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ADB:Schwanmann, Christoph

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Artikel „Schwanmann, Christoph“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 187–188, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwanmann,_Christoph&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 03:30 Uhr UTC)
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Schwanmann: Christoph S. war seiner Herkunft nach eigentlich ein v. Schwanewede, aus altem bremischen Rittergeschlechte, wie er denn auch ständig das Wappen seines Hauses, einen heraldisch rechts sehenden weißen (wilden) Schwan im blauen Felde, führte, auf der Krone des Turnierhelms zwei weiße, einmal durcheinander geflochtene Schwanenhälse. Sein Großvater Martin v. Schwanewede, der vermuthlich nach seinem Großoheim, dem erzbischöflichen bremischen Vogt den Namen führte, legte nach Verbrennung seines Hofes und großen Kriegsverlusten den Adelstitel mit Genehmigung des Erzbischofs Christoph ab und nannte sich Schwanmann, dessen Sohn Simon lebte in Otterndorf, Landes Hadeln, als Kaufmann, verheirathet mit der Tochter des hochangesehenen Hauswirthes und Weichbilds-Schultheißen, Anna Marquards. Als deren Sohn wurde S. am 3. Juli 1569 in Otterndorf geboren, wo sein Vater indessen zum Prätor und Gerichtsherrn gewählt war. Schon 1572 zog dieser indessen nach Stade, wo S. demnächst das Gymnasium illustre besuchte, um von da nach der erzbischöflichen Schule in Bremen, dann zur Universität nach Rostock zu gehen, die er Rosae Lycaeum nennt. Er studirte die Rechte, hörte aber auch theologische Vorlesungen bei David Chytraeus und Simon Pauli. Da dort die lateinische Spät-Humanisten-Dichtung mächtig blühte, scheint er sich dieser mit Vorliebe zugewendet zu haben; sicher in Rostock hat er als Zwanzigjähriger die Passionsgeschichte in lateinische Hexameter übersetzt, die er dem Stader Rector Balthasar Küsels mittheilte, die ihm aber verloren ging. Nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg ging er 1591 nach Leipzig. 1593 zog er nach Speyer zum Kammergericht, wo er sich in die Praxis der Cameralprocesse eifrig einarbeitete, von dort berief ihn Graf Philipp von Isenburg und Büdingen 1596 als Hofsecretär nach Birstein, und hier hat er sein früher so berühmtes Buch „De processibus augustissimi Camerae Imperialis judicii“ verfaßt, das 1598 zu Frankfurt a./M. erschien und in Auflagen bis nach dem 30jährigen Kriege ständig wiederholt wurde. Er zog es aber vor, als Anwalt nach Stade zurückzukehren, wo er eine reiche Praxis für das Kammergericht erhielt. Als Rath des mit seinen Brüdern hadernden, meist in Buxtehude lebenden Herzogs Hans Moritz von Sachsen(-Lauenburg) ging er von dort ein ganzes Jahr nach Prag an den Hof Kaiser Rudolf’s II., wurde darauf 1604 in Stade 2. Rathssecretär, 1615 [188] Syndicus in Buxtehude, was er bis an sein Lebensende, 30 Jahre lang blieb; als Syndicus dieser Stadt wurde er 1616 auch Assessor des erzbischöflichen Hofgerichts und Landrath, d. h. ständiger Vertreter bei den Landtagen des Erzbisthums. Er starb 1653, am 28. November, nachdem er in Buxtehude die dänischen, Tilly’schen und schwedischen Belagerungen und Schreckenszeiten hatte durchkosten, wiederholt auch mit den fremden Herren, namentlich Christian IV. von Dänemark, hatte Verhandlungen führen müssen. In der Peterskirche zu Buxtehude ist er begraben; er starb kinderlos, zwei Töchter waren vor ihm heimgegangen. Von seinen „Observationes camerales practicae“ war eine Abschrift in Birstein zurückgeblieben, und ein Buchführer hatte sie ohne des Autors Wissen und Willen drucken lassen. 1620 nahm er diese verbessert in die 4. Ausgabe des „De processibus“ auf, ebenso seine „Differentiae juris civilis et cameralis“; die 2. hatte er 1601 in Frankfurt, die 3. (1609) und die 4. in Hamburg erscheinen lassen, dann kam 1646 eine 5. und 1649 eine 6. in Tübingen unter dem Titel „Opera Cameralium in unum digesta etc.“ heraus. 1647 ließ er in Leipzig sein „Compendium juris emigrationis et detractionis“ in 12° erscheinen, ein drittes juristisches Werk hat Pratje im „Alten und Neuen aus den Herzogt. Bremen und Verden“ 2, S. 11 ff. besprochen. Er war ein gewaltig fruchtbarer lateinischer Versifex; eine Anzahl Gedichtsammlungen hat er seit 1616 in Frankfurt, Hamburg, Arnstadt herausgegeben, Pratje zählt ihrer 9 auf; sie enthalten meist religiöse Stoffe oder Gedanken, zum Theil sind sie Uebersetzungen evangelischer Kirchenlieder im Versmaß der Urschriften; seine „Suspiria sacra“ (Hamburg 1638 und 1656), sind sogar einmal dem letzten Grafen von Oldenburg, Anton Günther zugeschrieben. Außerdem sind zerstreut eine große Zahl Epigramme erhalten. Gern spielte er mit der Uebersetzung seines Namens und seines Aufenthaltsortes; so nannte er sich Cygneus, Cygneae sanguine gentis ultimus, Cygnus, auch Cygnus Estalis, d. h. von der Este, dem Flüßchen, an dem Buxtehude (Estea urbs) liegt, Buxthaus Cygnus (von Buxtehude), Cynivir etc.

S. (Pratje) Altes und Neues etc. 3, S. 107–142, wo auch die ältere Litteratur. Ueber die v. Schwanewede: Luneberg Mushard, Monumenta Nobilitatis (1708) S. 485 ff.