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ADB:Schatz, Wilhelm

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Artikel „Schatz, Wilhelm“ von Heinrich Pröhle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 615–616, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schatz,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 21:45 Uhr UTC)
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Schatz: Wilhelm S., vielseitig gebildeter Gelehrter. Er war geboren als Sohn eines Cantors in dem Städtchen Wanzleben zwischen Magdeburg und Halberstadt am 13. Januar 1802. Von 1814–1820 besuchte er das Domgymnasium zu Halberstadt und studirte dann bis 1823 in Halle Philosophie und classische Philologie. An beiden Orten waren Rudolf Hobohm (ein späterer Mitarbeiter der Hell’schen Abendzeitung) und Junghann (als Pastor emeritus aus Drakenstedt, wo der Herausgeber von Luther’s Werken – Knake – sein Nachfolger ist, jetzt in Berlin) seine näheren Freunde. S. bestand in Halle vor der philosophischen Facultät das Doctorexamen mit der vielleicht ungedruckt gebliebenen Dissertation „De auguribus Romanorum“. Im Juli 1824 folgte er einem Rufe an das Kloster Unserer lieben Frauen in Magdeburg. Ostern 1834 wurde er an das Domgymnasium in Halberstadt versetzt. Der Director Theodor Schmid (s. d.) nannte ihn bei seinem Tode einen geschickten, anregenden und für einige Fächer, namentlich für das Französische und die Naturwissenschaft, schwer zu ersetzenden Lehrer. Schon 1839 konnte er seine „Flora Halberstadensis excursoria“ herausgeben, zu welcher er das Material auf seinen wöchentlichen, ja täglichen Ausflügen in dem Vierecke zwischen dem Harze, dem Oschersleber Bruche, der Bode und der Ilse gesammelt hatte. In demselben [616] Jahre gab er auch heraus: „Incerti auctoris saeculi XIII. chronicon Halberstadense“. Auch diese Publication war für den damaligen Augenblick geschickt gewählt, wenn sie jetzt auch durch Schmidt und Könnecke längst überholt ist. 1851 erschien von S. „Der Kaland, ein Gedicht des 13. Jahrhunderts vom Pfaffen Konemann, Priester zu Dingelstedt am Huy“ (s. A. D. B. XVI, 499) und 1854 noch „Flora von Halberstadt oder die Phanerogamen des Bode- und Ilsegebietes mit besonderer Berücksichtigung der Flora von Magdeburg“. In die Litteraturgeschichte griff er 1840 ein durch Aufdeckung des Plagiates von Bokelmann, der Wackernagel’s Abhandlung über die Lenore abgeschrieben hatte. S. wurde von Bokelmann und seinem Rechtsanwalt Kieselbach wegen Beleidigung verklagt, aber durch eine Caricatur von Wenig gerächt. Auf dieser wusch Bokelmann sich die Hände in einem Kieselbache. Die Unterschrift lautete:

Wer sich mit Tinte hat beschmutzt
Und fremdes Eigenthum benutzt,
Dickfellig ist, dabei recht zach,
Den reiniget kein Kieselbach.

1845 wurde S. Professor. Als sich beim Beginn des Alters starke Anfälle von Gicht bei ihm einstellten, überwand er die Schmerzen durch die Lebhaftigkeit, mit welcher er unterrichtete, als er sich schon ins Gymnasium führen lassen mußte. Am 29. Mai 1867 starb er. Er soll sich zuerst von seiner Gattin verabschiedet und dann eingeschlossen haben, um den Tod zu erwarten. Am 1. Juni 1867 wurde er in früher Morgenstunde begraben, wobei der Superintendent Schollmeyer am Grabe sprach.

Jahresbericht über das k. Domgymnasium zu Halberstadt während des Schuljahrs 1867/68, S. 14. (Zu der Schrift von Schatz über das Kalandsgedicht ist das Vorwort der „Chronik von Hornhausen“ von H. A. Pröhle zu vergleichen, wo ein mündliches Urtheil über das Gedicht von W. Grimm angeführt wird). – Mündliche Mittheilungen vom Maler Jordan in Ballenstedt.