ADB:Schulenburg, Adolf Friedrich Graf von der
Mathias Johann Graf v. d. S., ward am 8. December 1685 zu Wolfenbüttel geboren, besuchte die Ritterakademie zu Lüneburg, studirte drei Jahre zu Utrecht, reiste, trat 1705 in den kurhannoverschen Heeresdienst und nahm zuerst als Freiwilliger, als welcher er am 23. Mai 1706 in der Schlacht bei Ramillies focht, dann in den Reihen des Reuter-Regiments seines Oheims, des Generals Alexander v. d. S., am Spanischen Erbfolgekriege auf dem niederländischen Kriegsschauplatze theil. 1706 ward er Rittmeister, 1711 Major. Als 1713 der Friedensschluß bevorstand, vertauschte er den hannoverschen Dienst mit dem preußischen. Am 2. März jenes Jahres ward er zum Oberstlieutenant beim Dragonerregiment von Blanckensee ernannt, machte den Feldzug in Pommern mit und wurde 1718 zum Oberst, 1724 zum Chef des Grenadier-Regiments zu Pferd, 1728 zum Generalmajor ernannt. König Friedrich Wilhelm I. zog ihn auch zu nichtsoldatischen Geschäften heran. So gebrauchte er ihn als Vermittler in Streitigkeiten, welche sich zwischen ihm selbst und Mitgliedern der Magdeburgischen Ritterschaft, den sogenannten Renitenten, unter denen Schulenburg’s Verwandte und Freunde eine Rolle spielten, wegen der 1717 vom Könige verfügten, von den Rittern als ihre Gerechtsame beeinträchtigend erachteten Aufhebung des bestehenden Lehensverhältnisses erhoben hatten. Der König forderte die Entrichtung einer Geldabgabe statt der bisherigen Stellung von Lehenspferden, die Renitenten weigerten sich zu zahlen und führten Klage beim Reichshofrathe. Die Bemühungen Schulenburg’s hatten indeß geringen Erfolg, nur einen seiner Geschlechtsvettern konnte er zum Rücktritte von der Verbindung bestimmen und der König unterlag in dem Rechtsstreite. 1731 sandte letzterer S. nach Wien an den Hof Kaiser Karl’s VI., von welchem jener 1728 in den Reichsgrafenstand erhoben worden war, um die Verlobung des Kronprinzen Friedrich mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig anzuzeigen. Im Sommer 1732 nahm der König ihn mit nach Böhmen zu den Zusammenkünften, welche er mit dem Kaiser zu Kladrub und hinterher zu Prag hatte, 1734 gab er ihn nebst dem [661] General v. Kleist, den letzteren zur Vertretung des infanteristischen Interesses, während S. das cavalleristische Fach wahrnehmen sollte, beide aber als „alte und wol versuchte Soldaten“ und als „ehrlich brave Leute, welche das Vertrauen des Kronprinzen verdienten“, dem letzteren zur Begleitung in den Feldzug am Rhein mit; zugleich sollten sie die Aufsicht über Seiner Majestät drei Vettern führen, welche ebenfalls den Krieg mitmachten. S. war dem Kronprinzen aus dessen Küstriner Zeit bekannt. Da des Ersteren Garnison das benachbarte Landsberg an der Warthe war, so hatten mehrfache Berührungen stattgefunden, welche damals S. zu mancherlei nicht sehr günstigen Beurtheilungen des Prinzen Anlaß gaben. Es war die Rede davon gewesen, daß S. an die Spitze des prinzlichen Hofstaates berufen werden würde und Seckendorff nannte ihn dem Prinzen Eugen als für den Posten sehr geeignet, er wurde es aber nicht. Seckendorff hatte überhaupt von S. eine hohe Meinung. „Unter allen hier befindlichen Officieren und Anderen vom Adel ist keiner zu finden, der in Verstand, Manieren und Ehrlichkeit dem S. zu vergleichen“. Während des Rheinfeldzuges ließ S. sich angelegen sein, das gute Einvernehmen zwischen Vater und Sohn zu fördern und verstand es den letzteren sich geneigt zu machen, so daß, wenn die Rede davon war, wer wohl nach des regierenden Königs Tode der „Allmächtige“ sein würde, auch S. genannt wurde. Friedrich Wilhelm I. war ihm sehr gewogen, in dem Tabakscollegium saß er mit unangezündeter Pfeife. Wenn er um Urlaub bat und auf der Reise Berlin berühren mußte, so bewilligte der König das Gesuch mit dem Hinzufügen „Doch müßt Ihr auch einige Tage anhero kommen“, d. h. nach Potsdam oder Wusterhausen, wo der König sich gerade aufhielt. Nach der Rückkehr aus dem Rheinfeldzuge baute S. sich ein eigenes Haus zu Berlin an der Wilhelmstraße, es ist dasjenige, welches jetzt der Reichskanzler bewohnt; die letzte Gesellschaft, welche der König besuchte, war ein dort von S. gegebenes Mittagessen mit einer sich daran schließenden Assemblee.
