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ADB:Kotzebue, Otto von

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Artikel „Kotzebue, Otto von“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 780–784, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kotzebue,_Otto_von&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 05:30 Uhr UTC)
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Kotzebue: Otto v. K., Weltumsegler und Reiseschilderer, wurde als Sohn Augusts v. K. am (19.) 30. Decbr. 1787 in Reval geboren, besuchte dort und in St. Petersburg die Schule, und trat in das Seekadettencorps zu Kronstadt, aus welchem er schon 1803 von Krusenstern, der seit 1801 sein Oheim, zur Theilnahme an der ersten russischen Weltumsegelung berufen wurde. Während der drei Jahre, welche diese dauerte, der Person dieses trefflichen Seemannes und Gelehrten nächstgestellt, gewann er sich dessen Vertrauen in solchem Maße, daß auf seinen Rath Graf Romanzoff den erst 28jährigen Schiffslieutenant zum Befehlshaber der Expedition zur Erforschung der Polargegenden und Polynesiens machte, welche 1815 von Kronstadt aus, als zweite russische Entdeckungs-Expedition um die Erde, in See ging. [781] Der väterliche Freund und, man kann wol sagen, Lehrer Kotzebue’s, Admiral Krusenstern, hat in der Einleitung zur Schilderung der „Entdeckungsreise“ mit liebevoller und höchst sachverständiger Hand das Werden und die Aufgaben dieses bemerkenswerthen Unternehmens geschildert. Es war Graf Romanzoff, welcher in einer Zeit, wo in Rußland nach Abschluß eines ermüdenden und entkräftenden Krieges und nach den fehlgeschlagenen Versuchen Tschitschagoffs (1765 und 1766) und Golownin’s (1811) wenig Neigung zu großen Unternehmungen dieser Art vorhanden war, mit Begeisterung den Gedanken eines neuen Versuches aufgriff, die nordwestliche Durchfahrt zu finden und reiche Mittel zur Verwirklichung derselben zur Verfügung stellte. Krusenstern entwarf in seinem Auftrage eine Uebersicht aller Polarreisen von der Sebastian Cabots im Jahre 1497 bis zur letzten Cook’schen von 1776–79. Er vertrat darin die Ueberzeugung, daß ein Vordringen bis zum Pol nicht, wol aber die nordwestliche Durchfahrt möglich sei und empfahl im Interesse der genaueren Untersuchung der Küsten von Russisch-Amerika diese letztere Aufgabe vom Stillen Ocean aus in Angriff zu nehmen und eine Durchforschung minder bekannter Theile dieses letzteren zu verbinden mit der Untersuchung der nordwestlichsten Küste Nordamerika’s, wo vielleicht, wenn nicht die durch Cook schon in hohem Grade unwahrscheinlich gemachte Meeresverbindung nach der Hudsonsbai, doch ein schiffbarer von Osten kommender Strom gefunden werden könnte. Besonderes Gewicht sollte auf die Erforschung der wichtigen Umbiegung der nordwestamerikanischen Küste von nördlichem zu östlichem Verlauf gelegt werden. Das Programm für die Arbeiten im Stillen Ocean gipfelte in der Aufgabe, die zweifelhaften Entdeckungen Schouten’s und Roggewein’s in 14–16° s. B. wieder aufzusuchen und womöglich festzulegen. Graf Romanzoff stimmte mit diesem Plan überein und genehmigte mit besonderer Freude den gleichfalls von Krusenstern ausgegangenen Vorschlag, dessen „Zögling“ K., damals Lieutenant der Marine, zum Leiter dieser Expedition zu ernennen. „Graf