Zum Inhalt springen

ADB:Triesnecker, Franz von Paula

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Triesnecker, Franz v. P.“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 607–608, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Triesnecker,_Franz_von_Paula&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 10:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 38 (1894), S. 607–608 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Francis Triesnecker in der Wikipedia
Francis Triesnecker in Wikidata
GND-Nummer 117418420
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|607|608|Triesnecker, Franz v. P.|Siegmund Günther|ADB:Triesnecker, Franz von Paula}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117418420}}    

Triesnecker: Franz v. P. T., Astronom, geboren zu Kirchberg (Niederösterreich, bei Wagram) am 2. April 1745, † zu Wien am 29. Januar 1817. Frühzeitig in den Jesuitenorden getreten, besuchte der junge T. die Lehranstalten in Wien und Tyrnau und absolvirte zu Graz das Studium der Theologie. Nach Aufhebung des Ordens Weltpriester geworden, erhielt er bereits 1781 eine Anstellung an der Wiener Sternwarte, doch wird er erst im folgenden Jahre unter dem Titel eines Adjuncten aufgeführt. Als Director Hell im J. 1792 starb, wurde T. sein Nachfolger und leitete nun 28 Jahre lang das damals schon berühmte Institut, unterstützt von treuen Mitarbeitern, wie dem eifrigen Meteorologen Pilgram und dem genialen Rechner Bürg. Die „neue“ Wiener Sternwarte, welche erst vor wenigen Jahren durch den großartigen Bau auf der Türkenschanze ersetzt wurde, war Triesnecker’s Werk. Aeußere Auszeichnungen fehlten dem ebenso tüchtigen wie bescheidenen Wirken des verdienten Mannes nicht: er war Ritter des Leopoldordens, Ehrendoctor der Philosophie und Mitglied einer stattlichen Anzahl von gelehrten und gemeinnützigen Gesellschaften.

Als Adjunct und Vorstand der Sternwarte hatte T. in erster Linie die Berechnung und Ausgabe der Wiener „Ephemeriden“, eines astronomischen Kalenders, zu leiten, der neben den Tabellen auch selbstständige Aufsätze wissenschaftlichen Inhalts brachte. Dieselben rührten theils von dem Herausgeber selbst, theils von gelegentlichen Mitarbeitern her; so enthalten beispielsweise die [608] „Ephemeriden“ die ersten Untersuchungen über die Bahn des neuen Planeten Uranus von dem Pater Fixlmillner in Kremsmünster. In dieser Sammlung machte T. seine Tafeln der Wandelsterne bekannt, von denen insbesondere die des Mondes zu ihrer Zeit großes Ansehen genossen, ehe sie durch Bürg’s großartige Leistung in den Schatten gestellt wurden. Auch Kometen- und Planetenbeobachtungen wurden von T. regelmäßig angestellt und publicirt. Im Verein mit dem Exjesuiten v. Metzburg, einem bekannten Mathematiker, führte derselbe eine Vermessung von Westgalizien aus, und auch die Kartirung des Kronlandes Oesterreich unter der Enns förderten er und Pilgram wesentlich.

Die nachhaltigsten Verdienste erwarb sich jedoch T. um die mathematische Geographie. Wir denken dabei weniger an das von ihm angegebene Verfahren, die Figur der Erde aus Beobachtungen von Sonnenfinsternissen abzuleiten, denn dieses ist zwar theoretisch unangreifbar, kann aber kaum exacte Resultate liefern; wohl aber haben wir seine rastlosen Bemühungen im Auge, für eine ganze Anzahl von Orten die Breite und Länge durch scharfe Berechnung der vorhandenen Beobachtungen zu verbessern oder neu zu bestimmen. Bode’s „Jahrbuch“, v. Zach’s „Monatliche Correspondenz“ und die „Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“ enthalten seine auf dieses Ziel gerichteten Arbeiten; Prag, Madrid. Amsterdam, Peking und eine Anzahl westasiatischer Städte sind, um nur einige Beispiele zu nennen, die Orte gewesen, welchen er seinen Fleiß zu gute kommen ließ.

Bürg, Ueber Triesnecker’s Lebensumstände. Bode’s astronom. Jahrbuch, 1820, S. 207. – Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu, 1. Bd., Wien 1855, S. 369 ff.