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ADB:Solms, Reinhard Graf zu

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Artikel „Solms, Reinhart der Aeltere Graf zu“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 584–585, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Solms,_Reinhard_Graf_zu&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 08:20 Uhr UTC)
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Solms: Reinhart der Aeltere Graf zu S. und Herr zu Müntzenberg, am 12. October 1491 geboren, diente zuerst dem Kurfürsten von Baiern, seit 1546 aber Kaiser Karl V. und seinem Nachfolger. Im Felde ist er namentlich im Schmalkaldischen Kriege hervorgetreten. Damals ward er kaiserlicher Rath, 1552 gerieth er in Gefangenschaft des Landgrafen von Hessen-Kassel und ward längere Zeit auf der Festung Ziegenhain in Haft gehalten. Nachdem er 1554 zum kaiserlichen Feldmarschall ernannt worden war, zog er sich auf sein Stammgut Lich in der Wetterau zurück, um meist schriftstellerischer Thätigkeit zu leben, welche ihn schon früher beschäftigt hatte, doch ward er auch in der Folge noch von Kaiser Karl’s Nachfolger, dem Kaiser Ferdinand I., zu mancherlei Diensten verwendet. So betraute ihn dieser 1558 und 1559 mit Sendungen an den Kurfürst-Erzbischof von Köln und an den Herzog von Jülich und ernannte ihn 1560 zum kaiserlichen Commissarius bei der Reichskammergerichtsvisitation zu Speier. Das bekannteste der von ihm geschriebenen Werke ist dasjenige, welches in der Regel als sein „Kriegsbuch“ bezeichnet wird; einen Gesammttitel hat er demselben nicht vorangesetzt. M. Jähns schlägt vor, es als „Kriegsregierung“ zu bezeichnen; es ist dies ein Sondertitel, welchen S. dem ersten der acht Bücher seiner Arbeit gegeben hat. Der Titel dieses Buches heißt weiter „Kriegsregierung nach alter Teutschen Ordnung“; das Buch handelt von Kriegsordnung, Bestellungsartikeln, Fluchen und Schwören, Strafartikeln, Tagesordnung, Wagenburg, Kriegscommissarius, Heeresaufrichtung etc. Das 2. Buch beschreibt die „Kriegsämter“, es ist im wesentlichen der Abdruck einer anderen, unten zu nennenden Schrift. Das 3. Buch handelt von der „Arcolerie“ (Artillerie), das 4. insonderheit von den „Büchsen“ (Geschütze), das 5. von „Vndergraben“ (Minen), das 6. von der „Musterung“. Das 7., „Kartenspiel“ genannt, gibt Anleitung zu einem Kriegsspiele, welches hauptsächlich dazu dienen sollte, mit Hülfe von Karten Marsch- und Schlachtordnungen darzustellen. Das 8. Buch ist ein „Bericht, wie man ein Stat, Schloß, Flecken mit Kriegsvolk besetzen soll“; es hat besonders die Verpflegung zum Gegenstande, überhaupt spielen die Verwaltungsmaßregeln in dem Werke eine große Rolle, gegen welche die Verwendung der Truppen für das Gefecht in den Hintergrund tritt; eingehender ist in demselben behandelt, was auf das Geschützwesen Bezug hat. Das Ganze bildet einen stattlichen, mit vielen Holzschnitten ausgestatteten, sehr selten gewordenen Folianten, welchen der Graf in seiner eigenen Druckerei zu Lich seit dem Jahre 1559 herstellen ließ. – Die oben erwähnte Arbeit ist von S. in Gemeinschaft mit Konrad v. Boyneburg (Beimelborg, Bemelborg), „der kleine Heß“ zubenannt (s. A. D. B. III, 224), verfaßt und Kaiser Karl V. zugeeignet. Sie ist nicht gedruckt; die Handschrift befindet sich in der Hof- und Staatsbibliothek zu Wien (Cod. germ. 3663) und ist überschrieben: „Ein Kriegsordenong. Von allen ampter des Kriegs, wie die Versechen, bestöllt und regiertt werden sollen, und was einer Jeden Person zu thun geboren will, ein jedes mit seiner Figuern besonders anngezeigtt und beschrieben.“ Die Arbeit ist 1545 vollendet. – Eine dritte Schrift, welche S. wieder als alleinigen Urheber hat, ist ebenfalls ungedruckt geblieben. Die Handschrift befindet sich in der k. k. Hofbibliothek zu Wien (Nr. 10983). Sie umfaßt zwei Abhandlungen, von denen die erste „Die alte romische gehaltene Kriegs-Ordnung, so durch Teutschen von derselbigen Zeitt an pisher gebraucht und gehalten worden ist“, die andere, [585] welche die Entartung des Kriegsvolkes beklagt und Vorschläge zur Besserung macht, „Kriegsordnung“ überschrieben ist. Die letztere, dem König Maximilian II. gewidmet, wird 1562, in dem Jahre, in welchem S. am 23. September starb, vollendet sein. Graf Reinhart schrieb auch ein Buch über den Ursprung des Adels, welches 1564 zu Frankfurt a. M. gedruckt ist. – Er war vermählt mit einer Gräfin Sayn und hinterließ eine zahlreiche, noch blühende Nachkommenschaft. Kurz vor seinem Tode nahm er, der bis dahin am katholischen Glaubensbekenntnisse festgehalten hatte, das Abendmahl in beiderlei Gestalt. – König Ludwig I. von Baiern ließ ihm als erstem Erbauer der Festung Ingolstadt (1589) über dem dortigen Kreuzthore ein Denkmal in Gestalt eines Reiterstandbildes setzen, dessen Kopf dem einer auf des Grafen eigenes Geheiß für die Stiftskirche zu Lich angefertigten Statue nachgebildet ist. In Ingolstadt baute er im Geiste Albrecht Dürer’s. Auch bei der Befestigung anderer baierischer Städte ist er thätig gewesen.

M. Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland. Erste Abtheilung, S. 505 ff. München und Leipzig 1889. – R. Graf zu Solms-Laubach, Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms. Frankfurt a. M. 1865. – Kleemann, Geschichte der Festung Ingolstadt. München 1883.