Romanzoff“, schreibt er, „ward gleich bei der ersten Bekanntschaft so sehr von dem enthusiastischen Eifer dieses jungen Mannes für seine Profession ergriffen, daß er kein Bedenken trug, ihm das Commando der Expedition nach der Beringsstraße anzuvertrauen, indem er keinen Zweifel hatte, daß sein Eifer mit den dazu nöthigen Kenntnissen und Eigenschaften gepaart sein werde“. Und Chamisso findet bei seinem ersten Zusammentreffen mit K. einen „jungen frischen Seemann ohne Härte für Schiffsordnung und mit Fleiß für Gemächlichkeit und Gesundheit seiner Mannschaft sorgend“; in späteren Briefen: „Der Capitän hat Lust an der Natur und will für die Wissenschaft was er kann. Ich muß dem Capitän Lob und Liebe zollen, er ist ein vortrefflicher Mensch, voll zarten Sinnes, feiner Erziehung und regen Ehrgefühls, auch nimmt er regen Antheil an den Wissenschaften“. Wir übergehen die Schwierigkeiten der Beschaffung eines geeigneten Schiffes, das in Abo eigens gebaut werden mußte, der Instrumente und Karten, die Krusenstern selber in England fertigen ließ oder ankaufte, der damals eben in Aufnahme kommenden Konserven u. a. Vorräthe, die von ebendort bezogen wurden, und der Offiziere, des gelehrten Stabes und der Mannschaften, insgesammt 31 Mann, in dem nicht mehr als 180 Tonnen fassenden Raum dieser Nußschale. K. erhielt zwei Offiziere und zwei Steuerleute zu seiner Unterstützung; da aber der eine von jenen schon in Kamschatka abging, so hatte er sich auf dem größten Theil der Reise mit seinem älteren Kameraden Schischmareff in den Befehl und vor allen die Nachtwachen zu theilen und hebt mit Recht hervor, daß dies wol die erste wissenschaftliche Forschungsreise von solcher Ausdehnung gewesen sei, die nur von zwei Offizieren geführt worden sei. Als erster Gelehrter machte an Stelle des durch Krankheit verhinderten [782] Dr. Ledebour aus Dorpat Adalbert v. Chamisso die Reise mit; ihn hatten Rudolf und Lichtenstein vorgeschlagen; Dr. Eschholtz stand ihm als Zoolog und Arzt zur Seite und der dänische Physiker und Geolog v. Wormskiold schloß sich bis Kamschatka an. Endlich betheiligte sich als Maler Choris, der die bekannte Reise Marschalls v. Biberstein nach dem Kaukasus mitgemacht hatte. Seine Mannschaft durfte K. aus den besten der russischen Marine aussuchen. Am 30. Juli waren endlich alle Vorbereitungen beendigt und stach der „Rurick“ unter russischer Kriegsflagge in See. Er war als Zweimaster gebaut und mit 8 Kanonen bewaffnet worden. Am 28. October wurde in Teneriffa gelandet, am 12. December S. Catarina an der brasilianischen Küste angelaufen, am 1. Febr. 1816 Kap Hoorn umschifft und das Schiff befand sich nun auf dem Boden seiner eigentlichen Arbeit, welcher es vom 11. Febr. bis 8. März an der chilenischen Küste (Bai von Concepcion), oblag. Die folgenden 4 Monate wurden der Untersuchung von Salas, der Osterinsel und Hundeinsel, den am 20. und 23. April entdeckten Romanzoff-, Spiridoff-, Krusenstern- und Rurick-Inseln, der Penrhyns-Inseln, der am 21. Mai entdeckten Suwarow- und Kutusow-Inseln (Karolinen-Gruppe) gewidmet. Am 19. Juni lief der „Rurick“ in die Owatscha-Bucht auf Kamschatka ein, wo er bis zum 15. Juli verblieb. Von hier aus wurde nun die Hauptaufgabe in Angriff genommen mit der Aufnahme der Berings-Insel, der Entdeckung der Schischmareff-Bai