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ADB:Scheffer, Johann Gerhard

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Artikel „Scheffer, Johannes Gerhard“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 680–681, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scheffer,_Johann_Gerhard&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:41 Uhr UTC)
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Scheffer: Johannes Gerhard S., hervorragender Philologe und Archäologe des 17. Jahrhunderts. Er wurde in Straßburg i. E. am 2. Februar 1621 geboren, besuchte das Gymnasium und die Universität seiner Vaterstadt und wurde vorzüglich durch die Unterweisung des Professors Joh. Heinr. Boekler in die Alterthumsstudien eingeführt. Daneben pflegte er von Jugend auf die Kunst des Zeichnens und Malens mit besonderer Vorliebe und gutem Geschick. In Straßburg erschienen seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten, die Dissertation „de varietate navium apud veteres“, 1643; „Agrippa Liberator s. de novis tabulis“, 1645; die „Epistola de triremibus“, 1646 und die Ausgabe der „Variae historiae“ des Aelian, 1647. – Die Kriegsunruhen veranlaßten ihn, die Heimath zu verlassen; er wandte sich 1648 nach Schweden und fand am Hofe der Königin Christina, der seine Schriften bekannt geworden waren, ehrenvolle Aufnahme. Noch in demselben Jahre ernannte ihn die Königin – gleichzeitig mit seinem Lehrer Boekler – zum Skyttischen Professor der Beredsamkeit und der Politik in Upsala; später wurde er daselbst auch königlicher Honorarprofessor für Natur- und Völkerrecht, sowie Assessor im königlichen Collegium der Alterthümer, zuletzt auch Bibliothekar der Universitätsbibliothek. Er starb in Upsala am 26. März 1679. – Scheffer’s wissenschaftliche und schriftstellerische Thätigkeit war eine sehr ausgedehnte; ein Theil seiner Arbeiten bezog sich auf die Geschichte und Länderkunde von Schweden, wie die Ausgabe von „Gotrichi et Rolfi Westrogothiae Regum historia“, 1664; die „Upsalia antiqua“, 1666; die „Memorabilia Suecicae gentis exempla“, 1671; die „Lapponia“, 1673; die nach seinem Tode, 1680, von Joh. Moller herausgegebene „Suecia literata“ und viele andere kleinere Schriften. Ein anderer Theil seiner Werke ist staatsrechtlichen Inhalts, wie u. a. seine Bearbeitung von Hugo Grotius „de Jure belli et pacis“ o. J. und der Index dazu, 1657; die werthvollsten seiner [681] Arbeiten sind jedoch die philologisch-archäologischen. Sowohl seine Ausgaben classischer Schriftsteller, wie seine antiquarischen Abhandlungen zeugen von umfangreicher Belesenheit und besonnener Kritik. Wenn auch seine Kenntniß der griechischen Sprache in seiner Ausgabe des Aelianus nicht immer als ausreichend sich erwies, so sind doch die sachlichen Erklärungen noch immer werthvoll, und dasselbe gilt von seinen Ausgaben der Taktik des Arrianus und der „Ars militaris“ des Mauricius, 1664, sowie des Aphthonius und des Theon, 1670. Auf dem Gebiete der römischen Litteratur sind von besonderem Werthe seine Ausgabe der Werke des Hyginus, 1674, mit der Abhandlung „De Hygini scriptoris fabularum aetate atque stylo“, ferner seine Veröffentlichung der kurz zuvor entdeckten Fragmente des Petronius, 1665, mit der Abhandlung „de vero hujus fragmenti auctore“; seine Ausgaben des Julius Obsequens, 1679; des Latinus Pacatus, 1651; des Justinus, 1678; des Phaedrus, 1667 u. a. Werthvolle Beiträge zur Erklärung noch anderer Schriftsteller gab er namentlich im „Lectionum academicarum liber“ 1675. Seine Arbeiten über den lateinischen Stil und die richtige Art der Stilübungen erlebten vielfache Auflagen (zuerst erschienen 1653). Ein von ihm beabsichtigtes großes Werk über die Pythagoreer kam nicht zum Abschlusse; nur die einleitende gelehrte Schrift „De natura et constitutione philosophiae Italicae seu Pythagoricae liber“ erschien 1664. – Von seinen antiquarischen Werken sind besonders die mit Holzschnitten reich illustrirten Schriften über das Seewesen der Alten („De militia navali veterum“, 1654), über das Fuhrwesen („De re vehiculari veterum“, 1671) und über die Halsketten („De antiquorum torquibus syntagma“, 1656) hervorzuheben. Ueber die Geschichte und die Technik der Malerei im Alterthum enthält manches die Schrift „Graphice id est de arte pingendi liber“ 1669.

Schefferi Suecia literata S. 293–300; daselbst in 76 Nummern die Titel der während seines Aufenthaltes in Schweden verfaßten Schriften Scheffer’s; Ergänzungen dazu in Moller’s Hypomnemata S. 456–463. – Witte, Diarium biograph. 1688. – E. M. Fant, minne öfver J. Sch. 1783. – Niceron, Memoires des hommes illustres, tom. 39, S. 220–234; daselbst ein 63 Nummern mit Nachweisungen enthaltendes Schriftenverzeichniß. – Jöcher IV, 231–233. – Bursian, Geschichte der class. Philol. S. 332–335. Ueber Scheffer’s Petronius-Ausgabe ebendaselbst S. 293 f.