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ADB:Steinmetz, Karl Friedrich Franciscus von

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Artikel „Steinmetz, Karl Friedrich Franciscus von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 6–10, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steinmetz,_Karl_Friedrich_Franciscus_von&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 04:43 Uhr UTC)
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Steinmetz: Karl Friedrich Franciscus v. St., preußischer Generallieutenant, der Vatersbruder und zugleich der Schwiegervater des Generalfeldmarschalls v. St., war am 26. October 1768 geboren. Sein Vater, ein geborener Hesse, hatte im siebenjährigen Kriege im preußischen Heere gefochten und sieben Wunden davon getragen, war dann in ein Garnisonbataillon versetzt, hatte bei Ausbruch des bairischen Erbfolgekrieges die Erlaubniß erhalten ein Freibataillon zu errichten und war als Oberstlieutenant an der Spitze desselben am 24. November 1778 in einem Gefecht bei Komeise, in der Nähe von Jägerndorf, gefallen. König Friedrich verlieh den nachgelassenen vier Söhnen Stellen im Cadettencorps. In dieses ward der junge St., welcher bis dahin zu Hause durch einen Hofmeister unterrichtet war, im J. 1781 aufgenommen. Hier entsprach er vollständig den Anforderungen, welche damals an wissenschaftliche Leistungen gemacht wurden; nicht aber genügte sein leibliches Wachsthum; wegen mangelnder Körpergröße wurde er bei allen Vorstellungen für den Eintritt in das Heer bis zum März 1787 zurückgewiesen. Dann ward er der Grenadiergarde in Potsdam zur Diensterlernung überwiesen und auf einen vortheilhaften Bericht des Commandeurs, General v. Rohdich, am 15. Juni des nämlichen Jahres, ohne Junker gewesen zu sein, als Secondlieutenant zu dem in Treuenbrietzen stehenden Füsilierbataillon v. Bork versetzt. Die Richtung, welche dem außerdienstlichen Leben des Officiercorps der dortigen Garnison durch den General v. Scholten (s. A. D. B. XXXII, 225) gegeben war, sagte den Neigungen des jungen St. sehr zu; es nährte seinen Hang zur Beschäftigung mit den Wissenschaften und mit Musik. Ein Marsch an die böhmische Grenze 1790 und ein anderer nach Pommern 1791, beide aus Mobilmachungen hervorgegangen, unterbrachen das Stillleben in der kleinen Landstadt. 1793 verheirathete St. sich mit einer Tochter des Generals d’Heinze. 1794 rückte er in den Krieg an den Rhein, ohne aber viel von kriegerischem Leben zu erfahren; dagegen sah er ein gutes Stück von Deutschland und lernte, da seine Geige zu schwer zu befördern war, die Flöte blasen. Nach Abschluß des Friedens von Basel gehörte er zunächst zu den [7] Demarcationstruppen, dann war er von 1796–1805 bei der vom General Lecoq (s. A. D. B. XVIII, 108) geleiteten Vermessung von Westfalen beschäftigt. Die Aufnahmen der Grafschaften Rietberg und Steinfurt, der Fürstenthümer Paderborn und Waldeck sind sein Werk. 1800 ließ er seine Familie nachkommen, 1801 ward seine friedliche Thätigkeit durch seine Zutheilung zu einem in Ostfriesland zum Zwecke der Abwehr einer befürchteten englischen Landung befindlichen Bataillon unterbrochen. 1804 ward er nach Potsdam zur Prüfung für den Generalstab berufen; er legte dieselbe ab, verzichtete aber angesichts seiner geringen Geldmittel auf den Eintritt und kehrte, nachdem er eine Zulage von 600 Thalern erhalten hatte, zu seinen Arbeiten zurück. 