Zum Inhalt springen

ADB:Zach, Franz Xaver von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Zach, Franz Xaver Freiherr von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 613–615, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zach,_Franz_Xaver_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:33 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Zach, Johann
Band 44 (1898), S. 613–615 (Quelle).
Franz Xaver von Zach bei Wikisource
Franz Xaver von Zach in der Wikipedia
Franz Xaver von Zach in Wikidata
GND-Nummer 119151456
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|44|613|615|Zach, Franz Xaver Freiherr von|Siegmund Günther|ADB:Zach, Franz Xaver von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119151456}}    

Zach: Franz Xaver Freiherr v. Z., Astronom, geboren am 4. Juni (oder 13.) 1754 zu Preßburg, † am 4. September 1832 zu Paris (laut „Moniteur“, während die Biographen gewöhnlich den 2. angeben). Z., dessen Bruder sich in kaiserlichen Diensten auszeichnete und bis zu den höchsten militärischen Würden emporstieg, war der Sohn eines damals berühmten Preßburger (später Pesther) Arztes, der 1765 in den Adelstand erhoben worden war. Er trat frühzeitig in die österreichische Armee ein und machte einige Feldzüge mit, ging aber bald wieder vom activen Dienste ab und betheiligte sich an der damals durch den Exjesuiten Liesganig (A. D. B. XVIII, 637) ins Werk gesetzten Vermessung des Kaiserstaates, wobei er allerdings noch immer dem Ingenieurcorps als Officier angehörte. Nachdem er gänzlich ausgeschieden war, lebte er ein paar Jahre in Berlin als Lehrer der Kinder des sächsischen Gesandten Grafen Brühl und lernte bei diesem in der Astronomie gründlich bewanderten Manne, welcher sich ein stattliches Privatobservatorium eingerichtet hatte, die Technik des Beobachtens gründlich kennen. Als er 1786, mit dem Titel eines Oberstwachtmeisters, in die Dienste des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha trat, war er völlig dazu geeignet, die Leitung der neuen Sternwarte auf dem Seeberge nächst Gotha zu übernehmen, und in dieser Stellung verblieb er zwanzig Jahre (1787–1806). Der Herzog starb, und seine Wittwe lebte von da an größtentheils außer Landes, zumal in Italien (Neapel, Lucca, Genua), begleitet von Z., der bei ihr den Posten eines Obersthofmeisters versah. Zwei Umstände trübten den Abend seines Lebens. Einmal nämlich hatte er, als Beamter einer protestantischen Fürstin und als selbst sehr freidenkender Mann, viele Unannehmlichkeiten mit der italienischen Geistlichkeit, und als gar 1827 die Herzogin, der gegenüber der Turiner Hof doch immer noch Rücksichten zu nehmen hatte, verschieden war, steigerten sich diese Mißhelligkeiten derart, daß Z. einem förmlichen Jesuiten-Verfolgungswahne anheimfiel. Zum zweiten hatte er, je älter er wurde, durch ein Steinleiden viele Beschwerden zu erdulden, und auch als ihn der berühmte Pariser Operateur Civiale geheilt hatte, blieb noch eine große Schwäche zurück. Von Marseille her in Paris ankommend, wo er sich immer wieder von Zeit zu Zeit seinem Arzte vorzustellen hatte, wurde er von der damals gerade sehr heftig auftretenden Cholera befallen und vermochte der Seuche in seinem geschwächten Zustande nicht lange Widerstand zu leisten.

