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ADB:Sternberg, Zdenko von

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Artikel „Sternberg, Zdenko von“ von Adolf Bachmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 331–333, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sternberg,_Zdenko_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 06:23 Uhr UTC)
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Sternberg *): Zdenko v. St., aus der Linie der St. von Holitz (daher Holický), auch mit dem Beinamen „Konopišský“ von seiner Besitzung Konopischt (= Hanfstengel), ist wahrscheinlich ein Sohn Smils v. St., des eifrigen Anhängers der Waisenpartei. Die Zeit seiner Geburt ist ebenso wie der Umfang des ererbten Besitzes unbekannt. Doch ist Z. kaum nach 1410 geboren, da sein im J. 1454 verstorbener ältester Sohn Zdenko bereits verheirathet war und mehrere Kinder hinterließ. Auch hat Z. es verstanden, wenigstens hinterher den Hauptbesitz seines Hauses in seine Hände zu bringen und durch wichtige Erwerbungen (Raudnitz, Kosteletz, Weitra u. a.) zu vergrößern. Energisch, tapfer, beredt, brennend von Ehrgeiz und dem Verlangen nach Erwerb, ebenso stolz auf die Vorrechte seines Standes wie ohne ängstliche Wahl der Mittel zu Höherem emporstrebend, eitel, ein Freund äußeren Gepränges und weichlicher Genüsse und doch wieder zu ernsten Mühen befähigt und stets nach größeren Gesichtspunkten handelnd, war Z. wohlberufen, in dem Zeitalter voll Wirren und Kämpfen, das in Böhmen auf die Hussitenstürme folgte, der Führer des arg decimirten Hochadels zu werden, bedeutend genug, sich hinterher neben Georg Podiebrad und selbst einem Matthias Corvinus gegenüber in einflußreicher Stellung zu behaupten. So lange freilich ein Ulrich von Rosenberg, Meinhard von Neuhaus (s. d.) und Heinrich Ptatschek (Vöglein) von Bürgstein die Parteien im Lande lenkten, stand Z. in zweiter Reihe. Und zu spät hat er sich, den die Familientraditionen an die Seite der in religiöser Hinsicht radicaleren Elemente riefen, während seine Art und Gesinnung ihn den Gemäßigten näher stellte – er hat sich am 10. August 1446 neben Rosenberg und Neuhaus für die Obedienz Papst Eugen’s IV. ausgesprochen –, aus politischen Rücksichten für erstern entschieden: schon besaß diese Partei nach Ptatschek’s Tode in Georg Podiebrad aufs neue ein begabtes in rücksichtslosem Ehrgeize emporstrebendes Haupt. Doch ward Z. wenigstens der erste nach Georg, nach der Einnahme Prags (2.–3. Sept. 1448) hier Oberstburggraf und in den nachfolgenden Kämpfen Podiebrad’s dessen erster Genosse und Helfer gegen den Strakonitzer Bund und Kurfürst Friedrich II. von Sachsen. Das freundschaftliche Einvernehmen zwischen Podiebrad und St., das noch dazu durch die Bande der Schwägerschaft gefestigt war, blieb unverändert bestehen durch die Regierungszeit König Ladislaus’ hindurch (bis 1457). War Podiebrad auch jetzt der eigentliche Regent im Lande, so wußte St. dafür um so ausgiebiger – was aber auch jener nicht versäumte – seine Tasche zu füllen; die Art, wie er erträgnißreiche Vormundschaften an sich nahm und führte, wurde ihm hinterher öffentlich zum Vorwurfe gemacht. Doch fehlten auch nicht äußere Ehren. St. war das Haupt jener böhmisch-ungarisch-österreichischen Gesandtschaft, die (Herbst 1457) von Karl VII. von Frankreich die Hand seiner Tochter für König Ladislaus erbitten sollte. Mit der Erhebung Podiebrad’s zum Könige von Böhmen (2. März 1458), an der St. das Hauptverdienst hatte, schien das Zusammengehen beider Männer für immer gesichert.

