Zum Inhalt springen

ADB:Trapp, Ernst Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Trapp, Ernst Christian“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trapp,_Ernst_Christian&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Trattinick, Leopold
Band 38 (1894), S. 497–498 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Christian Trapp in der Wikipedia
Ernst Christian Trapp in Wikidata
GND-Nummer 118623621
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|497|498|Trapp, Ernst Christian|Paul Zimmermann|ADB:Trapp, Ernst Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118623621}}    

Trapp: Ernst Christian T., philanthropischer Pädagog, † 1818, wurde am 8. November 1745 zu Drage unweit Itzehoe geboren. Hier hatte gerade um diese Zeit der Markgraf Friedrich Ernst von Brandenburg-Kulmbach, der damalige Statthalter von Schleswig-Holstein, ein neues Schloß (Friedrichsruhe) sich erbaut, in dem Trapp’s Vater, Konrad T., die Stelle eines Schloßverwalters versah. Der Sohn besuchte das Gymnasium zu Segeberg, wo unter seinen Lehrern besonders Martin Ehlers Einfluß auf ihn gewann, und bezog dann die Universität Göttingen, wo er anfangs Theologie, dann Pädagogik studirte. Im J. 1768 ward er Rector in Segeberg, 1772 in Itzehoe. Von hier kam er 1776 als Subrector an das Gymnasium zu Altona, wo er gleich darauf in das Conrectorat aufrückte; aber schon im folgenden Jahre (1777) ging er als Lehrer an Basedow’s Philanthropin nach Dessau. Bereits 1773 war er auf dem Gebiete der Pädagogik öffentlich mit einer „Rede von der Pflicht der Schullehrer, den Unterricht der Jugend nach den Bedürfnissen und Forderungen der Zeit einzurichten“ (Altona 1773) hervorgetreten, die er bei Antritt seines Itzehoer Rectorats gehalten hatte. Für eine theoretische und praktische Reform der Erziehung und der Schulen zu wirken, betrachtete er als seine Lebensaufgabe, der er sich mit Eifer hingab. Er faßte sie ganz im Geiste des damaligen Philanthropinismus auf, einer Richtung, mit der er nicht minder als die Vorzüge die Schwächen theilte. War er auch besonnener als Basedow, so war er von bedenklichen Uebertreibungen doch keineswegs frei. Er überschätzte bedeutend Werth und Wirkung der neuen Pädagogik und hatte von wirklich gründlicher ernster Bildung eine gar zu geringe Meinung. So hielt er allzuviel gelehrtes Wissen bei einem Erzieher geradezu für einen Schaden und das Erlernen fremder Sprachen für eines der größten Uebel an den deutschen Schulen. Wol galt er für den bedeutendsten Theoretiker unter den Philanthropinisten, seine „Unterredungen mit der Jugend“ (Hamb. u. Kiel 1775) hatten eine sehr günstige Aufnahme gefunden: aber nur zu bald zeigte sich, wie wenig er leisten konnte, als er seine Theorien in die Praxis übertragen sollte. Der preuß. Minister v. Zedlitz, besonders durch seinen Secretär Biester auf ihn aufmerksam gemacht, berief ihn nach Halle, wo ihm die Professur der Pädagogik und die Leitung des bei dem theologischen Seminar gegründeten Erziehungsinstituts übertragen wurde. Ostern 1779 trat er diese Stellung an. Bald hatte er hier gänzlich Schiffbruch gelitten. Schon im ersten Semester mußte er im Anfang Juli seine Vorlesungen ’aussetzen‘, d. h. schließen, „weil die Zuhörer“, wie er selbst zugab, „ausblieben“. Er wollte für diesen Mißerfolg den Professor Semler, der bis zum Herbst 1779 Director des Seminars war, verantwortlich machen und richtete gegen diesen ein „Sendschreiben“ (Anfang 1780), eine grobe Schmähschrift, die von Ungezogenheiten voll war und den allgemeinsten Unwillen gegen T. hervorrief. Semler hielt es unter seiner Würde darauf zu antworten. Chr. Gottfr. Schütz in Jena, der eigentlich für T. in Halle hatte Platz machen müssen, wies den Angriff gebührend zurück. In der öffentlichen Meinung war das Urtheil über T. gesprochen. Da er auch in den nächsten Jahren weder in der Erziehungsanstalt noch in seiner Lehrthätigkeit Erfolg hatte, seine Wirksamkeit in Halle sich vielmehr im wesentlichen auf die