ADB:Treviranus, Ludwig Georg

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Artikel „Treviranus, Ludwig Georg“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 587–588, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Treviranus,_Ludwig_Georg&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:27 Uhr UTC)
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Treviranus: Ludwig Georg T., reformirter Theologe, ausgezeichnet als Prediger und ascetischer Schriftsteller, geboren zu Speier am 6. Januar 1676, † zu Bremen am 16. Juli 1757. Nach Vollendung seiner Studien, denen er in Heidelberg oblag, wurde er im J. 1698 fürstlich anhalt-bernburgischer Hofprediger auf dem Schloß Schaumburg an der Lahn, unweit der Stadt Dietz gelegen. Drei Jahre später wurde er zum Pfarrer in die Stadt Nassau berufen, von wo er aber schon 1704 wieder ins Schaumburgische, als Prediger von Holzappel, zurückkehrte, da er bei der dasigen Herrschaft in hohem Ansehen stand. Doch folgte er 1708 dem unerwarteten Rufe an die St. Pauli-Kirche und Gemeinde nach Bremen, wo er der Stammvater eines in der Geschichte dieses kleinen Freistaates berühmt gewordenen Geschlechts geworden ist. In Bremen hatte T. einen ungemeinen Zulauf bei seinen Predigten. Nicht geringeren Eifer legte er durch die katechetische Unterweisung der Jugend an den Tag. Er führte einen eigentlichen Confirmandenunterricht und die Confirmation selbst, unter mancherlei Widerstand, zuerst hier ein. Auch trieb er fleißig die Privatseelsorge. Von Herzen der orthodoxen reformirten Lehre ergeben, hatte der immer mehr um sich greifende Pietismus einen nachhaltigen Einfluß auf ihn gewonnen. Obschon abhold aller Streitlust, fand er sich doch in einen heftigen Conflict verwickelt durch seine 1720 herausgegebene Predigt über Röm. 8, 34, betitelt: „Ruhm der Gläubigen in dem Tode Jesu gegen alle Verdammniß“, worin er die Lehre der reformirten Kirche, daß Christus allein für die Auserwählten gestorben sei, klar und bündig als eine Lehre, wie sie auch Luther und die anderen Reformatoren getrieben, in völlig irenischer Weise behandelte. Der Domprediger und lutherische Superintendent Dr. theol. Gerhard Meyer in Bremen hatte nämlich in seinen öffentlichen Katechisationen besagte Lehre seit einiger Zeit in ganz ungeeigneter Weise angegriffen. Die reformirten Prediger waren auf diese Weise gezwungen, in ihren Predigten ein Zeugniß dagegen abzulegen. Meyer verschärfte nun seine Angriffe gegen T. Dessen „Ruhm der Gläubigen“ setzte er einen „Wahren Ruhm aus dem Evangelio von der allgemeinen Gnade Gottes, daß Christus für alle Menschen gestorben sei“ entgegen. Auch erhoben sich noch andere als Gegner von T. Der später nicht unbedeutende lutherische Theologe, damals noch ein Gymnasiast in Hamburg, Esdra Heinrich Edzardus, sowie der Pastor Erdmann Neumeister daselbst, ja sogar ein Römischer schrieben wider ihn. Da gab denn T. endlich im J. 1726 eine „Unumgängliche Vertheidigung“ seiner Predigt über Röm. 8, 34 heraus, um, wie er am Schlusse schreibt, seine Feder in diesem Streite nie wieder anzugreifen. Auf diese Weise erreichte denn, zumal Dr. Meyer selbst inzwischen gestorben war, diese Angelegenheit ihr Ende.

Von den nicht zahlreichen Schriften Treviranus’ sind die bekanntesten seine unter der Aufschrift „Die Wahrheit in Jesu“ erschienene Evangelien-Postille, sowie „Die rechte Gestalt Christi in seinen Gliedern“. Einer großen Beliebtheit haben sich auch noch lange Zeit in reformirten Kreisen erfreut: „Der Beruf und verschiedene Lagerplätze des Erzvaters Abraham“; „Die heiligen Wunderwege Gottes. 14 Betrachtungen“; „Die goldene Kette der Seligkeit“. Außerdem sind noch einige Gelegenheitsschriften von ihm erschienen.

J. Fr. Iken, Gesch. der St. Pauli-Kirche u. Gemeinde. Bremen 1882. [588]H. W. Rotermund, Lexicon aller Gelehrten, die s. d. Ref. in Bremen gelebt II. – Derselbe, Gesch. der Domkirche zu Bremen.