und der Saritscheff-Insel, des großen Kotzebue-Golfes, 67° 30′ N. B., welcher zuerst für die gehoffte Durchfahrt gehalten wurde. Da indessen die Jahreszeit bereits zu weit vorgeschritten schien, kehrte K. Ende August um, indem er den Kotzebue-Golf als Zufluchtshafen für seine ferneren Polarforschungen bestimmte, begab sich nach der Laurentius-Insel, nach Illuluk (7. September), nahm vom 1. October bis 1. November Vorräthe in San Francisco (Kalifornien) ein, verweilte den letzten Theil des Jahres in der Sandwich-Gruppe und entdeckte am 1. Januar 1817 in 10° 8′ N. B. die Neujahrs-Insel, kurz darauf die südlichere Otdia und in 9° 6′ eine ganze Gruppe unbekannter Inseln, die er nach Tschitschagoff nannte und fernerhin einen großen Theil der Korallen-Inseln, welchen man heute den Gesammtnamen Radak beizulegen pflegt. Nach Untersuchung der Inseln Suwaroff und Kutusoff nahm er neuerdings den Kurs nach Norden, erreichte nach stürmischer Fahrt, auf welcher der „Rurick“ am 13. April schwer litt, am 24. April neuerdings Unalaschka und ging in Begleitung von 15 Alëuten nach Norden, um die Forschung nach der Nordwestdurchfahrt wieder aufzunehmen. Aber schon in der Beringsstraße zwangen ihn die für seine Gesundheit schädlichen Folgen eines bei einem Sturme empfangenen Stoßes auf die Brust, umzukehren, und er ging nun neuerdings nach dem Felde seiner Entdeckungen in der Karolinen-Gruppe, wo er die Heyden-Inseln (9° 51′ N. B.) entdeckte. Am 17. December traf er in Manila ein, am 31. März in der Tafelbai und am 3. August 1818 ankerte der „Rurick“ in der Newa gerade vor dem Palast des Grafen Romanzoff. Ueber die geographischen Ergebnisse dieser Reise, welche, wie alle Entdeckungen oder Berichtigungen von Insellagen, in der soviel durchforschten, aber lange Zeit kartographisch schwer vernachlässigten Inselflur des Stillen Oceans angefochten wurden, hat Krusenstern in den Gött. Gel. Anzeigen eine Abhandlung veröffentlicht, in welcher er für die meisten der von K. benannten Inseln und Gruppen wenigstens die hohe Wahrscheinlichkeit feststellt, daß sie von diesem zuerst gesehen worden sind; für einige aber auch, wie z. B. die Spiridoff-Insel und den östlichen Theil der Rurick-Gruppe die Identität mit Vyron’schen und Cook’schen Entdeckungen fast sicher nachweist. Neben den eigenen Entdeckungen ist die Beseitigung einer Anzahl von mißverständlichen Landeinzeichnungen ein nicht minder zweifelloses Verdienst dieser Reise, [783] vorzüglich die Beseitigung der Insel Gwyn (bei Salas y Gomez), der Baumann’s- und Roggewein’s-Inseln, die Berichtigung falscher Längen zwischen den Gilberts- und Marshall-Inseln sind hervorzuheben. Dieser Fachmann zollt vorzüglich der Kotzebue’schen Erforschung der Radak-Gruppe die größte Anerkennung, indem er sagt: „Er ist der erste Seefahrer, welcher es gewagt hat, diese von Korallen umkreiste See zu befahren, und ich glaube nicht, mir eine Parteilichkeit zu Schulden kommen zu lassen, wenn ich behaupte, daß sowol bei der Durchforschung dieser gefährlichen Inseln, als auch bei der Revision der für den Seefahrer gleich gefährlichen Houten’schen und Roggewein’schen Inseln, Lieutenant K. einen so unerschrockenen Muth und eine so große Beharrlichkeit, verbunden mit so vieler seemännischer Gewandtheit, gezeigt hat, daß er in dieser