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ADB:Tomaselli

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Artikel „Tomaselli“ von Alexander von Weilen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 437–438, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tomaselli&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:13 Uhr UTC)
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Tomaselli, berühmte Künstlerfamilie. Der Vater Joseph T. ist um 1760 in Roveredo geboren, kam, nachdem er gründliche musikalische Studien in Mailand absolvirt, 1781 nach Salzburg zur Hofcapelle, von 1807–1833 wirkte er als Hofcapellensänger in Wien, wo er 1836 starb. Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit liegt in seinem höchst erfolgreichen Wirken als Gesangslehrer. Von seinen Kindern machte sich einer der Söhne, Karl, durch die Begründung eines großen Kaffeehauses in Salzburg einen noch heute in Oesterreich populären Namen, während zwei andere Söhne und eine Tochter sich der Bühnenlaufbahn zuwandten. Der ältere, Franz, ist geboren zu Salzburg am 14. April 1801. Er debütirte im Februar 1822 am Hofburgtheater in Grillparzer’s Ahnfrau. Sein starkes „Hölzeln“ bestimmte ihn für die Komikerlaufbahn, die er auch 1826 am Leopoldstädter Theater mit Glück eröffnete, bald schwang er sich zum beliebten Darsteller empor, wenn er auch nie ein wirklich origineller Schauspieler wurde. Er erinnerte zuerst stark an Neubruck, nach Raimund’s Tode machte er sich dessen Manier, bis auf seine Fehler eigen. Zu seinen besten Rollen zählt der Habakuk im Alpenkönig und Menschenfeind, worin er sogar Scholz vorgezogen wurde, und der Lorenz im Bauer als Millionär. Weniger Glück hatte er als Dichter: seine von ihm selbst verfaßten Benefizstücke fielen, wie die Scholz’, oft durch, so „Er verdirbt Alles oder Lauter Malheurs. Posse in 2 A.“ (11. Januar 1834) und „Crispin’s 12. und 24. Geburtstag. Posse in 2 A.“ (12. März 1836). Handschriftlich erhalten sind nur zwei andere Stücke: „Mahiro’s Zauberräthsel oder: Der geraubte Marmorkopf. Komisches Zauberspiel in 2 A.“ (28. December 1830), sein erster Versuch, der sehr freundlich aufgenommen wurde. Ein Laun’sches Märchen bildet die Grundlage dieses vom Barometermacher sichtlich inspirirten Stückes. Mahiro, ein zweiter Tutu, hat den ihm Rath spendenden Marmorkopf verloren, er setzt für seine Wiedergewinnung die Hand seiner Tochter als Preis. Ein nervenschwacher Prinz Azor, den Feenmacht für dieses Unternehmen kräftigt, besteht mit Hülfe seines Dieners Krispin Schnabel, eines echten Wiener Kindes, alle gefährlichen Abenteuer, die in einer aus der Zauberflöte bekannten Wanderung durch Wasser und Feuer gipfeln. Hauptsache sind die vielen oft ganz gelungenen Späße und die Loblieder auf die Vaterstadt. Ganz Ritterkomödie ist „Der Zauberwald. Posse in 2 A.“ (13. November 1832), welche das Schicksal der obengenannten Benefizstücke theilte, ein Conglomerat von wüsten Hexereien und Verkleidungen, nur für den Decorateur geschrieben. Franz T. wanderte von 1838–1841 durch die österreichischen Provinzen, 1842 kehrte er für kurze Zeit ins Leopoldstädter Theater zurück, dann war er in Lemberg, Linz und zuletzt in Agram engagirt, wo er am 19. October 1846 starb. Sein jüngerer Bruder Ignaz T. (geboren zu Wien 1812, † am 28. December 1862) kam, nachdem er in Kaschau, Lemberg und Linz gewirkt, 1849 nach Wien, wo er mit verschiedenen Unterbrechungen bis zu seinem Tode am Josephstädter Theater erste komische Rollen mit großem Glücke spielte. Er war ein guter Epigone aus der Schule Raimund’s und Scholz’, die Stücke Hopp’s und O. F. Berg’s dankten ihm viele große Erfolge. Der Schule des Vaters machte die größte Ehre Katharina T. Schon ihr Debut am Josephstädter Theater, 7. September 1828, brachte ihr großen Beifall, in Brünn wird sie die beliebteste Opernsängerin. Sie lebte mit dem Schauspieler Thiel, der 1836–1842 die Direction führte. Aus diesem nach einigen Jahren getrennten Verhältnisse stammte eine Tochter, Josephine, die für ihre Bühnencarrière den Namen ihres Stiefvaters Gallmeyer annahm.

[438] Wurzbach LI, 67–72. – Costenoble, Tagebücher II, 33, 239, 300. Die handschriftlichen Stücke in der k. k. Hofbibliothek. Katalog der theatergeschichtlichen Ausstellung der Stadt Wien S. 178. 179.