Schulenburg: Adolf Friedrich Graf v. der S., preußischer Generallieutenant, ein Sohn des braunschweig-lüneburgischen Geheimen Rathes Friedrich Achaz v. d. S. auf Hehlen an der Weser und einer Schwester des FeldmarschallsAls Friedrich Wilhelm I. gestorben war, eilte S. von Landsberg nach Berlin, um dem neuen Könige Glück zu wünschen und mit wolgemeintem Rathe zur Hand zu sein, wurde aber ungnädig empfangen und scharf getadelt, weil er ohne Urlaub das ihm anvertraute Regiment verlassen habe (Mémoires de Valori, I 92). S. bat um seinen Abschied, der König verweigerte ihm denselben jedoch und ernannte ihn nicht lange nachher zum Generallieutenant sowie zum Ritter des Schwarzen Adlerordens. Kurze Zeit darauf besichtigte Friedrich Schulenburg’s Regiment, fand eine Eskadron nicht „en ordre“ und empfahl S., das Regiment besser „en ordre“ zu setzen. S. bat jetzt von neuem um seinen Abschied, der König schlug aber das Gesuch wiederum ab und bedrohte den General mit seiner Ungnade, wenn dieser die Absicht den Dienst zu verlassen nicht aufgäbe, dabei wies er auf die Möglichkeit eines nahen Feldzuges hin. S. blieb und rückte Ende December 1740 mit seinem Regimente in den 1. Schlesischen Krieg. Während des Winters 1740/41 stand er mit den vom Feldmarschall Graf Schwerin befehligten Truppen in Oberschlesien; er führte in der Gegend von Troppau und Jägerndorf das Commando und vertrat gelegentlich den Feldmarschall. Als die Feindseligkeiten des Feldzuges vom Jahre 1741 begannen, ward in dem am 26. Februar bei Baumgarten zwischen Frankenstein und Wartha gelieferten Gefechte eine Schwadron seines Regiments nicht nur von österreichischen Husaren arg zusammengehauen, sondern benahm sich außerdem so wenig gut, daß der König dem Chef des Regiments gegenüber seine ganze Unzufriedenheit mit ihrem Verhalten aussprach. In einem Schreiben aus Frankenstein vom 28. jenes Monats nennt er letzteren zwar „einen braven Mann“, macht ihn aber für das Vorgefallene mittelbar verantwortlich, indem er sagt „indem ich nicht mit Unrecht vorhin jederzeit geklaget, daß es bei dem Regiment [662] an gehöriger subordination und ordre fehle“, sowie späterhin „Und da ich bei anderen Gelegenheiten zum Theil selbst gegenwärtig gewesen und gesehen, daß, wan Ihr was befohlen, die Officiers dagegen räsonniret“. Schließlich macht er S. „dafür résponsable, daß es anders wird“. Das Regiment verlor die Grenadiermützen. Bis dahin eine bevorzugte Truppe in einer Ausnahmestellung, ward es zum Range eines gewöhnlichen Dragonerregiments herabgesetzt. S. war es nicht vergönnt, dem Könige eine bessere Meinung von sich selbst und von seinen Reitern zu verschaffen. In der Schlacht bei Molwitz am 10. April befehligte er die Cavallerie des rechten Flügels vom ersten Treffen. Es waren 9 Escadrons, denen zur Unterstützung 2 Bataillone Grenadiere zu Fuß beigegeben waren. Bevor die schwerfälligen preußischen Schwadronen ihren Platz in der Schlachtordnung eingenommen hatten, stürzte sich Feldmarschalllieutenant Römer mit überlegener österreichischer Cavallerie auf ihre Flanke und warf die preußischen Reiter in Unordnung auf ihr zweites Treffen zurück, die beiden Grenadierbataillone des ersten Treffens hielten unerschütterlich Stand. S. sammelte seine Reiter hinter dem zweiten Treffen und versuchte, obgleich durch einen Hieb in das Gesicht verwundet, sie von neuem vorzuführen. Aber nur eine Schwadron, an deren Spitze er sich selbst gesetzt hatte, folgte ihm ins Handgemenge gegen die, nachdem Römer gefallen war, vom Oberst Graf Bentheim befehligte feindliche Cavallerie, die übrigen machten vorher kehrt und wandten sich zur Flucht; S. fiel von einer Kugel getroffen. Seine Leiche ward nach seinem Gute Beetzendorf in der Altmark gebracht, sein Regiment in Gemäßheit eines Befehls vom 21. d. M. zu zwei Dragonerregimentern umgeformt. Von den auf die Schlacht geschlagenen vier goldenen Medaillen befahl der König eine den Erben Schulenburg’s zu überweisen. – S. war ein höchst gewandter Mann und namentlich sehr geschickt in der Behandlung geschäftlicher Angelegenheiten. Vorzüglich verstand er es mit seinem Oheim, dem Feldmarschall Graf v. d. S. umgehen, welcher ihm großes Vertrauen schenkte. Er hinterließ bedeutende Güter, deren Besitz für immerwährende Zeiten er seinem Geschlechte gesichert hat. Seine Gemahlin war die Erbtochter des Geschlechtes von Bartensleben; durch sie kam Wolfsburg in die Familie.
- J. F. Danneil, Das Geschlecht der v. d. Schulenburg, 2. Bd., S. 389, Salzwedel 1847. – F. Förster, Friedrich Wilhelm I., Potsdam 1834 bis 1835. – v. Hagen, Geschichte des 3. Dragonerregiments, Berlin 1885.