Hinsicht wol dem berühmten Flinders zur Seite gestellt werden kann“. Mit Eifer lag K. den Messungen der Luft- und Meerestemperatur ob und seine betreffenden Angaben sind von der Wissenschaft reichlich benutzt worden. Auch seine Schilderungen der Völkerverhältnisse, denen er sich offenbar mit besonderem Interesse zuwandte, beruhen auf guter Beobachtung, wiewol in sie noch etwas von der sentimentalen Auffassung eines G. Forster oder St. Pierre vernehmlich hineinklingt. Bis zu einem gewissen Grade ist auch der Reichthum ethnographischer, botanischer und zoologischer Beobachtungen, welche die von Chamisso und Eschholtz bearbeiteten Theile der Reiseschilderung umschließen, mit das Werk Kotzebue’s, wobei freilich nicht verschwiegen werden soll, daß Chamisso über die Behandlung, welche er selbst während der Reise seitens Kotzebue’s erfuhr und die verstümmelte Form, in der seine Beobachtungen in dem gemeinsamen Reisebericht mitgetheilt wurden, bittere Klage geführt hat. Chamisso’s „Reise um die Welt“ ist bekanntlich an vielen Stellen eine wenig verhüllte Anklage gegen Kotzebue’s Charakter und wissenschaftliches Verständniß und selbst gegen seine Führung der Expedition. Vieles in diesen Beschuldigungen ist kleinlich, unbedeutend, anderes durch fachmännische Urtheile entkräftet; was bleibt, zeigt, daß K. nicht die kräftige Natur besaß, um den Stößen einer Polarfahrt zu widerstehen und das Kränklichkeit manchmal seinen Gleichmuth und sein Urtheil trüben konnte. Vor allen war aber sein Schiff für diese großen Unternehmungen zu schwach. Im Gegensatz zu Chamisso sch1oß sich der zweite Naturforscher der Expedition, Eschholtz, eng an K. an und machte dann auch die zweite Reise Kotzebue’s um die Welt mit. Aber sicher ist es nicht Kotzebue’s Schuld allein gewesen, wenn der Wunsch sich nicht erfüllte, den Chamisso noch in einem Brief aus Chile d. 25. Febr. 1816 ausspricht: „Ich würde stolz sein, einen Freund an ihm zu behalten, wenn ich aus dem Verhältniß eines Untergebenen trete.“ Anfangs der 20er Jahre tauchte in Rußland der Plan einer neuen wissenschaftlichen Schiffsreise auf und K. wurde 1823 zum Befehlshaber eines zu diesem Zwecke auszurüstenden Schiffes „Predpriatie“ (Unternehmung) ernannt. Leider schoben sich aber zwischen den Gedanken und seine Ausführung auch hier fremdartige Pläne ein, die zuletzt der Reise einen vorwiegend handelspolitischen Zweck, nämlich die Versorgung der nordpacifischen Niederlassungen mit Vorräthen und die Verhinderung des an den russisch-amerikanischen Küsten blühenden Schleichhandels, zuwiesen. Doch wurde K. die Wahl des Weges freigestellt und auf wissenschaftliche Arbeiten bei der Ausrüstung Rücksicht genommen. Mit 145 Mann, worunter Eschholtz, Preus, Lenz und Hofmann als Naturforscher und v. Siegwald als Arzt, verließ das Schiff am 28. Juli a. St. Kronstadt, lief am 2. November in Rio de Janeiro ein, umschiffte am 5. Januar Kap Hoorn und legte am 16. in Talcaguana (Chile) an. Vom 2. März bis 6. Juni verweilte die Expedition in den Gruppen der Gefährlichen Inseln, der Palliser und Greigh-Inseln, auf Otaheiti, auf den Schiffer- und Radak-Inseln, wobei [784] einige kleine neue Entdeckungen gemacht z. B. die Insel Predpriatie in 15° 58′ S. B. (die in dieser Gegend bei 14° 32′ entdeckte Insel Kordinkeff war schon von