ADB:Trautson von Sprechenstein, Johann Freiherr von

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Artikel „Trautson, Johann (II) (erster) Freiherr von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 519–520, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trautson_von_Sprechenstein,_Johann_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 01:12 Uhr UTC)
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Trautson: Johann (II) (erster) Freiherr v. T., mit dem Prädicate Sprechenstein, österreichischer Staatsmann, † am 29. December 1589 (im Alter von mehr als 82 Jahren; da ihn der venet. Gesandtschaftsbericht über den Wiener Hof vom Jahre 1577 über 70 Jahre alt nennt), einziger Sohn des Tiroler Regierungsraths Hanns T. aus dessen Ehe mit Maria Sigwein v. Piedenegg. Schon 1531 (23. December) erscheint dieser Tiroler Adelige, Gatte der Brigitta (Schwester der einflußreichen Welschtiroler: Niklas, Christoph und Aliprand Freih. v. Madruzzo), welche am 27. April 1576 in Wien starb, für sich und die Nachkommen beiderlei Geschlechtes mit dem Tiroler Erbmarschallamt belehnt. 1534 finden wir ihn als einen der 13 Hauptleute der Unterinnthaler in dem Aufgebote, das die drohenden Anschläge Frankreichs abwehren sollte. Die Regierung verwendete ihn auch in Lieferungsgeschäften mit Baiern 1539–40. Besitzer eines Hauses in Wien und zufolge seiner wachsenden Beliebtheit bei Kaiser Ferdinand I. in den Freiherrnstand erhoben und dem niederösterr. Herrnstande einverleibt (1541), erscheint T. als Zeuge im Codicill dieses Habsburgers von 1547, 4. Februar an zweiter Stelle mit Amt und Würde des Hofmarschalls, in welcher Eigenschaft er im Gefolge Ferdinand’s I. dem Augsburger Reichstage (1547–48) anwohnte. Schon in der Zeit Ferdinand’s I. († 1564) hatte er die Herrschaften Hocheppan, Korb, Sommersberg, Gufidaun, Villanders, ferner die Veste Stein am Ritten bei Bozen an sich gebracht, und war derart ein tirolischer Großgrundbesitzer ersten Ranges geworden. Er legte hiermit bei großer Kargheit und großem Einkommen den Grund zum Wohlstande seines Hauses. Unter Maximilian II. (1564–1576) bekleidete er das [520] Amt eines Obersthofmeisters und erlangte durch kaiserliche Gunst die große niederösterreichische Herrschaft Falkenstein im Viertel unter dem Manhartsberge als Mannserblehen, wozu sich 1572–1578 die namhaften Güter Poysbrunn und Burgherrschaft Laa gesellten. Ein altes Verzeichniß läßt ihn 1540–1589 nebenbei 123 966 Gulden an „Gratificationen“ aus dem landesfürstlichen Kammersekel beziehen.

Der venetianische Gesandtschaftsbericht (Soranzo) von 1563 bezeichnet unsern T. als Marschall und einflußreiche Hauptperson bei Hofe, der zugleich das unbesetzte Amt des Obersthofmeisteramtes (Maggiordomo) versehe. 1577, zu Anfang der Regierung Rudolf’s II., äußern sich die venetianischen Botschafter Michiel und Donado über T. folgendermaßen: „ein Siebziger (settuagenario et più), der von Ferdinand I. sehr geliebt und geschätzt worden sei, gleichwie von Maximilian II. und jetzt von Rudolf II.“ Manches wichtige Geschäft lief durch seine Hand, denn er zählte zu dem engen Kreise der Vertrauten Rudolf’s II., was auch die Brüder des Kaisers nicht unterschätzten. Allerdings lähmten die Jahre seine Leistungsfähigkeit. Ein Bericht an Herzog Wilhelm von Baiern aus dem Jahre 1588 sagt: Bei den geheimen reten aber befind ich ein zimliche Kleinmütig- und Langsamkeit; so sind irer auch wenig, die des römischen Reichs in itzt schwebender Gelegenheit erfaren und ist der Herr Trautson fast alt und unvermügenlich. Die Berufung des gelehrten Hugo Blotius, der dann kaiserlicher Bibliothekar wurde (1575), ward auch durch ihn vermittelt. Als T. zu Prag am 29. December 1589 im hohen Alter starb, fehlte es nicht an Leichenfeierlichkeiten. Sein Sarkophag befindet sich in der St. Michaelskirche in Wien, mit einer ausführlichen Inschrift, die besagt, er habe über 60 Jahre (drei) Kaisern gedient und 49 Jahre die Stelle eines Geheimrathes bekleidet. Von seinen sechs Söhnen wurde der jüngste, Paul Sixt (s. a. u.), der bedeutendste.

Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österr. Kaiserstaates v. XVI.-XIX. Jahrh. II, 220–225 (danach der Art. in Wurzbach’s österr. biogr. Lex. XLVII, 49). Wien 1858. – Relationen venet. Botschafter über Deutschland und Oesterreich i. XVI. Jahrh., herausg. von J. Fiedler Fontes rer. austr. 2. Aufl. 30. Bd. 1870) S. 211. 372. – Stieve, Die Politik Baierns 1591–1607 I, 536. H. 1878.