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ADB:Landsberg, Martin

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Artikel „Landsberg, Martin“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 595–596, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Landsberg,_Martin&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 10:44 Uhr UTC)
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Landsberg: Martin L. (Lantzberg, Lantzperger). Buchdrucker zu Leipzig am Schluß des 15. und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Jahr und Tag seiner Geburt sind nicht überliefert und ebenso ungewiß ist es, ob, wie gewöhnlich angenommen wird, Würzburg oder Augsburg seine Heimath war. Für die erstere oder vielmehr beide Städte sprechen die Bezeichnung „Herbipolensis“ und fast ebenso häufig der Chifferzusatz: M.H.A.V. (Martinus Herbipolensis Aug. Vindel.), nicht selten setzt er ersterem Worte auch „Baccalareus“ (sic) vor, woraus wol hervorgeht, daß er eine gelehrte Bildung genossen hatte. Seine Druckerthätigkeit zu Leipzig fällt zwischen die Jahre 1490–1524, welche nur einmal durch einen vorübergehenden Aufenthalt zu Halle unterbrochen wurde. Als ein gelehrter Mann interessirte er sich für die Herausgabe wissenschaftlicher Werke und namentlich correcter Drucke der alten Classiker, unter welchen besonders die Episteln des Horaz mit Hülfe des Joh. Honorius 1498, Virgil und die Officien Cicero’s 1503 und 1507, beide mit der des lateinischen Dichters Reinhard Sbrulius, sowie des Aristoteles Metaphysik 1499, Sallustii de bello Jugurthino und des Persius Satiren, beide o. O. u. J., rühmlich hervorzuheben sind. Wegen dieses seines Fleißes und Eifers spendeten ihm denn auch die damaligen Humanisten und namentlich Hermann Busch (vgl. dessen lateinisches Epigramm Lib. III. mit der Ueberschrift „Martino Lansberck civi Lipsiensi et librorum excussori elegantissimo“) wohlverdientes Lob. Von anderen seiner Erzeugnisse nennen wir zugleich als sein erstes ein Buch des Ablaßpredigers Johann von Pfalz (vgl. Bd. XIV, S. 471[WS 1]): „Das Bychlein wird genant die hymelisch Fundtgrub“, 1509, „Dominici Mancini de quatuor virtutibus … ad bene vivendum“, 1505, 1520, 4°; „Salutaris poeta de flori| bus pueris legendis incipit | … Nun geth auff eyn guldener scheyn | lern vnnd lysz der sitten puchlein …“, 1.5.13, 4° (452 deutsche Reimverse und 113 lateinische Disticha; Serapeum 1856, 79–80), ferner: „Doctor | Martinus Luthers | Antwort auff die czedel, ßo | vnter des Officials | tzu Stolpen | sigel ist | aus gangen“, o. O. u. J. (1520), 4°; Hieron. Emser’s „Hüt dich, der bock stoßt dich“, 1521, 4° (vgl. Flögel, Kom. Lit. III. 151–156); „Wid’ die vn | selige auffrure Merten Luders | … euch zw Wittenberg | tzugeschribenn“, 1522. 4°; „Ein schon new lied … munch | vnd pfaffen | betreffend …“, o. O. u. J. 8°; „Deutsch Evangelisch Mesße etwann | durch die Beptischenn pfaffen … gehandelt, vnd itzdt verordnet … Thomas Muntzer …“, 1524, o. O., 4°; „Proverbia metrica Joann. Fabri de Werdea (vgl. Bd. VI, S. 502[WS 2]). Im J. 1519 oder 20 folgte L. einer Einladung des Kardinals und Erzbischofs von Magdeburg, Albert, um auf des letzteren Kloster in Halle ein Verzeichniß der Heiligthümer des Neuen Stiftes daselbst zu drucken. Das Buch führt den Titel: „Vorzeichnus vnd | zceigung des hochlob- | wirdigen heiligthumbs der Stifftkirchen der heiligen | Sanct Moritz vnd Ma- | rien Magdalenen | zu Halle“, 1520, kl. 4°. Das Buch ist höchst interessant und von kulturgeschichtlicher Wichtigkeit. Zu dem Drucke dieses Werkes, das Panzer in seinen Annalen, [596] S. 444, und Zusätze, S. 196, als eine „vorzüglich große Seltenheit“ und „merkwürdig“ und „schätzbar“ nennt, hatte L. die sogen. Schwabacher Schrift verwendet, welche zu derselben Zeit auch in den Werkstätten des Mauritius Brandis zu Magdeburg, des Wolfg. Stöckel, Nikol. Schmidt, Michael Blum zu Leipzig und des Joh. Grunenberg zu Wittenberg u. a. vielfach üblich war und in der neuesten Zeit und genau nach dem ursprünglichen Muster in Deutschland wieder zu Ehren gekommen ist. Das Druckerzeichen unseres L. findet sich in Rothscholtz, Insignia Nr. 306 und bei Schwetschke a. a. O. S. 9, wobei es nach dem letzteren (S. 13) ein eigenes Spiel des Zufalls ist, daß die Insignien dieses Druckers mit den beiden Wappen von Halle (das ältere zeigt ein Kastell, das neuere einen Halbmond zwischen zwei Sternen) fast ganz übereinstimmen; vgl. auch Bd. VI, S. 502 (woselbst auf Zeile 31 anstatt des Schreib- und Druckfehlers „Stöckel“ zu lesen ist „Landsberg“). Uebrigens gebrauchte auch (G. Th. Strobel, Neue Beytr. II. 1. S. 110–111) der Buchdrucker Wolfg. Stürmer zu Erfurt das Druckerzeichen des L., das, was das Aeußere anbelangt, ganz den Umriß des Fust-Schöffer’schen beibehalten hat. Als eine zweite ungleich wichtigere Zufälligkeit aber muß es angesehen werden, daß (wiederum nach Schwetschke) in den hallischen Bürgerbüchern des 15. Jahrhunderts vielfach die Namen Gutenberg, Fust und Schöffer erscheinen, sowie daß in der Liste der neuen Bürger vom J. 1537 auch der eines „Conrad Kachelofen“ begegnet, bekanntlich der Name eines Leipziger Buchdruckers (Bd. XIV. S. 781, vgl. auch Lotter: Melchior).

Leich, Origo typogr. Lips., p. 18–19. Panzer, Deutsche Annalen und lat. Ann. an zahlr. Stellen. Hain, 16207. Wackernagel, Bibl. Nr. 138. Serapeum 1866, 295. Schwetschke, Vorakademische Buchdruckergesch. der Stadt Halle, S. 13, 25, 83 ff. Lorck, Druckkunst und Buchhandel in Leipzig, S. 5. Goedeke, Gr. I. 111, 208. Thesaur. libell. 61, 213.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage verschrieben: XV. statt XIV.
  2. Vorlage: IV statt VI.