ADB:Stolberg-Wernigerode, Botho Graf zu

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Artikel „Stolberg-Wernigerode, Botho, Graf zu“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 380–381, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stolberg-Wernigerode,_Botho_Graf_zu&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 09:13 Uhr UTC)
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Stolberg-Wernigerode: Botho, Graf zu St., geboren zu Gedern in der Wetterau am 4. Mai 1805, † zu Ilsenburg am 4. August 1881. Von seinen Eltern, dem Erbgrafen Henrich und dessen Gemahlin Jenny, geb. Prinzessin zu Schönburg-Waldenburg, durch Hauslehrer, dann seit 1821 auf dem Blochmannschen Institut zu Dresden sorgfältig vorbereitet, bezog er nach zweijährigem Dienst im Gardedragonerregiment zu Berlin im J. 1826 die Universität Heidelberg, arbeitete dann eine zeitlang bei der königlichen Regierung in Düsseldorf. Im J. 1839 übertrug ihm sein Vater die Verwaltung von Gedern. Der frühzeitige Tod seines älteren Bruders Hermann berief ihn zwei Jahre darnach zur Stütze seines alternden Vaters nach Wernigerode. Nach dessen Ableben aber führte er von 1854 bis 1858 als Vormund seines Neffen Otto mit großer Gewissenhaftigkeit und Treue das Regiment in der Grafschaft Wernigerode. In früher Jugend Zeuge des Falls und der Wiedererhebung Deutschlands nährte Graf B. in sich eine warme Begeisterung für die Geschichte des Vaterlands und für deren Denkmale nach verschiedenen Richtungen hin, daher gemeinsame Unternehmungen wie der im J. 1852 errichtete Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine und das gleichzeitig begründete Germanische Museum in Nürnberg ihn zu ihren eifrigsten Freunden und Förderern zählten und letzteres in der von ihm mit großem Verständniß zusammengebrachten und letztwillig überwiesenen großen Burgensammlung einen bemerkenswerthen Schatz bewahrt. Bei dieser das ganze deutsche Volksthum, besonders auch seine Lieder, Sitten und Sagen umfassenden Richtung war doch sein Blick und seine Thätigkeit mit noch regerem Eifer auf die nähere Umgebung gerichtet, daher der im J. 1868 begründete Geschichtsverein des Harzes ihn zu seinen Mitgründern zählt und zehn Jahre lang von ihm als Vorsitzenden mit großer Hingebung geleitet wurde. Keinem Werke hat er aber eine größere Thätigkeit zugewandt, in keinem seinen kritischen, auf die Feststellung der schlichten geschichtlichen Wahrheit gerichteten Sinn deutlicher bekundet, als in der von ihm ausgearbeiteten „Geschichte des Hauses Stolberg im Mittelalter“, die in einem stattlichen Octavbande zwei Jahre nach seinem Ableben vom Geh. A.-R. G. A. v. Mülverstedt herausgegeben wurde, ebenso wie 1885 die große von 1210 bis 1511 (bezw. 1535) reichende Quellensammlung dazu. Auf dieses Werk wurde nicht nur innerhalb drei bis vier Jahrzehnten eine große Summe von Arbeit verwandt, es wurden auch die Thatsachen und Quellen immer aufs neue mit größter Gewissenhaftigkeit geprüft und liebgewordene Ueberlieferungen aufgegeben, wenn neu aufgegrabene Quellen sie als unhaltbar erwiesen. Wol war sein Blick vorzugsweise auf das Mittelalter gerichtet, aber auch die jüngste Vergangenheit, besonders die seines Hauses, als dessen lebende Chronik er gelten konnte, beschäftigte ihn lebhaft. Daß schon bei [381] Lebzeiten des Vaters die große Bibliothek des Hauses Gegenstand seiner besonderen Aufmerksamkeit war und daß derselben zur Zeit seines vormundschaftlichen Waltens in dem gegen 16,000 Bände starken litterarischen Nachlaß des Bibliophilen Zeisberg ein wichtiger Schatz zugeführt wurde, verdient erwähnt zu werden. Von seiner ausgewählten Privatbibliothek gelangte ein sich auf 2000 Bände belaufender Theil an die große Wernigerödische Bibliothek. Seit dem 15. August 1848 mit Adelheid, geborenen Gräfin zu Erbach-Fürstenau, in glücklicher aber kinderloser Ehe lebend, war Graf B. ein guter Haushalter, hatte aber dabei stets ein warmes Herz und eine offene Hand zur Linderung der Noth seiner Mitmenschen, sowie für gemeinnützige Zwecke, besonders für die innere und äußere Mission, wobei seine Gemahlin ihm durchaus gleich gesinnt zur Seite stand. Seiner politischen Richtung nach war er entschieden conservativ.

Vgl. Zeitschrift des Harzver. f. Gesch. u. Alterth.-Kunde XV (1882), S. 263–268.