Abfassung theoretischer Werke („Versuch einer Pädagogik“ [Berlin 1780], „Ueber das Hallische Erziehungsinstitut“ [Halle 1782]) beschränkte, so legte er 1783 seine Professur nieder und übernahm die Leitung der von Campe auf dem Hammerdeiche bei Hamburg begründeten Erziehungsanstalt, die dieser aus Gesundheitsrücksichten hatte aufgeben müssen. Ein paar Jahre darauf folgte er seinem Freunde Campe nach Braunschweig, wo man das ganze Schulwesen nach philanthropischen Grundsätzen umgestalten [498] wollte. Unterm 6. Juni 1786 wurde T. als Professor und ordentliches Mitglied des neubegründeten Schuldirectoriums angestellt. Er sollte vor allem neue zweckmäßige Lehrbücher entwerfen; für die Zeit dieser Thätigkeit ward ihm eine freie Wohnung in Salzdahlum eingeräumt, nach der Vollendung des Auftrags aber eine Professur in Helmstedt oder eine geeignete Schulstelle versprochen. Am 3. October 1786 wurden die Mitglieder des Schuldirectoriums beeidigt, aber nach kurzer Zeit gerieth ihre Thätigkeit ins Stocken, da von den Landständen und anderer Seite gegen die neue Behörde Einspruch erhoben wurde, und auch sonst Schwierigkeiten entstanden, die zu einem großen Theile aus der schroff hervorgekehrten, kirchenfeindlichen Haltung Campe’s und Trapp’s erwuchsen. Am 6. April 1790 wurde das Directorium vorerst aufgehoben. T. erhielt eine Pension von 400 Thalern und nahm seinen Wohnsitz in Wolfenbüttel, wo er sich 1794 ein stattliches Haus kaufte. Die alte Thätigkeit setzte er auch hier noch eine Zeit lang fort, indem er eine kleine Erziehungsanstalt errichtete und in der alten Weise weiter schriftstellerte. Das Braunschweigische Journal philosophischen, philologischen und pädagogischen Inhalts, das er 1788 mit Campe, Heusinger und Stuve begann, gab er 1790–91 allein heraus, im Laufe des Jahres 1792 aber in andere Hände ab. Seine letzte litterarische Arbeit scheint die Herausgabe eines Romans „Friederike Weiß und ihre Töchter“ (Berlin 1805) gewesen zu sein, den Wilhelmine Antoinette v. Thielau, die Mutter des A. D. B. XXXVII, 746 behandelten Wilhelm Erdmann Florian v. Thielau, verfaßt hatte. Friedrich Matthisson (Briefe II, 168) fand seinen alten Freund 1794 in Wolfenbüttel zufrieden und glücklich, und v. Strombeck sagt, daß Trapp’s Haus gegen das Ende des 18. Jahrhunderts der Vereinigungsort der litterarischen jungen Männer gewesen sei; er rühmt seinen humanen wohlwollenden Charakter nicht minder wie seine Gabe, klar und anschaulich die schwierigsten Lehren auseinanderzusetzen. Aehnlich G. P. v. Bülow u. A. In der westfälischen Zeit ist T. bereit, die Stelle eines Mitgliedes im Directorium der Schulen zu übernehmen, jedoch nicht ohne Bedenken, ob er bei seinem Alter einer solchen Stelle noch gewachsen sei. Die letzten Jahre seines Lebens verfiel T. in Geistesschwäche, so daß nach dem Tode seiner Frau Anna Christine geb. Rundt, mit der er in kinderloser Ehe lebte († 16. Febr. 1818), ein Curator für ihn bestellt werden mußte. Doch nur für wenige Monate; denn am 18. April 1818 machte auch seinem Leben der Tod ein Ende. Da er ohne Testament und ohne bekannte Erben starb – eine Schwester Anna Emerentia Trapp, die bei ihm lebte, war am 16. Juni 1817 verschieden – so fiel sein Vermögen dem Staate und der Stadt anheim. Es war gewiß ganz in Trapp’s Sinne, daß man jetzt sein Wohnhaus für die erweiterte und verbesserte Töchterschule verwandte.

Vgl. A. Gündel, Leben und Wirken E. Chr. Trapp’s. Leipzig 1892. – Schmidt, Anhalt’sches Schriftstellerlexikon S. 542 ff., wo auch Trapp’s Schriften verzeichnet stehen. – Koldewey, Braunschweiger Schulordnungen II und Geschichte des Schulwesens im Herzogthum Braunschweig. – Beste, Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche. – Schrader, Geschichte der Friedrichs-Universität zu Halle, I. Th. S. 411, 424 ff. – v. Strombeck, Darstellung aus meinem Leben I, 144 f. – G. P. v. Bülow, Rückblicke auf mein Leben, S. 52 ff. – Acten des herzoglichen Landes-Haupt-Archivs und des Stadtmagistrats zu Wolfenbüttel.