Z. hat der Wissenschaft, mehr noch als durch seine eigenen tüchtigen Arbeiten, dadurch Vorschub geleistet, daß er geeignete jüngere Kräfte für sie heranbildete [614] und den astronomischen Disciplinen Sammelstellen schuf, durch welche die Zersplitterung der einschlägigen Arbeiten verhütet ward. Sein Verdienst ist es, die hohe Bedeutung der Spiegelinstrumente für die geographische Ortsbestimmung erkannt und befürwortet, sowie auch in deren Handhabung die Reisenden unterwiesen zu haben. Dahin gehören A. v. Humboldt, der sich stets dankbar an Zach’s Rathschläge erinnerte, der Weltumsegler Horner, dem Z. einen Platz bei der Expedition v. Kotzebue’s verschaffte, und Rüppell, durch den man zuerst für das obere Nilgebiet eine Reihe gesicherter Positionen erhalten hat. Seine Anstalt auf dem Seeberge suchte Z. zu einer Musteranstalt zu machen, und von ihm ging nachmals auch der Anstoß zur Begründung der Sternwarte in Neapel aus. Auf dem Seeberge wurden zwei astronomische Congresse abgehalten, für welche sich namentlich Lalande interessirte, und auf denen ein Programm zur planmäßigen Durchsuchung der planetarischen Lücke zwischen Mars und Jupiter besprochen wurde. Vor allem aber rief Z. zwei neue Zeitschriften ins Leben, welche ganz außerordentlich günstig für die litterarische Production jener Zeit gewirkt haben. In Verbindung mit Bertuch redigirte er die „Geograph. Ephemeriden“, in denen die ersten Reisenden des Zeitalters, ein Niebuhr, Seetzen u. s. w., über ihre Erfahrungen berichteten, und noch wichtiger wurde die „Monatl. Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“, die v. Zach 1800 begründete. Wenn er auch 1807, als sein Wanderleben begann, die Schriftleitung formell an B. v. Lindenau abtrat, so blieb er doch auch noch nachher einer der fleißigsten Mitarbeiter. In Genua endlich schuf er sich zum dritten Male ein publicistisches Organ („Correspondance astronomique, géographique et hydraulique“, 13 Bände 1818–1825). Daneben schrieb er noch für die „Philosophical Transactions“, für Hindenburgs „Archiv“, für Bode’s „Jahrbuch“ und für die „Zeitschr. für Astronomie und verw. Wissenschaften“ eine Anzahl von Aufsätzen.

Von diesen sind die wichtigsten jene, welche die Beobachtungskunst als solche zum Gegenstande haben und z. B. das damals neue Princip, genaue Winkelmessungen mit Hilfe der sogenannten Repetition zu erzielen, befürworten. Ueber Verwandlung von Stern- in Sonnenzeit, Azimutbestimmung, Gradmessungen und Sonnenfinsternisse hat er ebenfalls gearbeitet, ferner auch (in der „Hertha“ 2. Bd.) über den türkischen Kalender. Ein ausgesprochen geschichtlicher Sinn befähigte ihn zu mancher interessanten Entdeckung. Er wies z. B. nach, daß der Planet Uranus lange vor Herschel durch Tob. Mayer beobachtet worden sei (Zeitschrift für Astronomie, 3. Bd.), und führte die Entdeckung der parabolischen Kometenbahn auf Borelli, die Ausrüstung der Meßwerkzeuge mit Fernrohren auf Generini zurück (ebenda 3. und 4. Band).

Groß ist auch die Menge selbständiger Werke v. Zach’s. Wir führen die folgenden an: „Novae et correctae tabulae motuum solis“, Gotha 1792; „De vera latitudine et longitudine geographica Erfordiae“, Erfurt 1794; „Vorübergang des Merkur vor der Sonne den 7. Mai 1799, beobachtet zu Seeberg“, Bremen 1799; „Fixarum praecipuarum catalogus novus“, Bremen 1804; „Tabulae speciales aberrationis et nutationis“, Bremen 1806–7; „Tables abrégées et portatives du soleil“, Florenz 1809; „Tables abrégées et portatives de la lune“, ebenda 1809; „Nouvelles tables d’aberration et de nutation pour 1404 étoiles“, Marseille 1812 (mit Nachtrag, ebenda 1813). Für die neueste Zeit am bedeutsamsten sind jedoch v. Zach’s Studien über ein Problem, welches für die Geodäsie eine fundamentale Wichtigkeit gewonnen hat: „L’attraction des montagnes et ses effets sur le fil à plomb“, Avignon 1814. Hier wurde der strenge Nachweis dafür geführt, daß in der Nähe großer Gebirgsmassen die Einstellung einer horizontalen Ebene nicht ohne weiteres möglich ist.

[615] Auch v. Zach’s oben genannter Bruder Anton hat in Mathematik und Naturwissenschaft ganz anerkennenswerthes geleistet. Die „Monatl. Correspondenz“ enthält verschiedene Artikel aus seiner Feder, deren Inhalt vornehmlich ein geodätischer ist.

Ridler, Oesterreichisches Archiv für Geschichte, 1833. Nr. 130. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 59. Theil, Wien 1890, S. 70 ff.[WS 1]Nouvelle Biographie Générale, XLVI, Paris 1866, S. 923 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 58. Theil, Wien 1889