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ADB:Schröder, Johannes

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Artikel „Schröder, Johann“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 516–517, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6der,_Johannes&oldid=- (Version vom 17. Dezember 2024, 23:10 Uhr UTC)
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Schröder, Johann
Band 32 (1891), S. 516–517 (Quelle).
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Schröder: Johann S., † 1621, lutherischer Nürnberger Prediger, wurde am 6. Januar 1572 in der Nähe von Fulda („Siliciae“ sagt sein erster, lateinischer Biograph) geboren und seit dem Jahre 1583 auf dem Gymnasium der Abtei Hersfeld unterrichtet. Michaelis 1589 bezog er die Universität Marburg, wurde hier 1590 gegen Pfingsten von der philosophischen Facultät als Baccalaureus und zwei Jahre später als Magister promovirt. Darauf wandte er sich dem Studium der Theologie unter der Leitung von Aegidius Hunnius zu, welcher ihm solches Vertrauen schenkte, daß er ihn zum Lehrer seiner Kinder annahm und bei seiner damals erfolgten Uebersiedelung nach Wittenberg auch auf [517] diese Hochschule mitnahm (1592). Hier blieb S. bis 1599, hat also im ganzen zehn Jahre den akademischen Studien obgelegen. Während seiner Wittenberger Zeit, wo er seit 1593 in Abhaltung von Disputationen und seit 1594 auch schriftstellerisch thätig war, zeichnete er sich durch wissenschaftliche Leistungen in so hervorragendem Maaße aus, daß die theologische Facultät ihm 1599 die Würde eines Doctors der Theologie freiwillig anbot. Aber aus Bescheidenheit und, weil er die praktisch-kirchliche Thätigkeit der theoretisch-theologischen vorzog, lehnte S. die Annahme dieses Geschenkes ab und wurde noch in demselben Jahre Pastor zu Lauterbach in Hessen. 1604 folgte er einem Rufe als Superintendent nach Schweinfurt, 1611 als Pfarrer an die St. Lorenzkirche nach Nürnberg, wo er am 23. Juni dieses Jahres seine Antrittspredigt hielt. Hier wachte er sorgsam über der Aufrechterhaltung des lutherischen Geistes und wirkte auch auf die Haltung der Altdorf’schen Theologenfacultät in gleichem Sinne ein. Ein charakteristischer Vorgang aus dieser seiner Amtszeit möge zur Erläuterung seiner Geistesrichtung hier eine Stelle finden. Der Rath der Stadt Nürnberg hatte einst an die lutherischen Prediger daselbst das Ansinnen gestellt, „den Gebetgesang „Erhalt’ uns, Herr, bei Deinem Wort“ um der Romanisten willen eine Zeit lang einzustellen“. Im Namen „des geistlichen Ministeriums“ von Nürnberg lehnte S. aber ab, dem Rathe Folge zu leisten, weil eine solche Aenderung zugleich das Bekenntniß betreffe, welches, wie der Glaube selbst, lauter und ungefärbt sein solle. Auf dieses Bedenken hin wurde das Lied weiter gesungen. (Einen dogmatischen Streit, den S. in Nürnberg inbetreff des nach dem Sündenfall übrig gebliebenen Ebenbildes Gottes mit Jacob Martini und andern gehabt hat, erwähnt Gottfr. Arnold in seiner „Unpartheiischen Kirchen- und Ketzerhistorie“ Th. II, Bd. XVII, Cap. VI, § 18. Frankf. a. M. 1729. 4°, S. 952.) Gerade zehn Jahre nach seiner Antrittspredigt, am 23. Juni 1621, starb S. zu Nürnberg und wurde am 26. Juni feierlich beigesetzt. Am 30. August 1622 hielt ihm zu Ehren der Professor Christian Matthias an der Universität Altdorf eine Gedächtnißrede, welcher wir vorstehende Nachrichten über sein Leben verdanken. – S. war verheirathet und hatte vier Töchter. – In seinen zahlreichen Schriften, die er in lateinischer und deutscher Sprache hinterließ, zeigte er sich lebhaft interessirt für dogmatische Theologie und für praktisch-kirchliche Angelegenheiten. Seine dogmatischen Werke beschäftigen sich wesentlich mit den zwischen Lutheranern und Calvinisten damals schwebenden Streitfragen über die Person Christi, die Gnadenwahl, die Sacramente; daneben behandelte S. mit Kraft und Geschick den Gegensatz des Lutherthums und des Papstthums. Eine reife Frucht seiner dogmatischen Arbeiten ist sein „Enchiridion theologicum, in quo controversiae, quae hoc seculo in ecclesia agitantur, propositae.“ Editio secunda. 1620 (8°); daneben ist zu nennen sein „Unterricht von den streitigen Haupt-Articuln christlicher Religion zwischen den Lutheranern und Calvinisten“. Gießen 1612 (4°). Seine Art erbaulicher Betrachtung der Bibel zeigte er in seiner „Meditatio Mortis, tröstliche Erklärung auserlesener Sprüche H. Schrift.“ Gießen 1609 (4°).

Vgl. Witte(n) (Henning), Memoriae theologorum nostri seculi clarissimorum renovatae centuria (1785, 8°), woselbst S. 853 bis 882 die Gedächtnißrede des Prof. Matthias abgedruckt ist. Daselbst S. 883 bis 885 die Titel aller Werke Schröder’s. – Des geistlichen Ministerii zu Nürnberg Bedenken wegen des Liedes „Erhalt’ uns, Herr, bei Deinem Wort“ in „Unschuldige Nachrichten“, Jahrg. 1714, S. 913–919. – Koenigii (Georg. Matthiae) Bibliotheca vetus et nova (Altorfi 1678, folio) p. 739 enthält nur einige dürftige Nachrichten, citirt aber noch Micraelius p. 411.“