1805 waren diese beendet; er kam nun für kurze Zeit nach Hildesheim in Garnison, wurde aber schon am 1. Januar 1806 als Stabscapitän in das Cadettencorps zu Berlin versetzt; im October führte er die dienstfähigen Cadetten nach Königsberg in Preußen; er selbst erhielt, zum Capitän ernannt, den Auftrag in Fischhausen ein Reservebataillon zu bilden, mit welchem er im Januar 1807 zur Bedeckung des königlichen Hauses nach Memel rückte. Im März ward ihm der Befehl mit diesem Bataillon, dem 2. Pommerschen Reservebataillon, die Garnison von Kolberg zu verstärken. Die Einschiffung leitete er mit einem Manöver ein, vor der Abfahrt nahm er mit den Seinen das Abendmahl, ein aufsteigender Adler gab ihm Gelegenheit das Gelingen des Unternehmens vorauszusagen. Am 26. April kam er auf einer schwedischen Fregatte an seinem Bestimmungsorte an und übernahm die Vertheidigung eines Theiles der Lauenburger Vorstadt und des Cörliner Dammes. Am 29. kam er zum ersten Male ins Feuer, am 17. Mai trug er zur Wiedereroberung des verloren gegangenen Wolfsberges bei. Als Waldenfels am 14. Juni gefallen war, ernannte Gneisenau ihn an dessen Stelle zum zweiten Commandanten. Allgemein wurden sein Muth, seine Umsicht und seine rastlose Thätigkeit anerkannt. Der spätere General Karl v. Roeder, welcher ihm in dieser Zeit als Commandantur-Adjutant zugetheilt war, rühmt in den Erinnerungen aus seinem eigenen Leben (als Manuscript gedruckt, Berlin 1861) Steinmetz’ Güte, Liebenswürdigkeit und gesellige Bildung. Die Beförderung zum Major und die Verleihung des Ordens pour le Mérite, zu welcher das Officiercorps ihn vorgeschlagen hatte, lohnten seine Dienste; sein Bataillon wurde das 1. des Leibinfanterieregiments, jetzt Leibgrenadierregiment König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8. Im Herbst 1809 ward er zum Commandeur des Colberg’schen Infanterieregiments, jetzt Colberg’sches Grenadierregiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9, ernannt, welches damals vom Ausflusse der Peene bis nach Rügenwalde die Continentalsperre aufrecht zu erhalten hatte. Eine ungemeine Regsamkeit und ein überraschendes Fortschreiten auf allen Gebieten des militärischen Lebens kennzeichnen die Zeit seiner Commandoführung. Die Truppe sollte bald Zeugniß für die Ergebnisse ablegen, indem das Regiment ein Bataillon zu dem für die Theilnahme am Kriege gegen Rußland bestimmten kombinirten Infanterieregiment Nr. 3 abgeben mußte, zu dessen Commandeur Major v. St. ernannt wurde. Das letztere kämpfte in zahlreichen Gefechten, welche das preußische Armeecorps in den Ostseeprovinzen lieferte; St. selbst fand namentlich in dem bei Eckau am 19. Juli, wo unter seiner persönlichen Führung der Kirchhof von Eckau eingenommen wurde, und in dem Gefechte an der Aa am 29. September, wo drei von ihm befehligte Bataillone, nachdem sie den Fluß durchwatet hatten, durch ihr Eingreifen gegen Flanke und Rücken des Feindes den Tag entschieden, Gelegenheit zur Auszeichnung, welche durch Verleihung des Rothen Adlerordens anerkannt wurde. Das damals eingeführte Requisitionswesen suchte er für die Landeseinwohner möglichst [8] wenig drückend zu gestalten und dadurch zugleich die Aufrechterhaltung der Mannszucht zu begünstigen.

