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ADB:Schwarzer von Heldenstamm, Ernst

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Artikel „Schwarzer, Ernst“ von Hanns Schlitter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 312–313, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarzer_von_Heldenstamm,_Ernst&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:53 Uhr UTC)
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Schwarzer: Ernst S. wurde am 15., nach Anderen am 18. August 1808 zu Fulnek in Mähren als der Sohn eines Lieutenants geboren. Elf Jahre alt kam er in eine Cadettenschule. Daselbst genoß er jedoch eine solch dürftige Ausbildung, daß er zehn Jahre in einem Bombardiercorps diente, ohne es zum Officier gebracht zu haben. An Fähigkeiten und Talent fehlte es ihm gewiß nicht; nur war der ihm zugewiesene Wirkungskreis seinem Wesen fremd. Durch Selbstbildung suchte er sich emporzuarbeiten und es gelang ihm dies in der That verhältnißmäßig rasch. Er setzte seine Entlassung aus dem Militärverbande durch und wurde kurz nacheinander Sprachlehrer, Transparentzeichner, Schildermaler, Schreib- und Rechenmeister, Torfstecher, Landwirth, Secretär, Reisebegleiter u. s. w. – Beschäftigungen, die er annahm, um sich über die Sorge um das tägliche Brod hinwegzuhelfen. 1835 kam er nach Wien und heirathete. Sodann begab er sich mit dem Bäcker Zang, dem nachmaligen Redacteur der Presse nach Paris, woselbst er viel in Schriftstellerkreisen verkehrte. Nach Auflösung des Bäckergeschäftes von Seiten Zang’s wandte sich S. nach London, um sich an einem Brauereiunternehmen zu betheiligen, das aber bald zu Grunde ging. Das Jahr 1840 findet ihn in Ungarn als Leiter eines Torfstiches. Als auch dieses Unternehmen mißglückte, wurde S. Gutsverwalter bei einem ungarischen Edelmann; aber auch in dieser Stellung duldete es ihn nicht lange und er trat 1842 in die Dienste des Prager Gewerbevereins. 1843 ist er Oekonomieverwalter eines gräflich Mittrowskyschen Eisenwerkes in Mähren, und das Jahr darauf Hauptredacteur des österreichischen Lloyd in Triest. Erst in dieser Stellung fühlte sich S. so recht zu Hause. Das Waghorn’sche Project einer deutsch-ostindischen Ueberlandspost begeisterte ihn in solchem Maße, daß er sich an drei Weltreisen betheiligte. Von culturhistorischem Interesse ist es, daß er auf einer derselben den Weg von Triest nach London in dreiundneunzig Stunden zurücklegte. Im Jahr 1848 übernahm er die Leitung der Allgemeinen österreichischen Zeitung, welche an die Stelle des nicht mehr lebensfähigen Beobachters getreten war. In das Frankfurter Parlament gewählt, ging er nicht persönlich dahin, und es trat der gewählte Ersatzmann, der Statistiker Otto Hübner an seine Stelle. Sodann wählte ihn die Wiener Vorstadt Gumpendorf in das österreichische Parlament. Wider alles Erwarten wurde S. am 17. Juli des Freiheitsjahres Minister für die öffentlichen Arbeiten. Aber bereits am 19. September schied er aus dem Cabinette Wessenberg-Doblhoff und übernahm abermals die Leitung der Allgemeinen österreichischen Zeitung. So kurz auch die Zeit war, die S. als Minister wirkte, so inhaltreich war sie doch durch seine verdienstvolle Thätigkeit. So decretirte er den Bau der Semmeringbahn, gab die Telegraphen frei u. s. w. Obwohl vermögenslos, verzichtete er dennoch auf seine Ministerpension. Als die von ihm redigirte Zeitung polizeilich cassirt und S. wegen eines Preßvergehens mit zweitägigem Arreste bestraft wurde, wandte er sich nach Linz. Bald aber kehrte er wieder nach Wien zurück und übernahm die Hauptredaction des „Wanderer“. Mitte 1854 gründete er „Die Donau“, welche Zeitschrift alle Wiener Blätter in Schatten stellen sollte. Nach zwei Jahren ging auch sie ein und S., der über kein Geld, dagegen über einen reichen Kindersegen gebot, sah sich abermals auf sich allein angewiesen. Er fand Beschäftigung in den [313] Bureaux des stabilen Katasters, woselbst er bis zu seinem Tode thätig war, der ihn am 18. März 1860 im zweiundfünfzigsten Lebensjahre ereilte.