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ADB:Storr, Johann Christian

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Artikel „Storr, Johann Christian d. Aelt.“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 458–459, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Storr,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 04:04 Uhr UTC)
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Storr: Johann Christian St. d. Aelt., evangelischer Theologe, geboren am 3. Juni 1712 zu Heilbronn, † zu Stuttgart am 8. Mai 1773, war der Sohn des Joh. Philipp St. in Heilbronn und der Marg. Förtsch. Schon im J. 1720 verlor er seinen Vater, 1725 seine Mutter, aber Bürgermeister Wachs von Heilbronn und Kreisrath Richter in Stuttgart nahmen sich des Verwaisten an und brachten es dahin, daß der begabte Knabe, der große Neigung zum Studium der Theologie zeigte, obgleich Nichtwürttemberger, durch herzogliche Gnade mit 14 Jahren in das Seminar zu Denkendorf aufgenommen wurde, wo J. A. Bengel sein Lehrer war, welcher den wohlthätigsten Einfluß auf ihn ausübte und an dem er zeitlebens mit großer Verehrung hing; 1729 kam er nach Maulbronn, 1731 nach Tübingen, „den Ort des Segens und Lebens zu seiner zeitlichen und ewigen Glückseligkeit.“ Der von Herzen fromme Student wurde von dem in Württemberg weit verbreiteten Pietismus aufs lebhafteste ergriffen (in seiner Selbstbiographie erzählt er genau die einzelnen Abschnitte seiner Bekehrung 1731–37) und wandte sich ganz dieser Richtung zu. Der liebenswürdige, eifrige Mann, auch ein tüchtiger Prediger, stand bald in großem Ansehen bei den Gemeinden, an welchen er wirkte (1735 Nagold, 1737 Gültlingen, 1739 Kirchheim u. T.), im J. 1743 wurde er ohne sein Zuthun zum Pfarrer in Hirsau ernannt; einige Monate nachher, Februar 1744, kam er als Diakonus an die Leonhardskirche nach Stuttgart, und im November desselben Jahres wurde er Hofcaplan bei dem (katholischen) Herzog Karl Eugen. Die Stellung bei dem genußsüchtigen und despotischen jungen Herzog war eine sehr schwierige; als bei dem Carneval von 1748 St. gegen das üppige Treiben predigte, verlangte der Herzog seine Absetzung; dem besonnenen Consistorialpräsidenten G. B. Bilfinger gelang es, den Herzog umzustimmen, ebenso vereint mit Bengel, dessen Brief vom 9. Septbr. ein Muster christlicher Weisheit ist, den in seinem Gewissen aufgeregten Hofcaplan zu beruhigen. Im J. 1757 wurde er durch seine Ernennung zum Diakonus an der Stiftskirche „von seiner bisherigen Angst und Furcht bei Hofe befreit“, noch in demselben Jahr rückte er zum Stadtpfarrer an St. Leonhard vor, 1759 wurde er Stiftsprediger und Consistorialrath und 1765 zugleich Prälat in Herrenalb. Seine große Seelsorge, seine vielen Amtsgeschäfte, welchen er noch private Erbauungsstunden hinzufügte, nöthigten den nicht kräftigen, öfters auch von Augenleiden und Brustbeschwerden heimgesuchten Mann im J. 1772 sein Predigtamt niederzulegen, die Consistorialstelle behielt er, die Prälatur Herrenalb vertauschte er mit der von Alpirsbach. Aber schon am 8. Mai 1773 starb er an der Wassersucht. Am 2. Juni 1744 hatte er sich verheirathet mit Euphrosyne Margarethe Röslin aus Backnang, „einer Gattin, wie sie Gott seinen Freunden gibt“ († 1784); vier Kinder überlebten den Vater, „dessen Namen sie würdig waren“; zu erwähnen sind außer dem Sohn Gottlob Christian (s. den vorhergehenden Art.) der zweite Gottlieb Konrad Christian, Professor der Medicin in Tübingen. – Storr’s Bedeutung lag auf dem praktischen Gebiete; den segensreichen Einfluß, welchen er durch Person, Leben und Predigten, sowie als Dichter religiöser Lieder auf die Kreise seiner Zeitgenossen ausübte, mehrten seine Schriften, welche sämmtlich erbaulicher Art [459] waren; die wichtigsten sind seine „Predigten“ (1750, 1777), sein „Beicht- und Communionbuch“ (1755), sein „Christliches Hausbuch zur Uebung des Gebets“ (1756), „Lautere Milch des Worts“ (1755), noch bis in die Gegenwart viel gelesen und öfters aufgelegt. Noch ist zu bemerken, daß er nach dem Vorbilde Bengel’s sich längere Zeit mit der Erklärung der Offenbarung beschäftigte, aber auf andere Resultate kam als sein Lehrer.

Claus, Württemb. Väter, Bd. I, 1887. – Württemb. Kirchengeschichte 1893, S. 495.