ADB:Thanner, Jakob
Lotter, Landsberg, Stöckel, Thanner, Schumann), nicht der Zeit, aber der Bedeutung nach wol der letzte. Aber auch er theilte das Schicksal seiner Genossen: nachdem er sich in zwei Jahrzehnten namentlich durch seine Thätigkeit für die Universität – pro commodo reipublicae litterariae imprimebat schreibt er 1515 am Schluß einer Ausgabe von Cicero’s De Oratore – in die Höhe gearbeitet hatte, kam er durch die feindselige Haltung, die der Landesherr, Herzog Georg, Luther und der Reformation gegenüber einnahm, und durch den Rückgang der Universität, der die Folge davon war, in seinem Geschäft wieder herunter. Vom Jahre 1498 an ist er mit datirten Drucken in Leipzig nachweisbar. Bis etwa 1518 hat er dann, zum Theil unterstützt durch Leipziger Gelehrte, wie Johannes Honorius Cubitensis, Heinrich Stromer von Auerbach und namentlich Georg Bredekoph (Laticephalus) von Konitz, die als Herausgeber und Correctoren für ihn thätig waren, eine große Menge von Büchern für Universitätszwecke gedruckt (Ausgaben von antiken Schriftstellern und Neulateinern, Lehrbücher u. a.), alle ganz einfach, ohne jeden Versuch zu künstlerischer Ausstattung, aber gut und sauber. Am besten scheint es ihm in den Jahren 1515 bis 1518 ergangen zu sein. 1515 kauft er zu dem Häuschen auf dem Brühl, das er damals schon besaß, noch das kleine Nachbarhaus hinzu. 1518 druckt er eine Schrift von Cicero zum ersten Male mit lateinischen Lettern – venusto charactere, rühmt er selbst –, läßt sich auch ein neues Signet schneiden und setzt stolz an den Schluß seiner Drucke: in aedibus domini Jacobi Thanner. Dann werden seine Drucke seltener. Er geräth in Schulden, nachdem er 1518 mit seiner Frau Dorothea einen Vertrag auf Gütergemeinschaft geschlossen hat, kommt 1525 gar in Schuldhaft und verkauft 1526 das eine seiner beiden Häuser wieder. Es hatte ihn ein harter Schlag getroffen. Er hatte 1524 Luther’s Uebersetzung des neuen Testaments nachgedruckt; aber obwol sich der Leipziger Rath beim Merseburger Bischof für ihn verwandte und dem Bischof schrieb, daß „der arme Mann viel darauf gewandt, und wo er’s nit sollt ausgehen lassen, in unverwindlichen [654] Verderb geführt werden“ würde, wurde doch der Vertrieb der Uebersetzung verboten und wahrscheinlich die ganze Auflage vernichtet; es hat sich nicht ein einziges Exemplar davon erhalten. Er druckte dann noch in zwei Bänden ein mit zahlreichen Holzschnitten geschmücktes deutsches liturgisches Werk auf alle Tage des Kirchenjahres (Das Erste Teyl der Kirchengesenge und Das Ander Teyl der Kirchengesenge). Der zweite Band ist 1529 erschienen, der erste wol 1527 (die Leipziger Stadtbibliothek besitzt nur den zweiten Theil). Dieses Unternehmen steht nach Umfang und künstlerischer Ausstattung unter seinen Drucken ganz vereinzelt da. Möglich, daß er alle seine Mittel darauf verwandt hatte – einen späteren Druck von ihm vermag ich wenigstens nicht nachzuweisen. Möglich auch, daß er später, wie so manche Buchhändler jener Zeit, noch andre Geschäfte betrieb; wenigstens bekennt er 1530, daß er dem Leipziger Buchdrucker Valentin Papst 50 Gulden für Garn schuldig sei.
Thanner: Jakob Th., Leipziger Buchdrucker und Buchhändler der Reformationszeit, unter den fünf Druckern, die Leipzig damals hatte (Geburts- und Todesjahr Thanner’s sind unbekannt. Seine Heimath war Würzburg (Herbipolensis nennt er sich oft auf seinen Drucken), 1502 erwarb er das Leipziger Bürgerrecht. Das letzte Jahr, wo er urkundlich nachweisbar ist, ist 1538; da verkauft er auch sein zweites Haus. Sein Signet zeigt auf schwarzem Grunde eine weiße Hausmarke etwa in der Form eines Reichsapfels, umgeben von den Buchstaben i und t. Auf einigen seiner Drucke hat er seinen Namen zu Abiegnus latinisirt.
- Aus Acten des Leipziger Rathsarchivs und zahlreichen (über 50) Drucken Thanner’s auf der Leipziger Stadtbibliothek. Vgl. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels XII, 302.