Einen größeren Wirkungskreis brachten dem nunmehr fünfundvierzigjährigen St. die Befreiungskriege. Als er mit dem Yorck’schen Corps am 17. März 1813 in Berlin angekommen war, ernannte ihn der König von Breslau aus zum Oberstlieutenant und zum Brigadecommandeur. Als solcher ward er der Avantgarde Wittgenstein’s unter General v. Kleist zugetheilt, mit dieser war er bei der in der Nacht vom 16./17. April erfolgenden Einnahme der Vorstädte von Wittenberg thätig. Als Kleist dann auf das Gerücht, daß Napoleon mit einem Heere eingetroffen sei und sich mit dem Vicekönige von Italien vereinigen werde, am 20. April abmarschirte, blieb St. mit zwei Bataillonen, einer Schwadron und einer reitenden Batterie zur Beobachtung zurück. In Anbetracht der geringen Stärke seiner Truppen sollte er die Vorstädte räumen; da er aber fürchtete, durch ein solches Verfahren seine Schwäche zu verrathen, behielt er die übernommene ausgedehnte Stellung bei, täuschte den Feind durch Bewegungen, welche er seine Cavallerie und Artillerie ausführen ließ, und behauptete sich so bis zu seiner drei Tage später erfolgten Ablösung. Er focht dann am 28. April bei Halle, als die Stadt von den Franzosen vergeblich angegriffen wurde, und am 2. Mai bei Großgörschen. Hier hatte er die große Lücke zwischen Rahna und der eigenen Cavallerie auszufüllen und zu behaupten, er befehligte die Reserve vom linken Flügel des zweiten Treffens; am Abend mußte er mit den ihm unterstellten Colbergschen Infanterie- und 2. Leibhusarenregiment noch einem unerwarteten feindlichen Angriffe Stand halten. Auf dem am folgenden Tage angetretenen Rückzuge bestand er am 5. Mai bei Colditz ein Nachhutgefecht, in welchem er 12 Bataillone Infanterie, 2 Cavallerieregimenter und 2 Batterien unter seinen Befehlen hatte; als er nach demselben in Meißen anlangte, umarmten ihn Blücher wie Gneisenau in Anerkennung seiner rühmlichen Leistungen. Am 19. Mai focht er bei Königswartha und dann am 20. und 21. in der Schlacht von Bautzen. Während des Waffenstillstandes hatte er die Genugthuung, daß ein Bataillon seines Colbergschen Grenadierregiments verwendet wurde, um zur Aufstellung des 2. Garderegiments zu Fuß beizutragen. Er selbst ward zum Oberst und Brigadechef ernannt und durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Classe und des russischen Wladimir-Ordens ausgezeichnet. Die Stellung eines Brigadechefs entsprach derjenigen des heutigen Divisionscommandeurs; die ihm unterstellten 4 Grenadier- und 8 Landwehrbataillone bildeten mit einem Cavallerieregimente und einer Batterie die Grenadierbrigade in der 1. Brigade des Prinzen Karl von Mecklenburg vom Yorck’schen Armeecorps bei Blücher’s Heere. Mit dieser focht er zuerst am 26. in der Schlacht an der Katzbach. Als hier das Corps Langeron’s in einer rückgängigen Bewegung begriffen war, welche ein bedenkliches Aussehen annahm, schlug St. vor, sich dem Strom entgegenzustellen und dadurch die Truppen zum Stehen zu bringen. Es gelang, nachdem er selbst mit 2 Bataillonen die hochangeschwollene Wüthende Neiße durchwatet hatte. Bei Wartenburg, am 3. October, wurde seiner Brigade die Ehre des ersten Angriffes zu theil, welcher aber mißlang; dann hatte er unter einem mörderischen Feuer den Feind sieben Stunden lang zu beschäftigen, bis die Umgehung der in der Front unangreifbaren feindlichen Stellung ausgeführt war, zwei Adjutanten fielen an seiner Seite. Bei Möckern war er am 16. October bis zuletzt aufgespart; auch ihm glückte es nicht, den vielumstrittenen Ort ganz und endgültig zu nehmen. Bei dem Kampfe ward er durch einen Schuß in das linke Armgelenk so schwer verwundet, daß er den Kriegsschauplatz verlassen mußte. Er ging zunächst nach Halle, dann nach Berlin. Seine Theilnahme am Feldzuge der Jahre 1813/14 war damit beendet. Im December 1813 zum Generalmajor [9] befördert, erhielt er bald darauf eine anderweite Bestimmung, indem er angewiesen wurde, die Aufstellung der Landwehr zwischen Weser und Rhein, in der Stärke von 20 Bataillonen und 10 Escadrons, zu vollenden; der Auftrag schloß eine Anerkennung seiner Fähigkeiten und Leistungen ein, indem die betreffende Cabinetsordre aussprach, „das es Sr. Majestät darauf ankomme, diesen Regimentern einen General als Brigadechef vorzusetzen, welcher die Eigenschaften in sich vereinigt zur schleunigen Formation derselben, da wo es nothwendig werden möchte, mitzuwirken, sie demnächst zum Dienst gehörig auszubilden und sie, wenn es die Umstände erfordern sollten, gegen den Feind zum Siege zu führen.“

