Zum Inhalt springen

ADB:Tarnowski, Ladislaus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tarnowski, Ladislaus“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 402, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tarnowski,_Ladislaus&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 11:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tarnow, Fanny
Band 37 (1894), S. 402 (Quelle).
Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski bei Wikisource
Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski in der Wikipedia
Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski in Wikidata
GND-Nummer 117230588
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|402|402|Tarnowski, Ladislaus|Franz Brümmer|ADB:Tarnowski, Ladislaus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117230588}}    

Tarnowski: Friedrich Wilhelm Ladislaus T. entstammte einer ehemals in Böhmen angesessenen Zwergenfamilie, deren Ahnfrau, die Zwergin Agnes Tarnowsky von Tarnow, dadurch berühmt wurde, daß sie dem bekannten Reitergeneral Grafen Spork einst das Leben rettete. Geboren zu Breslau am 26. April 1811 erhielt T., der gewisser Familienverhältnisse halber den angenommenen Namen Schmidt führte, von 1826–1832 auf dem katholischen Gymnasium seiner Vaterstadt seine Bildung, betrieb darauf mehrere Jahre hindurch Privatstudien, die sich besonders auf alte Sprachen und Litteratur erstreckten, und ward dann Hülfsarbeiter bei einem königlichen Beamten. Diese Stellung gab er indessen bald auf, um in eine Leihbibliothek einzutreten, da ihm hier mehr Muße winkte, seiner schriftstellerischen Neigung folgen zu können. Außer kleinen Beiträgen für Zeitschriften schrieb er mehrere Dramen, die er dem bekannten Schriftsteller Ludwig v. Alvensleben zur Ansicht unterbreitete. Dieser sprach dem Verfasser zwar jegliche Bühnenkenntniß ab, glaubte aber in seinen Arbeiten ein Talent für die Novelle zu finden und rieth deshalb dem verunglückten Dramatiker, vornehmlich den historischen Roman zu pflegen. In den „Neuen Schlesischen Blättern“, die 1835 in Breslau ins Leben traten, veröffentlichte T. seine ersten novellistischen Versuche und hatte sich manches aufmunternden Beifalls zu erfreuen. Seit 1838 erschienen dann in ziemlich rascher Folge seine Romane und Novellen „Kreuz und Halbmond“ (II, 1838); „Vorstinberg und Fürstenstein“ (III, 1839); „Die Schlacht auf dem Marchfelde“ (1839); „Menschen und Zeiten“ (7 Novellen; III, 1840); „Napoleon und die Philadelphen“ (III, 1841); „Die Blutrosen von Augsburg“ (II, 1842); „Waldteufel“ (III,1842); „Blutige Fußstapfen“ (II, 1842); „Kriminalgeschichten nach wahren Begebenheiten“ (II, 1843); „Die jüdische Gaunerbande“ (1843); „Küchenknecht und Viscounteß“ (1843); „Die Makkabäer“ (II, 1843); „Der blutige Osterjubel. – Die Schleuderer an der Haselmattküfe“ (2 Nov., 1843). Alle diese Schriften waren ja meist darauf berechnet, den Heißhunger des lesewütigen Publicums zu stillen, bei dem der Name des Autors nicht unbeliebt war; doch enthält manche Arbeit wirklich Gutes und zeugt von achtungswerthem Talent. Zu Anfang der vierziger Jahre siedelte T. von Breslau nach Leipzig, später nach Leitmeritz über und verlegte 1846 seinen Wohnsitz nach Prag, wo er das Unterhaltungsblatt „Erinnerungen“ redigirte. Hier starb er bereits am 16. April 1847. T. barg in seiner schwächlichen, verkrüppelten Menschengestalt eine Fülle von Bescheidenheit, Liebenswürdigkeit, Geist und Gemüthstiefe und genoß die höchste Achtung seiner Mitmenschen.

Nowack, Schlesisches Schriftsteller-Lexikon IV, 159. – Wurzbach, Biographisches Lexikon XLIII, 94.