Freycinet entdeckt), andere ältere vorzüglich von der ersten Fahrt Kotzebue’s und derjenigen Bellingshausen’s neu geprüft und berichtigt. Längenbestimmungen, Höhenmessungen u. dgl. angestellt wurden. Am 8. Juni wurde Peter Pauls-Hafen erreicht, am 10. August Neuarchangelsk, am 27. September San Francisco, von wo aus zu Lande die russische Niederlassung Roß besucht wurde und am 14. December die Hawaii-Gruppe, von wo aus am 31. Januar 1825 die Nordreise neuerdings angetreten ward. In Neuarchangelsk blieb nun die Expedition 5 Monate, um ihrer Function, der Verhinderung des Schmuggels, obzuliegen und trat dann am 9. August ihre Rückreise über die Pescadores und verschiedene bis dahin unbekannte Gruppen in der Nordkette des Nalik-Archipels an, die die Namen Rimski-, Korsakoff-, Eschholtz- und Bromes-Inseln erhielten, über die Marianen und Philippinen, berührte Manila, St. Helena und ließ am 10. Juli 1826 auf der Rhede von Kronstadt die Anker fallen. „Wenn meine Leser“, schließt K. seinen Bericht von dieser Reise, „einigen Antheil an mir nehmen, so wird es ihnen nicht gleichgültig sein zu erfahren, daß mein allergnädigster Kaiser und Herr mir durch Gnadenbezeigungen seine Zufriedenheit zu erkennen gegeben hat, und daß ich meine Frau und Kinder nach der langen Trennung gesund und wohl antraf“. K. benutzte die Jahre nach seiner Rückkehr zur Ausarbeitung seines Reisewerkes, welches als „Neue Reise um die Welt in den Jahren 1823, 1824, 1825 und 1826“, 1830 deutsch und russisch in 2 Bänden erschien. Er bezeichnet in der Vorrede selbst den nicht rein wissenschaftlichen Zweck dieses Buches, indem er sagt, daß sie größtentheils solchen Lesern gewidmet sei, welche in der Beschreibung seiner früheren Reise, abgesehen von dem wissenschaftlichen Inhalt, Unterhaltung gefunden hätten, „alle blos nautischen Notizen, welche sie langweilig machen könnten, sind bis auf die nöthigsten weggelassen worden“. So ist denn in der That diese Reisebeschreibung ein nicht blos lesbar, sondern interessant geschriebenes Buch, außer dem Selbstbeobachteten mit ausführlichen Schilderungen des Zustandes ganzer Länder, wie Brasilien, Chile, Neu-Kalifornien oder sonst bemerkenswerther Flecke Erde, wie der Pitcairn-Insel, versehen, und der Wissenschaft ist nur ein Raum von 34 Seiten eingeräumt, welchen Eschholtz’s Uebersicht der zoologischen Ausbeute einnimmt. Leider sind aber im Wunsche lebhaft und fesselnd zu sein, die Schilderungen öfters etwas mehr farbenreich als fachlich genau und eingehend ausgefallen, und bringt die viel zu häufig etwas breit hervortretende Abneigung gegen die Missionäre in der Südsee einen räsonnirenden Zug in das Ganze, der keineswegs angenehm wirkt. K., der sich 1829 aus dem Dienste zurückzog, überließ die Bearbeitung der wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise hauptsächlich Emil Lenz, was den physikalischen, und Fr. Eschholtz, was den zoologischen Theil anbetrifft. Lenz’s Tiefseebeobachtungen auf dieser Reise sind epochemachend gewesen. K. veröffentlichte selbst nur einen kurzen Aufsatz über Pitcairn-Insel (Hertha 1828). Er starb in tiefer Zurückgezogenheit am 15. Febr. 1846 zu Reval.

Die beiden Reisebeschreibungen. Chamisso’s Reise um die Welt. v. Recke, Allgem. Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon, 1829, II.