Nach dem ersten Pariser Frieden unter Beibehalt jener Bestimmung zum Commandanten von Wesel ernannt, erhielt er, als der neue Krieg gegen Frankreich bevorstand, das Commando der 1. Brigade im 1. Armeecorps des Generals v. Zieten. Als Napoleon am 15. Juni die Feindseligkeiten eröffnete, wurde die 1. Brigade, welche den äußersten rechten Flügel der preußischen Stellung innehatte, durch den Angriff überrascht. Erst um Mittag konnte sie sich bei Fontaine l’Evêque sammeln, sie zog sich dann fechtend über Gosselies nach Heppignies zurück und bezog Abends ein Bivouak bei Saint-Amand. Es ist St. mehrfach ein Vorwurf daraus gemacht worden, daß er nicht Anordnungen getroffen hatte, um dem Feinde am Morgen des 15. mit geeinter Macht entgegentreten zu können und namentlich ist dies in den Memoiren des Generals v. Reiche, des damaligen Generalstabschefs vom 1. Armeecorps, geschehen. Der Vorwurf ist ungerecht. Die Meldungen, welche St. in den vorangegangenen Tagen erstattet hat, beweisen, daß er aufmerksam war und die Gefahr kommen sah; eine Aenderung in der Aufstellung seiner Truppen anzuordnen war die Sache des Corpscommandos. In der am 16. geschlagenen Schlacht bei Ligny stand die Brigade St. auf dem äußersten rechten Flügel bei Brye. Es fiel ihr die Aufgabe zu, die aus Saint-Amand la Haye zurückgeworfenen Truppen aufzunehmen und demnächst das Dorf zurückzuerobern. Sie löste dieselbe unter schweren Opfern, mußte den Besitz aber wieder aufgeben und ging, nachdem die Mitte der preußischen Stellung durchbrochen war, nach Tilly zurück, wo sie sich ordnete und ihre Schlagfertigkeit herstellte, so daß sie am 18., dem Tage der Schlacht von Waterloo, als Vorhut Zieten’s von Smohain her am rechten Ufer des Ohainbaches anrückend, noch zur Entscheidung des Kampfes mitwirken konnte. Der letzte Antheil, welchen St. an den Ereignissen des Feldzuges hatte, war die Einnahme des Dorfes Issy am 2. Juli und die standhafte Vertheidigung des Ortes gegen die in der Frühe des 5. von den Franzosen gemachten Versuche sich wiederum in den Besitz zu setzen. Sein Sturm auf Issy erregte die ganze Bewunderung seines Freundes Gneisenau, so daß dieser ihm bald darauf schrieb „ich bin einige Male in Issy gewesen; es ist mir unbegreiflich, wie Sie dies Dorf haben erobern können“. Seine Leistungen während des Feldzuges trugen ihm an preußischen Orden das Eiserne Kreuz 1. Classe und das Eichenlaub zum Orden pour le Mérite ein.

Als der Friede geschlossen war, kam er als Brigadecommandeur nach Trier; der Zustand seiner durch ein schweres Magenleiden erschütterten Gesundheit veranlaßte ihn jedoch, schon im J. 1817 um seinen Abschied zu bitten. Sein Gesuch wurde unter Verleihung des Charakters als Generallieutenant gewährt; als ein Theil der Pension wurden die Einkünfte der Domäne Schönwalde bei Silberberg angewiesen, deren Bewirthschaftung St. nun übernahm. 1818 erwarb er diesen Besitz käuflich, veräußerte ihn jedoch schon 1821 wieder und zog nach Potsdam, wo er am 11. März 1837 starb. – Droysen schreibt über St. in Yorck’s Leben (Berlin 1852, II, 172): „Es war in ihm etwas von Gneisenau’s Art; hell, [10] geistvoll, von lauterster Reinheit; voll Kühnheit und Begeisterung wie er war, verstand er es vor allen den mehr als nur soldatischen Geist dieses Krieges auch da in den Truppen wachzuhalten, wo das oft erdrückende Maß der Mühseligkeiten nur noch der Disciplin eine Stelle zu lassen drohte.“

Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges, 39. Bd., 3. Heft, S. 270. Berlin, Posen und Bromberg 1837.