[332] Es kam anders. Während St. an eine Art Nebenkönigthum für sich gedacht haben mochte, jedenfalls von der Königsherrschaft des früheren Genossen Tage baronialer Herrlichkeit erhoffte, lenkte Georg rasch und mit Erfolg in die Bahnen des legitimen Königthums ein. Der König nahm mehr und öfter als dies sonst zu geschehen pflegte, die diplomatische, finanzielle und militärische Hülfe seiner Stände in Anspruch, sein Regiment wurde immer selbstherrlicher. Die Macht und die Mittel des Podiebrad’schen Hauses wuchsen ins ungemessene infolge seiner Verbindung mit den mächtigsten deutschen Fürstenhäusern, der Erhebung der königlichen Söhne zu Herzögen, ihrer Ausstattung mit reichem Besitz, namentlich in Schlesien, während der volksthümliche König durch strenge Handhabung von Gesetz und Ordnung, Ausnützung des Münzrechtes und des Heimfallrechtes der Krone und sonst dem Hochadel lästig wurde. In der ersten Reihe der Unzufriedenen stand wie es scheint vom Anfange an St., auch schon aus besonderen Gründen, da er seine Ansprüche auf die Niederlausitz der Rücksicht des Königs auf den brandenburgischen Kurfürsten geopfert sah. (Später ward dafür seinen Nachkommen das sog. Sternberger Ländchen zu theil.) Solange nun der König innerhalb und außerhalb der Krone feststand und höchstens Gewitterwolken drohten, wagten sich die Herren über Bitten und Beschwerden nicht hinaus. Daneben thaten sie ihre Pflicht, wie namentlich St. auf der Heerfahrt des Königs zur Befreiung Kaiser Friedrich’s aus der Wiener Burg (Nov. bis Dec. 1462), was ihm den schönen Weitraer Besitz brachte. Als aber der König, dem man den Plan, einen seiner Söhne zum Nachfolger zu bestellen, zuschrieb, immer rücksichtsloser wurde – damals wurde Zdenko’s Vettern das wichtige Pürglitz entzogen –, während der Streit mit der Kirche wegen Nichterfüllung der Krönungszusagen sich zuspitzte, so schritten die Unzufriedenen unter Führung des Breslauer Bischofs Jost (von Rosenberg) und des Oberstburggrafen St. am 18. November 1465 auf Sternberg’s Schlosse Grünberg zur Unterzeichnung eines Bundesbriefes, der jedem von ihnen, falls er vom Könige angegriffen würde, den Beistand Aller sicherte. Doch erst nach langen Verhandlungen, nachdem die Kirche den König gebannt und abgesetzt und die Vereinigung aller Katholiken des böhmischen Reiches zu einem Bunde gegen Georg, dessen Haupt St. ward, in die Hand genommen hatte, begann im April 1467 der offene Kampf. St. verlor dabei 1467 alle seine Schlösser in Böhmen (außer Konopischt, das erst im Februar 1469 fiel) und wäre mitsammt der katholischen Liga unterlegen, wenn nicht der König (von G. Heimburg verleitet) zu Beginn 1468 den Kaiser angegriffen hätte, worauf dieser und Papst Paul II. den König Matthias von Ungarn bewogen, gegen Böhmen einzuschreiten. Trotzdem nun Podiebrad, wie vordem die Lausitzen, über die jetzt Sternberg’s ältester Sohn Jaroslaw zum Vogt gesetzt wurde, so nun Schlesien und der Hauptsache nach Mähren verlor, behauptete er sich doch in dem größeren Theile von Böhmen. Die unzufriedenen Barone erschöpften sich materiell immer mehr und geriethen damit um so leichter in immer stärkere Abhängigkeit von dem Ungarkönige, den sie schon am 3. Mai 1469 zum Könige von Böhmen wählen mußten. Kein Wunder, daß, wie schon früher die von Hasenburg und Guttenstein, so Ende 1470 selbst St. ins Schwanken gerieth und an Versöhnung mit Podiebrad dachte. Auch nach König Georg’s Tode (20. März 1471) trat St. vorerst keineswegs als entschiedener Förderer der Nachfolge des Ungarkönigs in Böhmen hervor (Verhdlg. von Deutschbrod). Dies geschah erst nach der tumultuarischen Erhebung des polnischen Prinzen Wladislaw in Kuttenberg, wobei St. und seine Freunde sich sogar in ihrer persönlichen Sicherheit bedroht hielten. Von dem Momente angefangen bis zu seinem Ausgange noch vor Ausgleichung des Streites (auf dem Julitage 1479) stand St. fest und treu an der Seite von [333] Matthias Corvinus, wenn er auch nicht vergaß, hinfort seinem hartgeprüften Vaterlande soviel als möglich die Wehen eines langandauernden verheerenden Krieges zu ersparen. Trotzdem blieb St. in allen das böhmische Reich betreffenden Angelegenheiten der erste Diener und Rathgeber des Königs von Ungarn, der freilich auch seinerseits Grund genug hatte, die berechtigten Ansprüche des angesehenen energischen Adelshauptes und hochgeschätzten Verfechters der kirchlichen Sache zu berücksichtigen und namentlich seinem Selbstgefühle soviel als möglich Rechnung zu tragen. So duldete es der König, daß St. während der Friedensverhandlungen 1473–1474 an die Spitze der provisorischen Landesregierung Böhmens trat, das förmlich neutralisirt ward. St. intervenirte beim Wiederausbruche des Krieges 1474 als Unterhändler zwischen König Matthias und König Kasimir von Polen, sowie im Spätjahre 1476 in den Streitigkeiten zwischen dem Kaiser, dem Ungarkönig und einer Anzahl böhmischer Barone und Ritter. Zu anderer Zeit kriegte er, wie schon i. J. 1465, gegen Oesterreich auf eigene Faust.

St. hat das Ende der schweren Kämpfe, die sein Eigennutz und seine Unbotmäßigkeit zum nicht geringen Theile mitverschuldet, nicht mehr erlebt. Noch war die ihm anvertraute Friedensmission (Herbst 1476) nicht völlig gelungen, als er am 4. Dec. 1476 in Wiener-Neustadt starb. Von seinen sechs Söhnen überlebten ihn nur zwei, Zdeslaw und Jaroslaw (Johann, der dem Vater an Thatkraft am meisten glich, starb kurz vor ihm auf dem Wege nach Neapel, von wo er mit andern ungarischen und böhmischen Edlen die Prinzessin Beatrix, die Braut des Königs Matthias, nach Ungarn geleiten sollte), und nur in den Söhnen Jaroslaw’s blühte dieser Zweig der Sternberg’schen Familie fernerhin.

Für Sternberg’s Charakter kommt wol in erster Reihe der gleichzeitige „Johannis Rabensteinensis dialogus“, Arch. f. österr. Gesch., LIV. Bd., Wien 1876, in Betracht. In Tanner’s altem Werke sind immer noch die eingeschalteten Briefschaften brauchbar. Sonst vgl.: Palacky, Gesch. v. Böhmen IV, 1 u. 2 und V, 1 und Bachmann, Ein Jahr böhm. Geschichte, Wien 1876; Böhmen und seine Nachbarländer 1458–1461, Prag 1878; Deutsche Reichsgeschichte unter Friedrich III. u. Maximilian I. (1461–1486) I, Lpz. 1884, II, Lpz. 1894.

[331] *) Zu Bd. XXXVI, S. 119.