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ADB:Schlick, Arnolt

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Artikel „Schlick, Arnold“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 491–492, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlick,_Arnolt&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 10:38 Uhr UTC)
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Schlick: Arnold S., ein im Anfange des 16. Jahrhunderts[WS 1] berühmter Organist und Componist für Orgel, der uns zugleich ein lehrhaftes Werk über die Orgel hinterlassen hat, das bisher älteste bekannte in deutscher Sprache abgefaßte. Nach Dlabacz soll er ein Böhme von Geburt gewesen sein und war in Heidelberg an der Hofcapelle des Pfalzgrafen Organist um 1511. Mit manchem anderen älteren Organisten teilte er das Schicksal, daß er blind war; er war verheirathet und genoß als Künstler einen weitverbreiteten Ruf. Der bekannte Theoretiker und Magister Ornitoparchus widmete ihm 1517 das 4. Buch seines Micrologus und Sebastian Virdung in Amberg unterzieht Schlick’s Werk einer scharfen, sogar gehässigen Kritik, indem er ihm seine Blindheit vorwirft, wobei er sich jedoch inbetreff seines Angriffes im Irrthum befindet. Das oben erwähnte lehrhafte Werk trägt den Titel: „Spiegel der Orgelmacher und Organisten allen Stiften und Kirchen so Orgel halten oder machen lassen hochnützlich“ … Dem einzig bekannten Exemplare, welches vor etwa 30 Jahren ein sächsischer Dorfschullehrer hinter dem Schornsteine eines Bauernhauses fand, fehlt das letzte Blatt und demnach die Druckerfirma und die Jahreszahl, doch das Druckerprivilegium ist von 1511 und der Drucker aller Wahrscheinlichkeit Peter Schöffer in Mainz. In den Monatsheften für Musikgeschichte findet man im 1. Bande einen Neudruck des vollständigen Buches nebst facsimilirtem Titelblatt. Das Werk behandelt in 10 Capiteln den Bau der Orgel, das dazu am besten verwendbare Material, die Wahl der Register, die Mixturen, die Stimmung der Orgel, wobei er merkwürdiger Weise die erst 200 Jahre später angewendete Methode, die Quinten schwebend (temperirt) zu stimmen vorschlägt und weitläufig auseinandersetzt. Außerdem greift das Werk vielfach ins musiktheoretische Fach über und giebt manchen belehrenden Einblick in die damalige Musikausübung und werkthätige Geschäftigkeit. In den oben erwähnten Monatsheften sind mehrfache Abhandlungen über das Werk erschienen, die theils erklärend, theils verbessernd den Inhalt desselben erläutern (Bd. 1, 205.–2, 165.–3, 117.–8, 112). Außer diesem litterarischen Erzeugniß hat er aber noch ein praktisches Orgelbuch hinterlassen, welches ebenfalls in moderner Notenschrift im 1. Bande der Monatshefte zum Abdruck gelangt ist. Es sind dies die „Tabulaturen etlicher lobgesang und lidlein off die orgeln vnd lauten“. Gedruckt von Peter Schöffer in Mainz 1512. Diese Sammlung enthält 9 Orgelstücke und eine Anzahl deutsche Lieder für eine Stimme mit Begleitung der Laute – wie man heute zu sagen pflegt – eigentlich aber sind es mehrstimmige in damaliger [492] Weise gesetzte Lieder mit der Melodie im Tenor, zu dem die anderen Stimmen in freiem einfachen Contrapunkt gesetzt sind. Der Sänger wählte sich eine ihm passende Stimme und die anderen spielte er, oder, wie man damals sagte, zwickte er auf der Laute. Ueber den Werth der Orgelsätze spricht sich A. G. Ritter in seiner Geschichte des Orgelspiels (Leipzig 1884) Seite 97 sehr eingehend und sachgemäß aus und zollt S. die höchste Anerkennung. Auch hier sind es keine selbständig erfundenen Instrumentalsätze, sondern bearbeitete geistliche Chorgesänge, die nicht nur für Orgel eingerichtet, sondern ausgeschmückt wurden durch verbindende Noten und Verzierungen. Eine spätere Zeit überschritt das Maß der Verzierungen und versank in werthlose Spielerei, die wir „koloriren“ nennen. S. weiß das richtige Maß zu finden, bleibt stets edel und gesangreich und in seinem Stile einheitlich. Er schuf das Beste, was wir aus dieser Zeit besitzen und sein Andenken wird stets mit der Entwickelung der Orgelkunst verknüpft bleiben. – Noch sei seines Sohnes[WS 2] gedacht, von dem sich in der Tabulatur ein Brief an den Vater abgedruckt findet. Aus dem Briefe spricht ein kunstgebildeter Jünger, von dem wir aber sonst keine weitere Nachricht haben. Die auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindliche handschriftliche theoretische Abhandlung wird ihm nur fälschlich zugeschrieben. Beweise liegen keinerlei vor, die seine Autorschaft begründen.

Siehe Monatsh. f. Musikgesch., Bd. 21, S. 192.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Arnolt Schlick, geboren um 1460 wahrscheinlich in Heidelberg, gestorben nach 1521 wahrscheinlich ebd.
  2. Arnolt Schlick d. J.