Zum Inhalt springen

ADB:Stammel, Thaddäus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stammel, Thaddäus“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stammel,_Thadd%C3%A4us&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stamm, Theodor
Nächster>>>
Stampfer, Simon
Band 35 (1893), S. 434–435 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Josef Stammel in der Wikipedia
Josef Stammel in Wikidata
GND-Nummer 118752634
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|434|435|Stammel, Thaddäus|Franz Ilwof|ADB:Stammel, Thaddäus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118752634}}    

Stammel: Thaddäus St., Bildhauer, wurde zu St. Martin bei Graz, einem dem Benedictinerstifte Admont gehörigen Gute, als Kind armer Bauersleute geboren (Geburtsjahr und -Tag unbekannt); als Knabe zum Hüten des Viehes verwendet, verfertigte er Schnitzwerke, wodurch er die Aufmerksamkeit des Gutsherrn, des Abtes von Admont, Anton v. Mainersberg (1718–1751), auf sich lenkte; dieser nahm sich des talentvollen Knaben an und sorgte für seine Ausbildung. Zuerst arbeitete St. bei den Bildhauern Zeillinger und Johann Jacob Schoy in Graz; da der letztere 1733 starb und St., als er lernend bei ihm arbeitete, sich wahrscheinlich in dem Alter von 18–24 Jahren befunden haben mag, so wird er zwischen 1709 und 1715 das Licht der Welt erblickt haben. Die, stets Kunst und Wissenschaft fördernden Benedictiner von Admont sorgten noch weiter für den Kunstjünger; Abt Anton bestritt die Kosten der Reise und des Aufenthaltes Stammel’s nach und in Rom, wo er sich zur weiteren Ausbildung längere Zeit aufhielt. Von dort zurückgekehrt wurde er Stiftsbildhauer in Admont, blieb es bis zu seinem dortselbst am 20. December 1765 erfolgten Tode und lohnte den Großsinn der würdigen Benedictiner durch Schaffung zahlreicher Werke für das Stift selbst und andere Kirchen. „St. ist als echter Gebirgssohn Holzschnitzer geblieben, selbst der parische Marmor der vaticanischen Statuen brachte ihn nicht aus seinem Geleise: er blieb bei seinem Materiale, verstand es aber, wie kein Zweiter, demselben Geist und Leben einzuhauchen. Er hat die Aufgabe gelöst, auch im Holze monumental zu bilden. Er war aus dem Volke und ist stets volksthümlich geblieben. Die höchsten Flüge in das Reich der Phantasie und die drolligsten Burlesken, weihevolle, andachterregende Stimmung und beißender Witz, olympische Schönheit und bäuerliche Derbheit, lagen bei ihm in einem Topfe vereinigt.“ (Wastler.)

Die Zahl seiner Werke ist eine große; es können daher nur die bedeutendsten hier genannt werden. In der Kirche zu St. Martin bei Graz steht auf dem Hochaltare in Lebensgröße, aus Holz, die Reiterstatue des heiligen Martin, zu dessen Füßen der Bettler, mit dem er den Mantel theilt, rechts und links davon Saulus wird Paulus, auch zu Pferde, und der heilige Eligius heilt dem Pferde den abgebrochenen Fuß an. In Admont: zwei große Reliefs, Salomon’s Urtheil und die Königin von Saba in einer Darstellung und Christus im Tempel lehrend; acht große Medaillonreliefs: Elias, Moses, Petrus, Paulus, Marcus, Lucas, Matthäus und Johannes Evangelista; vier Statuetten: Veritas, Sapientia, Prudentia, Scientia; endlich des Künstlers größtes Werk, vier Colossalgruppen, die letzten Dinge, der Tod, das Gericht, die Hölle, der Himmel, großgedachte Compositionen, welche die Genialität ihres Schöpfers bezeugen. Von Stammel’s wenigen Arbeiten in Stein sind nur mehr zwei Doppelgruppen, [435] Franz Borgia mit Stanislaus Kostka und Ignatius mit Franz Xaver, im Dome zu Graz erhalten. Sie stehen an Werth entschieden seinen Holzschnitzwerken nach. Bei dem großen Brande des Stiftes Admont (1865) gingen mehrere seiner Werke zu Grunde, St. war im Leben ein Sonderling, in Admont erzählt man noch jetzt zahlreiche Anekdoten über ihn. Sein Schädel ist in der Prälatur dieses Stiftes aufbewahrt.

Steiermärkische Zeitschrift (1833) 11. Heft, S. 97. – Schreiner, Grätz S. 165 und 219. Grätz 1843. – Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon XVII, 213. München 1847. – Fuchs, Kurzgefaßte Geschichte des Benedictinerstiftes Admont S. 172. 178. 182–183. Graz 1859. – Wichner, Geschichte des Benedictinerstiftes Admont vom Jahre 1466 bis auf die neueste Zeit S. 358. 364. 868–369. Graz 1880. – Wastler, Steirisches Künstlerlexikon S. 158–160. Graz 1883.