Güterbesitz nach der Absetzung Tassilo’s III. (788) aufnehmen ließ, und mit dem Bischofs- und Abtverzeichniß von St. Peter im Verbrüderungsbuche von St. Peter (hrsg. v. Karajan). In ihnen wird R. zweifellos unter dem Herzog Theodo um 700 angesetzt, und ihnen folgen dann wieder die Breves notitiae, ebenfalls Arn zugeschrieben, die vita primigenia und der Catalogus episcoporum sive abbatum eiusdem sedis Juvavensis von 870 (Kleymairn, Juvavia, Appendix). Fragt man aber nach dem Bilde, welches man sich von R. zu machen hat, so haben wir aus der Zeit der Bischöfe Virgilius und Arn nur sehr wenige Züge. Wie Arn’s Freund Alcuine sagt, war R. „einst“ der Erbauer der Peterskirche in Salzburg, wo er nach dem Congestum auch ruhte und als ein Heiliger gefeiert wurde; ferner bezeichnet dieses ihn als Gründer des Klosters auf dem Nonberg, an dessen Spitze er seine Nichte Erintrud stellte, sowie als Begründer der Zelle des heiligen Maximilian im Pongau. Zum Heidenbekehrer machen ihn aber erst die vita primigenia und die Breves notitiae (Münch. Sitzungsber. S. 533 f.). Die Salzburger Kirche hingegen hält noch heute daran fest, daß R. der Apostel der Baiern war und gegen das Ende des 6. Jahrhunderts als solcher auftrat.

Ueber die Quellen s. Wattenbach, Geschichtsquellen5 I, 115 f. 149. 273. – Ein Verzeichniß der gesammten Litteratur gibt: Anthaller, die Geschichte der Rupertus-Frage und deren Lösung. Salzburg 1885.