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ADB:Samter, Adolf

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Artikel „Samter, Adolf“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 324–325, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Samter,_Adolf&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:27 Uhr UTC)
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Samter: Adolf S., Nationalökonom, war geboren am 2. März 1824 zu Königsberg in Ostpreußen als der älteste Sohn des Banquiers S. A. S. und dessen Frau, geb. Liepmann, mosaischen Glaubens. Der etwas schwächliche Knabe besuchte das Kneiphöf’sche Gymnasium in Königsberg bis zur Prima, um im J. 1840 als Lehrling in das Bankgeschäft von Caro in Berlin einzutreten. Vom J. 1843 angefangen war er in einem überseeischen Geschäfte in Hamburg thätig. Schon damals interessirte er sich für nationalökonomische Studien und veröffentlichte bereits in diesem Jahre anonym einen Zeitungsartikel über die Eisenzollfrage und wenige Monate später mit Nennung seines Namens in Wöniger’s Zeitschrift „Der Staat“ eine umfangreichere Arbeit über die Handelsverhältnisse des Zollvereins, die Grundlage für sein Erstlingswert „Der Zollverein“, welches unter der Chiffre A. Sr. bei Springer in Berlin 1846 erschien. Im J. 1845 kehrte S. wegen häuslicher Verhältnisse nach Königsberg zurück und trat als Commis in das Geschäft seines Vaters ein. Daneben aber pflegte er mit Eifer und Ausdauer historische, litterarische und nationalökonomische Studien, um sich für den freigewählten Beruf als nationalökonomischer Schriftsteller genügend vorzubereiten; bedauerte er doch selbst zeitlebens, keine abgeschlossene Gymnasial- und keine systematische Universitätsbildung erhalten zu haben. Um mehr Selbständigkeit zu erlangen, kaufte er 1846 eine Buchdruckerei und gründete ein Verlagsgeschäft, ohne jedoch aus dem Bankgeschäfte des Vaters auszutreten. Im J. 1848 gab er die „Neue Königsberger Zeitung“ im liberalen Sinne heraus und gewann sich damit einen stattlichen Kreis anregender und bedeutender [325] Mitarbeiter und Freunde, wie Johann Jacoby, Jachmann, Walesrode, Gottschall, Alb. Dulk, Ferd. Gregorovius u. A. Doch schon im folgenden Jahre mußte er der politischen Reaction und der pecuniären Verluste wegen die Herausgabe der Zeitung wieder aufgeben; bald zog er sich von dem politischen Leben ganz zurück und verkaufte auch im J. 1856 Druckerei und Verlagsgeschäft. Die einzige Anerkennung, welcher er sich für die Leistungen dieses Geschäftes zu erfreuen hatte, erfuhr S. durch König Friedrich Wilhelm IV., welcher ihm am 24. Februar 1852 die goldene Huldigungsmedaille zustellen ließ, für die Uebersendung des in seiner Officin gedruckten Prachtexemplars der fünf Bücher Mosis. Fortan widmete er sich wieder ganz dem Bankgeschäfte, das er im J. 1854 selbständig übernommen hatte und nach dem Tode seines Vaters (1856) auch allein und mit großem Eifer weiter führte, und das er durch ernstes und rastloses Streben auch wieder zu voller Blüthe brachte. Daneben betrieb er trotz des Dranges der finanziellen Unternehmungen, in welche er verwickelt war, fortgesetzt seine Lieblingsstudien, war in volkswirthschaftlichen Vereinen, besonders in der Corporation der Kaufmannschaft, sowie in der Presse vielseitig thätig und versuchte sich nun auch in größeren selbständigen Werken auf dem Gebiet der Nationalökonomie, besonders seit er in dem Vereine für Socialpolitik, dessen Versammlungen er auch regelmäßig besuchte, einen homogenen Boden für seine Bestrebungen gefunden hatte. Seit 1880 schwer herzleidend, überdies aber durch schwere Kränkungen von Behörden und Mitbürgern, sowie durch tiefschmerzliche Unglücksfälle in seiner Familie gebeugt, starb er am 17. Juni 1883 zu Franzensbad in Böhmen. Abgesehen von seinen ältesten Schriften, in denen er den Argumenten der Fortschrittspartei gefolgt war, zeigt sich S. in seiner ganzen litterarischen wie praktischen Wirksamkeit als gemäßigter Socialist, stark beeinflußt ebenso von Lassalle und Marx, wie von Rodbertus und besonders von Adolf Wagner, dem auch seine letzte größere Schrift „Das Eigenthum in seiner socialen Bedeutung“ 1879 gewidmet ist. Originell sind weder seine Ideen noch seine Argumente; ebenso der Plan einer Waarennote als allgemeines Papiergeld („Die Reform des Geldwesens“, 1869), wie die Hinüberleitung des Privat-Grundeigenthums in die Hände des Staates („Gesellschaftliches und Privateigenthum“ 1877) ist vor ihm in ähnlicher Weise schon erwogen und widerlegt worden. Für seine umständlichen historischen Argumentationen fehlte ihm die Kenntniß der Quellen, für seine rechtsphilosophischen Ausführungen die Schulung des Juristen; ein vollständiger Autodidakt entlehnte er kritiklos von allen Seiten. Aber doch hat er das Verdienst für sich in Anspruch zu nehmen, nicht bloß ernsthaft die großen socialen Probleme erwogen, sondern auch zur friedlichen Lösung derselben als Apostel socialer Reform eifrig beigetragen zu haben. Von seinen sonstigen Schriften sind noch zu nennen: „Sociallehre“ 1875. „Socialistische Irrthümer, sociale Wahrheiten“ 1877. „Der Eigenthumsbegriff“ 1878. Außerdem von größeren Abhandlungen in Zeitschriften: „Ueber die Grundanschauungen vom Werthe in den verschiedenen Werththeorien“, und: „Statistische Nachrichten über die Einkommen im preußischen Staate“, beide in den Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg; Privateigenthum und gesellschaftliches Eigenthum in der Zeitschrift „die Wage“ 1876, die Eigenthumsfrage in der „Gegenwart“ 1880; die Ziele der gegenwärtigen Wirthschaftsbewegung in „Unsre Zeit“ 1881; auch eine ältere Brochüre „Die gegenwärtige Finanzkrisis“ 1848 (vielleicht aus der Neuen Königsberger Zeitung abgedruckt), dürfte von ihm stammen.

Hauptsächlich nach gefälligen Mittheilungen seines Bruders, Dr. med. Julius Samter und seines Schwiegersohnes Prof. Dr. A. Grünhagen in Königsberg.