ADB:Schröder, Joachim (1613 bis 1677)

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Artikel „Schröder, Joachim“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 515–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6der,_Joachim_(1613_bis_1677)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:18 Uhr UTC)
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Schröder: M. Joachim S., geboren am 9. März 1613 zu Freudenberg bei Ribnitz in Mecklenburg, studirte in Rostock und wurde 1637 daselbst Prediger am St. Georgstift, dessen Kirche bei der Wallenstein’schen Eroberung zerstört und daher nach St. Johannis verlegt war, welche bis dahin kaum mehr als Kirche gegolten und zu akademischen Vorlesungen, auch zu Theateraufführungen von Schülern und Studenten benutzt wurde. Diesen Brauch setzte der 1639 berufene neue Rector der Stadtschule zu St. Johannis, Jeremias Nigrinus (Schwarz) trotz des wieder eröffneten Gottesdienstes mit Komödien des Plautus und Terenz fort und rief dadurch 1642 einen Protest des Predigers von der Kanzel hervor, der zu einer weit ausgesponnenen geistlichen Broschürenfehde führte und die geistlichen [516] Ministerien von Rostock, Hamburg und Lübeck in Bewegung setzte, auch D. Johann Quistorp den Jüngeren (s. A. D. B. XXVII, 53) 1651 zu seiner Inauguralrede das Thema „an illaesa conscientia scriptores et comici gentilium elegantiores et jam dudum in scholis christianorum recepti christianae juventuti proponi et exhiberi possint“ veranlaßte. Man sieht, daß S. sich allmählich im Streite hatte immer weiter drängen lassen. Zunächst kann man ihm gegen die Aufführung in gottesdienstlich noch gebrauchten Kirchen nicht Unrecht geben. Dadurch aber, daß er im geistlichen Eifer fortgerissen nachher auch gegen das Lesen einschritt und nur etwa purgirte und castrirte Texte dulden wollte, brachte er auf die Dauer trotz zeitweiligen Sieges seine Sache selbst zu Fall. Der Streit, der für die Geschichte der Aufführungen nicht ganz unwichtig ist, dauerte auch nach Nigrinus’ Tode fort bis 1652. 1643 schrieb S. seinen „Hoffahrts-Spiegel“ gegen die damaligen Moden, auch besonders unter den Studenten; 1644: „Friedens-Räthe Ehren-Kron“, eine Mahnung zur guten Durchführung der Friedensverhandlungen an die Gesandtschaften in Osnabrück und Münster, aber zugleich auch zur Reform der Universitäten durch Ausrotten des Pennalismus, den er seltsamer Weise erst seit 30 Jahren im Gange sein läßt. Seine eifrige Reformthätigkeit auf den verschiedensten Gebieten, z. B. auch im Handwerk, seine unablässigen Mahnungen und Predigten zu Buße und Kirchenzucht, auch gegen die Juden, sind von Krabbe sehr hoch geschätzt; die Titel seiner zahlreichen Schriften, die z. Th. im Ausdruck an die holländischen Schwärmer erinnern, sind bei ihm zu finden; es sind noch die „Himmlischen Bußruthen“ von 1654 hinzuzufügen, die – eine Mahnung gelegentlich einer Kometenerscheinung – sich an seine „Bußposaune“ anschließen. Seit 1645 war er auch Mitglied der philosophischen Facultät und las homiletische Collegia. 1658 mußte er wegen Krankheit einen Adjuncten annehmen, seinen späteren Schwiegersohn D. Johann Moritz Polz (Polcius, † am 21. November 1708), starb aber erst am 1. Juni 1677. Sein Vater war als Rathsherr von Ribnitz verstorben. Sein Sohn Joachim, geboren am 22. October 1638, seit 1671 Präpositus zu Neukalden und Dargun, wurde 1680 Hofprediger des Herzogs Gustav Adolf von Meckl.-Güstrow, 1706 Superintendent und 1707 Consistorialrath in Güstrow, † am 29. December 1712. Schröder’s Gegner Nigrinus war am 2. Februar 1596 in Schlawe in Hinterpommern geboren, wurde 1619 in Rostock promovirt und Conrector am kneiphöfischen, dann am altstädtischen Gymnasium in Königsberg, 1623 Rector der Großen Stadtschule zu Wismar, von wo er 1639 nach Rostock berufen, dort auch sofort in die philosophische Facultät aufgenommen wurde. Er starb am 6. Juli 1646.

Krey, Andenken an die Rostock. Gelehrten III, 44 ff. und Anhang S. 19. – O. Krabbe, Aus dem kirchlichen und wissenschaftlichen Leben Rostocks (Berlin 1863). Vergl. Reg. unter Nigrinus und Schröder. – K. Th. Gaedertz, Archival. Nachw. über die Theaterzustände von Hildesheim, Lübeck und Lüneburg (1888), S. 38–43, wo aber das Material nicht vollständig. Ueber Schriften von S. vgl. noch Krey, Beiträge II, 78 und 89 f. – Neue wöchentliche Rostockische Nachrichten, 1839, S. 382.