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ADB:Schmitt, Wilhelm Joseph

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Artikel „Schmitt, Wilhelm Joseph“ von Franz von Winckel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 48, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmitt,_Wilhelm_Joseph&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:16 Uhr UTC)
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Schmitt: Wilhelm Joseph S., geboren zu Lorch am Rhein am 10. August 1760, † zu Oberdöbling bei Wien am 3. Juni 1827, einer der tüchtigsten Lehrer der Geburtshülfe, war ein Schüler C. C. v. Siebold’s in Würzburg. 1783 ging er nach Wien, trat als Feldarzt in die österreichische Armee, wurde 1788 zum Oberarzt, 1793 zum Chefarzt des Bombardier-Corps in Wien ernannt. 1791 zum Doctor chirurgiae promovirt, wurde er 1795 Lehrer an der Josephsakademie, 1798 Stabsarzt, dann interimistischer Lehrer der Geburtshülfe und Staatsarzneikunde, 1802 außerordentlicher und 1804 ordentlicher Professor der Geburtshülfe, Vorsteher der Entbindungsanstalt an der k. k. med.-chirurg. Josephs-Akademie in Wien, also in derselben Zeit, in welcher Johann Lucas Boër Professor der Geburtshülfe und Director der Gratisanstalt des Gebärhauses in Wien war (1789–1822). Wie dieser drang er darauf, den Naturkräften möglichst lange ihren Lauf zu lassen, nicht unnöthig einzugreifen; er förderte daher auch die Lehre vom Geburtsmechanismus, warnte vor zu früher Wendung und bewies die Unentbehrlichkeit der Perforation. Bezüglich der Frauenkrankheiten ist seine Schrift über die Retroflectio uteri bei Nichtschwangern (Wien 1820); hinsichtlich der gerichtlichen Medicin seine Untersuchung von Kopfverletzungen der kindlichen Schädelknochen bei spontan beendeten Geburten (Nürnberg 1813); ferner seine Arbeit über zweifelhafte Schwangerschaftsfälle (Wien 1818) von Bedeutung. Endlich machte er zuerst auf die Atresie des Uterus bei Gebärenden aufmerksam: in auserlesenen klin.-obstr. Beobachtungen: Heidelberger klin. Annalen 1. Bd., S. 537. Als Meister des Worts und der schriftlichen Darstellungsweise, gründlich bewandert in den geschichtlichen Werken, klar in seinen Anschauungen und bestimmt in seinem Handeln, hat er als Lehrer und Arzt überall fördernd gewirkt und sich große Verdienste um die Gynaekologie erworben.

Siebold’s Versuch einer Geschichte der Gebh. II, 649–654. – v. Wurzbach XXX, 316. – Hirsch-Gurlt, Biograph. Lexikon V, 249.