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ADB:Stolberg-Gedern, Karl Prinz zu

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Artikel „Stolberg-Gedern, Karl Prinz zu“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 347–348, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stolberg-Gedern,_Karl_Prinz_zu&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 17:03 Uhr UTC)
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Stolberg-Gedern: Christian Karl Prinz zu St.-G., kaiserlich königlicher Generalfeldzeugmeister und Generalmajor des Oberrheinischen Kreises, Gouverneur zu Philippsburg, ward am 14. Juli 1725 zu Gedern geboren und erhielt schon 1742 durch den Einfluß des Generals Fürst Karl Waldeck, eine Compagnie in holländischen Diensten; 1745 stellte er für die Generalstaaten ein eigenes Infanterieregiment auf, welches er in den nächsten Feldzügen des österreichischen Erbfolgekrieges gegen die Franzosen befehligte. Am 12. August 1745 wurde er in einem Scharmützel bei Asche verwundet und 1746 bei der Einnahme von Brüssel gefangen genommen, aber bald ausgewechselt, 1747 that er sich bei der Vertheidigung von Bergen op Zoom hervor, wo er abermals verwundet wurde. Als nach Abschluß des Aachener Friedens (18. October 1748) sein Regiment abgedankt wurde, nahm er unmuthig ebenfalls seinen Abschied und trat 1751 beim Infanterieregimente Graf Wartensleben in österreichische Dienste. Nach Ausbruch des siebenjährigen Krieges erbat und erhielt er am 21. Januar 1758 eine Generalfeldmarschalllieutenants-Stelle bei der Reichsarmee, welche er in den Winterquartieren in Franken traf. Oberbefehlshaber war der Prinz Christian von Pfalz-Zweibrücken; unter ihm machte St.-G. in diesem Jahre den Krieg in Sachsen mit, wohin er beim Einmarsche des Hauptheeres mit einem Corps vorangegangen war; während des Winters führte er von Culmbach aus den Oberbefehl. Bei Beginn des neuen Feldzuges erhielt er den Charakter als kaiserlicher Generalfeldmarschalllieutenant; am Kriege nahm er wiederum unter Zweibrücken in Sachsen theil. Als im August General Kleefeld Torgau belagerte ward St.-G. zu seiner Unterstützung ebenfalls dahin entsandt, schloß am 18. die Capitulation mit dem preußischen General v. Wolffersdorf ab, mit welchem er bei dieser Gelegenheit einen durch seine Schuld herbeigeführten unangenehmen Streit hatte, wohnte am 5. September der Einnahme von Dresden, am 21. dem Treffen bei Colditz bei und nahm dann am 19. November an der Gefangennahme des Generals v. Fink bei Maxen theil. Auch 1760 war er wieder unter Zweibrücken in Sachsen thätig und that sich am 18. August in einem Treffen bei Strehla hervor. Im J. 1761 erhielt er an Zweibrückens Stelle auf sein Bewerben das Commando der Reichsarmee, am 9. Mai wurde er zum Generalfeldzeugmeister, im November auch zum Gouverneur der Reichsfestung Philippsburg ernannt; kriegerische Ereignisse von Bedeutung hatte der Feldzug überhaupt nicht aufzuweisen, der Oberbefehlshaber Serbelloni erwies sich als wenig thätig. Im Frühjahr 1762 stand St.-G. wiederum an der Spitze der Reichstruppen und rückte mit ihnen im Mai aus ihren thüringischen Winterquartieren nach Sachsen ein, ließ sich bald, da die Vereinigung des Reichsheeres mit den Oesterreichern nicht gelungen war, nach Franken zurückmanövriren, ging nochmals dahin vor, mußte jedoch abermals weichen, bis Ende August an Serbelloni’s Stelle der unternehmendere Haddik trat. Dieser zog St.-G. durch Böhmen an sich; am 6. September erfolgte bei Dresden ihre Vereinigung, sie drängten nun durch verschiedene Kämpfe, unter denen ein am 15. bei Freiberg vorgefallenes Gefecht der wichtigste war, den ihnen gegenübersteheuden Prinzen Heinrich von Preußen bis über Freiberg hinaus zurück und St.-G. bezog hier eine Stellung, welche er zur Vertheidigung [348] einrichtete, während Haddik nach Dresden zurückging. St-G. hatte 49 Bataillone und 68 Schwadronen, im ganzen etwa 30 000 Mann, Reichstruppen und Oesterreicher, unter seinen Befehlen. In dieser Stellung wurde er in der Frühe des 29. October von etwa 13 000 Preußen unter Prinz Heinrich angegriffen und nach kurzer aber tapferer Gegenwehr entscheidend geschlagen, der Mangel an Verfolgung ermöglichte ihm jedoch einen geordneten Rückzug. Es war das letzte bedeutende Ereigniß des siebenjährigen Krieges. St.-G. ging durch Böhmen nach Franken zurück und nahm sein Hauptquartier in Nürnberg. Am 27. November 1762 machte eine Convention wegen der Winterquartiere den Feindseligkeiten ein Ende, am 15. Februar 1763 folgte der Friede von Hubertusburg. St.-G. entließ seine Truppen, ging nach Wien, legte sein Commando in die Hände des Kaisers nieder und begab sich dann nach Gedern, wo er am 21. Juli 1764 starb. St.-G. war ein tapferer und einsichtiger Mann, aber von etwas hitziger Gemüthsart, welche zuweilen ruhiger Ueberlegung im Wege stand; daß er als Feldherr nicht mehr leistete, lag sowohl in den politischen Verhältnissen wie an der Beschaffenheit der ihm unterstellten Truppen. Handschriftliche Aufzeichnungen über seine kriegerische Laufbahn bewahrt die Bibliothek zu Gedern.

Sein „Ruhmreiches Leben“ beschrieb der fürstliche Rath Danz (Frankfurt a. M. 1764). – Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten, 37. Theil, S. 743 ff. Leipzig (Heinsius) 1765.