Zum Inhalt springen

ADB:Sander, Christian Lävin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sander, Christian Lävin“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 347–348, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sander,_Christian_L%C3%A4vin&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 02:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sander, Anton
Band 30 (1890), S. 347–348 (Quelle).
Christian Levin Sander bei Wikisource
Christian Levin Sander in der Wikipedia
Christian Levin Sander in Wikidata
GND-Nummer 116780711
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|347|348|Sander, Christian Lävin|Franz Brümmer|ADB:Sander, Christian Lävin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116780711}}    

Sander: Christian Lävin S., deutscher und dänischer Dichter, wurde am 13. Nov. 1756 zu Itzehoe in Holstein geboren. Als der Sohn eines wenig bemittelten Schneiders und von frühester Kindheit an mit großer Körperschwäche kämpfend, würde er schwerlich ein Freund und Verehrer der Musen geworden sein, wenn sich nicht Dr. Trapp in Itzehoe und später der Professor Ehlers in Kiel seiner angenommen und ihm Gelegenheit und Mittel verschafft hätten, sich den Wissenschaften zu widmen, denen er in Kiel unter Ehlers’ Leitung oblag. Hier blieb er bis 1778, und im folgenden Jahre folgte er einem Rufe als Lehrer und Erzieher am Philanthropin zu Dessau. Hier arbeitete er an einigen der damals beliebtesten Zeitschriften, lieferte namentlich viele Beiträge zu den „Pädagogischen Unterhaltungen“ des Philanthropins und ließ seinem ersten, bereits 1778 erschienenen Trauerspiel „Golderich und Tasso“ verschiedene andere schönwissenschaftliche Arbeiten folgen, wie das Lustspiel „Der kleine Herzog“ (1781), das Schauspiel „Pusillana“ (1783), „Prosaische Dichtungen“ (1783), „Burkhard und Amadine, eine Hexenballade“ (1783), „Friedrich Robinson, ein Lesebuch für Kinder“ (1784), „Geschichte meines Freundes Bernhard Ambrosius Rund“ (III, 1784), einen Roman, der von Wieland vortheilhaft ausgezeichnet wurde. Nachdem S. 1783 aus seiner Stellung in Dessau geschieden, hielt er sich eine Zeit lang bei Gleim in Halberstadt auf und ging 1784 als Hauslehrer zum Grafen Reventlow nach Kopenhagen. Eine Frucht seines Strebens, älteren komischen Dichtern nachzueifern, war sein Werk „Gargantua und Pantagruel, zusammengeschmolzen und umgearbeitet nach Rabelais und Fischart von Dr. Eckstein“ (III, 1785–87); aber mit der Umschreibung Fischart’s hatte er entschieden Unglück, denn während dort Fülle der Gedanken und des Stoffs in knapper Kürze hervorleuchtet, ist bei S. in breiter Armuth nichts als gezwungenes Lachen zu finden. Er verließ deshalb auch dieses Gebiet schnell wieder und wandte sich dem Studium der dänischen Sprache zu, um die dänische Litteratur nach Deutschland zu verpflanzen. Er lieferte auch Uebersetzungen der Dichtungen eines Ewald, Rahbek, Prahm, Baggesen, Wessel, Thaarup u. a.; doch hatten seine Bemühungen bei dem geringen Interesse, das man der dänischen Litteratur zollte, wenig Erfolg. Dagegen machte er sich durch seine satyrischen und humoristischen Schriften „Papiere des Kleeblatts, oder Ecksteiniana, Brandiana und Andresiana“ (1787), „Salz, Laune und Mannichfaltigkeit in komischen Erzählungen“ (1790) und „Komische Erzählungen oder Scenen aus dem menschlichen Leben alter und neuerer Zeiten“ (1794), besonders aber durch seine von der Deutschen Gesellschaft in Mannheim mit dem Preise gekrönte Abhandlung „Deutsche Synonyme oder sinnverwandte Wörter“ (1794) in Deutschland vortheilhaft bekannt. Inzwischen war S. 1789 Gevollmächtigter bei der königl. Creditkasse und 1791 Secretär der königl. dänischen General-Wegcommission geworden, in welcher Stellung er bis 1800 verblieb. Von seinen Schriften aus diesem Zeitraum ist besonders sein Trauerspiel „Niels Ebbesen“ (deutsch 1798) [348] hervorzuheben, unstreitig die beste seiner Dichtungen. Und doch bereitete sie ihm das meiste Herzeleid, da seine Gegner das völlig grundlose Gerücht verbreiteten, daß S. diese Dichtung nicht selbst verfaßt, sondern aus der Handschrift eines Verstorbenen abgeschrieben habe. Bei der Errichtung eines Schullehrerseminars in Kopenhagen 1800 wurde S. als Professor der Pädagogik und Declamation an diese Anstalt berufen; er warf sich nun aufs neue auf das von ihm verlassene Gebiet der Pädagogik, schrieb Beiträge zur Geschichte derselben und war 1804–1806 Mitherausgeber und einer der fleißigsten Mitarbeiter an der „Egeria“, einer Quartalschrift für das Erziehungs- und Unterrichtswesen in Dänemark und Norwegen. Von seinen sonstigen Schriften seien hier noch erwähnt „Eropolis. Ein lyrisches Schauspiel“ (1804), „Eloa, oder Feier der Liebe. Ein lyrisches Gedicht“ (1806) und „Auswahl Altdänischer Heldenlieder und Balladen“ (1816, mit Musikbegleitung von F. L. A. Kunzen). Sein Trauerspiel „Knud Lavard“ (deutsch 1821), das S. selbst für das vorzüglichste unter seinen Werken erklärte, fand indessen auf der Bühne die allerungünstigste Aufnahme. S. starb zu Kopenhagen am 29. Juli 1819.

Allgemeine (Halle’sche) Litteraturzeitung, Jahrg. 1820, II, 725.